Zirbe, Querschnitt, Zirbenzapfen, Murtal
Foto: Tomm Lamm

Servus-Sommerfrische im Murtal – Tag 1: Zu Besuch bei der „Königin der Alpen“

Voller Vorfreude starten wir unsere Reise ins schöne Murtal. Als die Berge am Straßenrand immer mehr werden und die Wiesen und Wälder immer grüner, wissen wir, jetzt müssen wir bald da sein.
Text: Lena Distelberger

Die „Königin der Alpen“ ist ein Nadelbaum aus der botanischen Familie der Kiefer. Obwohl schon sehr, sehr oft am Papier davon gelesen, ist es für viele von uns das erste Mal, dass wir sie in ihrer natürlichen Umgebung sehen.

Manchen ist der Baum vielleicht besser unter einem anderen Namen bekannt: Arve, Zirbel, Zirbelkiefer, Pinus cembra oder eben einfach Zirbe. Sie wächst ab einer Seehöhe von 1.500 Metern in den Alpen. Deswegen müssen auch wir hoch hinaus, um den sagenumwobenen Baum in Natura zu sehen.

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Zirbe, Zirbenprinzessin, Zirbenprinz, Murtal, Servus
Foto: Katharina Mitterlehner
Zirbenprinzessin Julia mit Zirbenprinz Michael.

Zirbenhoheiten am Fuße des Zirbitzkogels

Unser erstes Ziel ist daher der Alpengasthof Sabathy auf 1.621m in Obdach. Hier begrüßt uns die Zirbe schon beim Hereintreten in allen Ecken. Links und rechts stehen allerlei Zirbenprodukte, auf der Budel liegt ein Schlüsselanhänger in Form eines Zirbenzapfens, und direkt daneben der bereits für die kommenden Wintermonate frisch angesetzten Zirbenschnaps. Begrüßt werden wir in der Zirbenstube, die einen herrlichen Blick auf die Zirbenwälder vor der Tür bietet. Die beiden Zirbenhoheiten Zirbenprinz Michael und die Zirbenprinzessin Julia reichen uns zur Begrüßung ein erfrischendes "Zirbenkracherl" aus selbstgemachtem Zirbensirup. Spätestens jetzt ist klar, unter welchem Thema der heutige Tag steht: Wir tauchen ganz tief ein die faszinierende Welt der Zirbe.

Servus Mondpost

Über diese gibt es auch einiges zu erzählen. Die Zirbenprinzessin Julia kennt sich bestens aus und glänzt mit ihrer Expertise. Kein Wunder, musste sie auch verschiedene Aufgaben erfüllen, um überhaupt offiziell in dieses besondere Amt gehoben zu werden und zu beweisen, dass sie des Titels würdig ist. Zirbenprinz Michael – zugleich unser Wirt – ist als Betreiber des Gasthofs am Fuße des Zirbitzkogels ohnehin bestens informiert über den Nadelbaum, der hier für so viele Dinge namensgebend ist.

Ein Blick in die urigen Stuben des Alpengasthofs Sabathy.

Gut zu wissen: Auch wenn kaum wo im Alpenraum so viele Zirbenbäume wachsen wie in der Gegend rund um den Zirbitzkogel, kommt der Name des Berges nicht von dem Nadelbaum. Vielmehr deutet der Name auf eine andere Pflanze hin – das rot blühende Heidekraut. Das Wort „zirbiza“ stammt nämlich ursprünglich aus dem Slowenischen und bedeutet soviel wie „Rote Alm“.

Was macht den Zirbenbaum so besonders?

Kaum ein Baum wächst langsamer als die Zirbelkiefer. Bis zur ersten Blüte kann es durchaus bis zu 50 Jahre dauern. Als Ausgleich kann der Baum besonders alt werden. Zirben werden teilweise über 800 Jahre oder älter. Das kommt auch daher, dass der Baum besonders witterungsbeständig ist. Die Zirbe trotzt Wind und Wetter, denn ihre Wurzeln sind stark und können sogar in Gesteinsspalten eindringen und sich so fest verankern. Das ist auch nötig, denn der Baum wächst erst ab einer Höhe von etwa 1.500m, und so weit oben kann es ganz schön stürmisch werden.

Das Holz der Zirbe ist relativ weich und wird besonders aufgrund seines waldig-harzigen Duftes geschätzt. Der in dem Holz enthaltene Duftstoff Pinosylvin ist nicht nur dafür verantwortlich, dass es gut riecht sondern sorgt auch dafür, dass sich Schädlinge dank der ätherischen Öle lieber vom Baum fern halten. Wir merken – alles in allem ein wirklich beeindruckender Baum.

Tipp: Sie wollen die Zirbe auch in der freien Natur erleben? Der Alpengasthof Sabathy ist ein idealer Ausgangspunkt für eine Wanderung durch die Zirbenwälder hinauf auf den Zirbitzkogel. Von dort oben hat man eine herrlichen Panormablick auf das gesamte Murtal. Im Winter geht's von hier auf Schneeschuh-Touren.

Zirbe, Zirbelkiefer, Zapfen
Foto: Stockphoto
Eine Zirbelkiefer mit Zapfen.

