Weisenbläser, Gaal, Rosenkogel, Murtal, Servus Sommerfrische
Foto: Csilla Berdefy

Servus-Sommerfrische im Murtal – Tag 5: Klingende Weisen und köstlicher Käse

An Tag 5 unserer herrlichen Woche im Murtal lassen wir die Höhepunkte noch einmal Revue passieren, lauschen andächtig den feinen Tönen der Gaaler Weisenbläser und verkosten den prämierten Steirerkäs von Monika Mühlthaler.
Text: Doris Demmer

Zum letzten Mal in dieser Woche werden wir frühmorgens von Hahn Herbert geweckt. Sein Krähen klingt noch verschlafen, und das Gefieder ist etwas zerzaust nach der Nacht. Aber die wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne lassen schnell alle Müdigkeit vergessen. Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der „Murtaler Traditionen” die wir hautnah erleben dürfen.

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Brauchtum in der Gaal

Anfangs zaghaft, dann zunehmend kraftvoller und lauter erklingen die Töne, die Hubert Reumüller seinem goldglänzenden Flügelhorn entlockt. Der Wind trägt sie zu den umliegenden Bergen empor, die den Hall zurückwerfen und so die Melodie auf magische Weise nachschwingen lassen.

Wir befinden uns auf einer saftig grünen Almwiese, umgeben von grasenden Milchkühen am Fuße des Rosenkogels. Vor uns das Viergespann der Gaaler Weisenbläser, mit Flügelhorn, Tenorhorn, Posaune und Tuba in den Händen. „In dieser Formation treten wir bereits seit 37 Jahren auf. Wir sehen einander teilweise öfter, als wir unsere Frauen sehen“, erzählt Hubert Reumüller lachend. Er ist der Obmann des Musikvereins Gaal und organisiert jedes Jahr das Gaaler Weisenblasen.

Servus Mondpost

Das Weisenblasen findet alljährlich am vierten Sonntag im August statt, auf Maria Loretto nahe dem Sommertörl. Gespielt wird meist in einer Viererkonstellation. Die Veranstaltung ist in der Blasmusikszene längst keine Unbekannte mehr und hat sich einen bedeutenden Namen gemacht. Hunderte Musiker und Zuhörer zieht es aus ganz Österreich zu diesem Termin in die Gaaler Bergwelt. So auch diesen Sonntag, den 28. August 2022, wenn es wieder heißt: „No amoi obeblas’n!“

In guten Jahren kommen bis zu fünfzehn Bläsergruppen aus dem ganzen Land zu diesem Musikfest, das eine Menge zu bieten hat: Die Wanderung auf den Berg mit musikalischer Untermalung, eine andächtige Bergmesse, das Klangerlebnis und den abschließenden geselligen Teil darf man sich wie ein Zeltfest ohne Zelt vorstellen. Das Beisammensitzen findet weiter unten an einer Weggabelung unter freiem Himmel statt. Für einen Tag werden hier Essens- und Getränkestände, Tische und Sessel aufgebaut. Permanenten Wetterschutz gibt es keinen, wenn es zu regnen beginnt, wird eben früher Schluss gemacht.

Weisenbläsertreffen, Weisenbläser, Murtal, Servus
Foto: Manuela Machner
Das traditionelle Weisenbläsertreffen findet immer mehr Zuspruch.

Demut vor dem Liedgut

Andächtig und sehr gemütlich geht es beim Weisenblasen zu. Volksweisen werden von einem Bläser-Quartett in instrumentaler Fassung vorgetragen. Da höchstens zwei Strophen gespielt werden, sind die Stücke kurz, prägnant und oft auch ein wenig wehmütig. Dieses Gefühl überkommt auch uns ein bisschen, während wir in den Genuss eines exklusiven Hörspiels kommen. „Zum Weisenbläser bedarf es einer soliden Grundausbildung. Ansatz, Tonbildung, Ansprache, Intonation und mehr muss man beherrschen. Aber was noch wichtiger ist, wir müssen ein Gespür füreinander entwickeln, damit wir wie aus einem Guss wirken“, erklärt Hubert. Weisenblasen steht also ganz unter dem Dschungelbuch-Motto „...mit Ruhe und Gemütlichkeit“.

Ruhig und entspannt lassen auch wir den Vormittag wortwörtlich ausklingen, bevor es zu Mittag zur unserer letzten Station im Murtal geht – zu kulinarischen und handwerklichen Höhepunkten in die Schaukäserei von Monika Mühlthaler.

So ein (Steirer) Käse!

Hoch droben in der schönen Gaal, mit einer fantastischen Aussicht auf die gegenüberliegenden bewaldeten Hügel und eine Schafherde, die hangabwärts im Gänse- oder eher Schafsmarsch dahin trottet, liegt der Bauernhof von Monika und ihrer Familie. Freundlich werden wir nicht nur von der sympathischen Bäuerin selbst, sondern auch von allerlei Getier begrüßt. Links nimmt eine quakende Laufente ein erfrischendes Bad im Wasserschaffel, rechts sonnen sich zwei dicke Schweine im Außengehege ihres Stalls. Und während wir uns schon Richtung Bauernhaus wenden, wagt sich auch ein kleines Kälbchen ins Freie, dem wir eine Willkommens-Streicheleinheit natürlich nicht abschlagen können. Wohlwollend gedankt wird es uns mit – dank der langen Kälbchenzunge – feuchten Unterarmen. Diese werden aber ohnehin gleich gründlich gewaschen, denn wir dürfen in Monikas Käsewerkstatt Hand anlegen und mehr über die Herstellung des berühmten Steirerkäs erfahren.

