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Gute Küche

Die Geschichte hinter dem Punschkrapfen

Was die abenteuerliche Seefahrt mit dem in Österreich so beliebten, rosafarbenen Traditionsgebäck zu tun hat.

Eine beschwipste Mehlspeise, der Punschkrapfen. (Foto: Mauritius Images)
Foto: Mauritius Images
Eine beschwipste Mehlspeise, der Punschkrapfen.

Text: Julia Kospach

Es könnte sein, dass das Wort Rum aus einer Kurzform des lateinischen saccharum für Zuckerrohr entstanden ist. Wahrscheinlicher aber ist eine andere, viel farbenprächtigere Herkunftsgeschichte. Darin geht es um Matrosen und Hafenspelunken und um den Tumult, den das traditionelle Lieblingsgetränk von Seeleuten aller Couleurs hervorzurufen imstande ist – wenn, ja, wenn man zu viel davon erwischt.

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Rezept Punschkrapfen (Bild: Eisenhut & Mayer)

Der Punschkrapfen ist ein klassisches Gebäck aus Wien. Er wird aus feinem Biskuitteig und einer süßen Fülle aus Marmelade und Rum hergestellt und anschließend mit einer rosafarbenen Punschglasur überzogen. Unwiderstehlich gut, nicht nur für Naschkatzen.

So ein ordentlicher alkoholgeschwängerter Krawall heißt auf Englisch nämlich rumbustion oder rumbullion. Diese Slangausdrücke gelten als die wahrscheinlichsten Namensgeber des Rums. Damit wären wir auch schon bei Wilhelm Busch, der uns folgenden Reim warnend mit auf den Weg gibt: „So geht es mit Tabak und Rum: Erst bist du froh, dann fällst du um.“ Ehemals wurde das durch Rum hervorgerufene Rumkugeln sogar amtlich gefördert: Nicht nur die großen Seefahrernationen zahlten ihren Marinemännern noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein einen Teil ihres Lohns in Rum aus.

Servus Mondpost
Brauner Rum in der Glasflasche. (Bild: Ingo Eisenhut)

Rum ist ein Branntwein, der aus Zuckerrohrmelasse oder anderen Zuckerrohrbestandteilen hergestellt wird. Zuerst farblos, werden ihm beim Brennen würzende Aromen zugesetzt. Durch die Lagerung in Eichen- oder gebrauchten Sherryfässern bekommt er Farbe und zusätzliches Aroma. In Österreich und Deutschland entstand Anfang des 19. Jahrhunderts Inländer-Rum als Ersatzprodukt für den teuren Import-Rum aus Zuckerrohr. (Bild: Ingo Eisenhut)

Doch weil in den Donauländern die Seefahrt keine allzu große Tradition hat, die Mehlspeisküche hingegen sehr wohl, fand der Rum in einer sehr viel gebändigteren Form Eingang in die Herzen und Bäuche der Menschen: als hochprozentige aromatische Zutat zu Süßspeisen aller Art.

Wer würde bestreiten, dass erst der Rum dem schokoladigen Kern von zuckerlrosa glasierten Punschkrapferln das gewisse Etwas verleiht? Oder dass eine Malakofftorte keine ist, wenn Biskotten und Biskuitboden nicht kurz durch Rum gezogen wurden?

Weitere unwiderstehliche Rezepte mit Rum finden Sie in der Februar-Ausgabe des Servus-Magazins.

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