„Schnapseln“ auf Murtalerisch

Es ist kein Zufall, dass sich die Menschen in zirbenreichen Regionen schon seit jeher nicht nur mit dem Holz der Zirbe umgeben, sondern auch seine Essenz trinken. Abgesehen davon, dass sie an kalten Wintertagen von Innen wärmt, schwört doch so manch einer auf seine heilbringende Wirkung. Wir können auf jeden Fall bestätigen: Schmecken tut er hervorragend! Und nachdem wir so viel Neues gelernt haben, dürfen wir endlich selbst Hand anlegen.

Wir setzen Zirbenschnaps an

Die Herstellung von Zirbenschnaps, der aufgrund des nicht stattfindenden Destilationsprozesses eigentlich ein Likör ist, funktioniert im Prinzip ganz einfach. Man benötigt lediglich eine Alkoholbasis (z.B. Korn), Zirbenzapfen und Zucker – auf je einen Liter Alkohol kommen fünf Zapfen und ein Esslöffel Zucker.

  • Zunächst werden die Zirbenzapfen in grobe Stücke geschnitten und in ein verschließbares Gefäß geben.

  • Dann wird der Zucker hineingestreut und der Alkohol darüber gegossen.

  • Danach kommt wohl der schwerste Teil: Geduld beweisen. Der Ansatz muss nämlich für 6-8 Wochen ziehen, bevor er genossen werden kann. Gut Ding‘ braucht halt Weil‘!

Die einzelnen Schritte der Zirbenschnapsherstellung in Bildern.

Bleibt bloß noch die Herausforderung, wie man denn an die Zirbenzapfen – in der Region auch liebevoll Zirbentschurln genannt – kommt. Denn, das Pflücken der Früchte in öffentlichen Wäldern direkt vom Baum ist nicht erlaubt. Nicht nur, weil es riskant ist, an die Zapfen zu kommen, die in der Regel an den äußeren Zweigen hängen. Zudem besteht die Gefahr, die Bäume oder sich selbst durch das Erklettern zu verletzen. Sprich, es dürfen nur Zirbenzapfen gesammelt werden, die bereits auf den Boden gefallen sind. Diese sollten dann möglichst rasch und auf jeden Fall tagesfrisch verarbeitet werden. Aber Achtung: zum Teil ist die örtliche Sammelmenge auf nur drei Zapfen pro Tag begrenzt, es ist also ratsam sich vorab bei der lokalen Forstverwaltung zu informieren.

Unkomplizierter ist es daher den fertigen Zirbenschnaps bei Produzenten zu kaufen, die sich darauf spezialisiert haben. Oder Sie machen es wie wir und fahren selbst in das schöne Murtal, um den Zirbenschnaps mit einem echten Experten vor Ort gemeinsam machen.

Tipp: Der Zirbenprinz setzt mit Ihnen auch gerne Ihren ganz persönlichen Zirbenschnaps an. Das Erlebnis am Fuße des Zirbitzkogels kann bereits ab einer Anzahl von zwei Personen gebucht werden.

Seetalblick, Murtal, Servus
Foto: Katharina Mitterlehner
Das Restaurant „Seetalblick“ macht seinem Namen alle Ehre.

Süße Versuchung mit atemberaubender Aussicht

Beschwingt von dem harzigen Duft der Zirbe (und vielleicht auch ein bisschen vom Zirbenschnaps) starten wir weiter zu unserer zweiten Station, dem Gasthof & Pension "Seetalblick" auf 1260m im Murtaler St. Wolfgang.

Kaum geparkt, kommen wir schon nicht mehr aus dem Staunen heraus. Von der Restaurantterrasse mit kleinem Teich aus hat man einen traumhaften Ausblick auf die Seetaler Alpen mit seinem höchsten Punkt, dem Zirbitzkogel. Was für ein Panorama! Und schaut man um die Hausecke, sieht man hinter dem Vogelbeerbaum die hauseigenen Schafe zufrieden auf der Weide grasen. Die Wirte legen besonderen Wert darauf im Einklang mit der Natur zu kochen, und so wird nicht nur selbstverständlich regional eingekauft, sondern die Tiere werden zum Teil auch selbst gehalten.

Der Gasthof & Pension "Seetalblick" hat 2020 eröffnet und bezaubert mit minimalistisch-alpinem Charme.

Die Wirtin Iva begrüßt uns mit einem einnehmenden Lächeln und einer ganz besonderen Murtaler Erfrischung - „Thalheimer Heilwasser“ aus dem ältesten Gesundbrunnen der Steiermark. Danach weiht sie uns in die Geheimnisse ihrer Küche ein: regionale Zutaten, Geschick und Leidenschaft, aber vor allem viel Geduld. Und das schmeckt man!

Gemeinsam kochen wir in der Gasthofküche herrlich flaumige Topfenknödel und dazu einen mit Zirbenschnaps veredelten Zwetschkenröster. Und was sollen wir sagen? - Die Mehlspeise hat uns so gut geschmeckt, dass wir innerhalb kürzester Zeit wieder vor leeren Tellern gesessen sind. Sogar so gut, dass wir unmöglich fahren konnten, ohne Iva ihr Rezept (siehe oben) zu entlocken. Wir können es nur wärmstens empfehlen!

Tipp: In den sogenannten "Highlights" unseres Instagram-Kanals (die runden Reiter unterhalb der Profilbeschreibung) haben wir unsere Sommerfrische in zahlreichen Videos dokumentiert, sodass man einen noch lebhafteren Eindruck von unseren Erlebnissen erlangt.

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