Mit Lab und Seele

Kaum haben wir einen Fuß über die Türschwelle gesetzt, weht uns auch schon ein würziger Duft um die Nase. Es riecht nach warmer Milch, Kümmel und, wie könnte es anders sein, Käse! Aber nicht irgendeinem Käse. Hier wird der gschmackige Murtaler Steirerkäs gemacht. Monikas wichtigste Zutat: Hingabe. Und zwar bei jedem Arbeitsschritt. „Ich mache jeden Tag rund acht Kilogramm Steirerkäs. Das muss man bei der Menge schon gern machen“, scherzt die Besitzerin der Steinwenderhütte – die gleich neben der Käserei liegt und wo man das goldene Käseglück gleich verkosten kann. In ihrem Betrieb verarbeitet Monika aber nicht nur den Murtaler Steirerkäse, sondern auch zahlreiche Produkte aus der eigenen Landwirtschaft.

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Foto: TVB Murtal
Die Steinwenderhütte ist eine idyllisch gelegene Jausenstation.

So wird der Murtaler Steirerkäs hergestellt:

  1. In großen blechernen großen Milchkannen befindet sich bereits saure Magermilch. Hierfür wurde kuhwarme Milch zentrifugiert und dann zwei bis sechs Tage stehen gelassen, bis sich weiß-bröseliger Topfen gebildet hat.

  2. Das entstandene Gemisch aus Topfen und Molke wird in einem großen Topf bei rund 40 Grad erhitzt, bis sich Topfen und Molke getrennt haben.

  3. Danach wird der sogenannte „Kasbruch“ in ein Baumwolltuch gegossen und über einem Abtropfgefäß aufgehängt. Tipp von Monika: „Am besten eignen sich frische Baby-Stoffwindeln dafür.“

  4. Ist die Molke abgeflossen, wird das Tuch mit dem Bruch gründlich ausgepresst.

  5. Anschließend darf es sich der Kasbruch zwei bis drei Tage in einer Schüssel zum Trocknen bequem machen. Bei uns darf es gerne etwas schneller gehen, deswegen hat Monika für uns einen bereits trockenen Bruch zur Hand.

  6. Dieser wird nun nochmals mit einem Löffel aufgelockert und kommt mit einem guten Stück frischer Butter in die heiße Pfanne, die bereits auf dem alten mit Holz geheizten Ofen steht.

  7. Nun dürfen wir das Schauspiel aus nächster Nähe beobachten, wie der gelbe Kasbruch langsam schmilzt und sich mit der Butter verbindet. Wichtig: immer rühren, damit nichts anbrennt!

  8. Ist die Masse zähflüssig und zieht schöne Fäden, wird sie mit Salz, Pfeffer und Kümmel verfeinert.

  9. Ein paar Mal umgerührt, dann kommen noch zwei Handvoll frischer Topfen dazu. „Das sind die weißen Augen, quasi das Erkennungsmerkmal des handgemachten Murtaler Steirerkäs”, erklärt Monika.

  10. Zu guter Letzt füllen wir den flüssigen Käse in eine mit Folie ausgeschlagene Form und stellen ihn in den Kühlschrank zum Festwerden. Das dauert ungefähr einen halben Tag.

So lange wollen wir und unsere knurrenden Mägen aber nicht warten. Das sieht die patente Bäuerin sofort ein und zaubert einen bereits fertigen Käse hervor, den sie am Vortag kühl gestellt hat. Verkosten dürfen wir ihn auf einem frischen Butterbrot am hölzernen Jausenbrettl – und wir müssen zugeben: Die Murtaler-Gaumengenüsse sind unvergleichlich!

Murtal – i mog di

Gut gestärkt ziehen wir in der Sonne sitzend Resümee: Die Sommerfrische im Murtal hat uns viele neue Eindrücke beschert, unsere Nasen im Kräuterkompetenzzentrum Großlobming mit Kräuterduft erfreut, unsere Kehlen im Alpengasthof Sabathy mit süßem Zirbensirup erquickt, unsere Wadeln am Murradweg trainiert, uns schwindelerregende Höhepunkte am Judenburger Stadtturm erleben lassen und uns auf selbigem in strahlendes Sternenlicht getaucht. Wir haben beim Alpenminigolf ins Schwarze (Loch) getroffen, den gefühlt größten Picknickkorb der Welt vernascht und uns beim Anblick des glasklaren Großen Scheiblsees in der Schönheit der Natur verloren.

Zum Glück haben wir uns rechtzeitig zur Heimreise wiedergefunden und sagen nun „Pfiat di und baba, liebes Murtal.“ Schön wars, bis zum nächsten Mal!

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