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Handwerk

Von der Sommelière zur Tischlerin

Lisa Metzdorff, die junge Tischlerin aus dem Schnalstal, die als gelernte Sommelière ihre Nase nicht mehr vom Zirbenholz lassen kann.

Von der Sommelière zur Tischlerin (Bild: Stefan Pfeiffer)
Foto: Stefan Pfeiffer
Von der Sommelière zur Tischlerin

Wer denkt, Betriebe werden immer von der älteren Generation an die jüngere weitergegeben, wird im Südtiroler Schnalstal eines Besseren belehrt. Lisa Metzdorff ist erst Ende Zwanzig und hat bereits vor sechs Jahren ihren eigenen Betrieb aufgebaut. Nur drei Jahren später haben ihre Eltern die Berufe an den Nagel gehängt und sind zur Gänze mit eingestiegen.

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Die feine Nase einer Sommelière

Ursprünglich war der Plan der jungen Frau aber ein anderer: Die Familie Metzdorff stammt vom Bodensee, Lisa ist in der Nähe von Überlingen aufgewachsen. Vor 12 Jahren beschlossen die Eltern, nach Südtirol zu ziehen, die Tochter legte ihr Abitur ab und folgte der Familie schließlich ins wunderschöne Schnalstal an der Südseite der Ötztaler Alpen. Im Tal trägt der Tourismus maßgeblich zum Wohlstand der Bewohner und Bewohnerinnen bei und auch Lisa Metzdorff war hier in der Gastronomie tätig, machte die Ausbildung zur Sommelière und schulte ihre Nase für die feinsten Gerüche.

Die Säge im Wald

Schicksalhaft für ihren weiteren Weg war eine Entdeckung des Vaters: Der gelernte Modellbautischler stieß inmitten des Waldes eines befreundeten Bauern auf eine alte Säge. Früher wurde hier das geschlägerte Holz an Ort und Stelle dank Wasserkraft verarbeitet. Der Finder beschloss, die Säge zu restaurieren und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nachfolgenden Generationen sollten sehen können, mit welch einfacher und doch genialer Technik früher gearbeitet wurde, war die Intension.

Servus Mondpost

Gelegenheit macht erfinderisch: So beschlossen Vater und Tochter, nachdem sie schon so nahe am Holz waren, kleine Gegenstände aus duftendem Zirbenholz herzustellen und an die heimische Gastronomie zu verkaufen.

Der Duft des Zirbenholzes ist einmalig und die Haptik faszinierend. Riechen, fühlen, handwerklich arbeiten und irgendwo zurück zum Ursprung zu gelangen, tut unglaublich gut.
Lisa Metzdorff

Die Liebe zur Zirbe

In kürzester Zeit entwickelten sich die Zirbenprodukte zum Selbstläufer. Lisa Metzdorff ergriff die Gunst der Stunde, kündigte ihren Job in der Gastronomie und machte sich mit einer kleinen Schnitzwerkstatt selbstständig. Die alte Säge ist übrigens immer noch nicht ganz fertig, sind Lisas Eltern doch voll uns ganz im Unternemen der Tochter eingespannt.

Das Holz stammt von eben jenem Waldbesitzer mit der alten Säge und er verkauft ausschließlich an die Familie Metzdorff. Dabei werden die Stämme zwei bis vier Jahre direkt im Wald auf ganz natürliche Weise getrocknet. Das Ergebnis ist ein unglaublich qualitätsvoller Rohstoff, der mit viel Aufwand und Geschick zu dekorativen Gegenständen, hübschen Zirbenherzen und zu maßgefertigten Möbelstücken verarbeitet wird. Geliefert wird persönlich.

Wir schaffen es immer noch, hochwertig zu arbeiten, auch wenn der Aufwand groß ist“, macht Lisa Meztdorff keinen Hehl daraus, dass es in der heutigen Wirtschaftswelt nicht leicht ist zu überleben. Aber billig im Ausland zu produzieren? Das kommt für die Familie nicht in Frage. Das heimische Holz strahle eine besondere Kraft, einen Geist aus, und die Arbeit mit der Natur stehe an oberster Stelle.

Selbst die Holzabfälle werden verwertet. Eine befreundete Firma in Österreich verarbeitet alles, was an Zirbenästen und –spänen anfällt, zu wertvollem Zirbenöl.

Hin zu mehr Achtsamkeit

Für die Zukunft wünscht sich Lisa Metzdorff mehr Bewusstsein für den Wert der traditionellen Handwerkskunst, der regionalen Wertschöpfung und damit Verständnis, für einen angemessenen Preis.

„Wir haben alles und eigentlich viel zu viel. Ich würde mir in einigen Bereichen ein ‚weg von der Technik’ und ein Hin zu mehr Achtsamkeit in Bezug auf wo und was wir kaufen wünschen“, so Lisa Metzdorff, die trotz -oder vielleicht gerade aufgrund - ihres jungen Alters in unserer Abhängigkeit von der Globalisierung ein großes Risiko sieht. „Wer weiß, ob wir nicht mal in große Schwierigkeiten geraten, wenn mit der Weltwirtschaft etwas passiert. Das Wissen um altes Handwerk macht mich autonom und selbstbewusst.“

Und auch wenn Lisa Metzdorff davon überzeugt ist, dass das Schnalstal nicht ihr „letzter Stopp“ im Leben sein wird, ist sie eine jener Personen, die aktiv und mit viel Engagement zu einem echten Umschwung beitragen.

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