Hauptspeise

Mexikaner mit Risibisi

Wie die vermeintlich namenlosen Kalbsrouladen der Großmutter von Achim Schneyder getauft wurden, und warum sein Vater eine Jahrzehnte zurückliegende Essenseinladung bis vor wenigen Wochen verschwiegen hat.

Mexikaner mit Risibisi, Kalbsroulade
Foto: Stephanie Golser
Die österreichische Hausmannskost überzeugt jeden Fleischgenießer.  

Mexikaner waren bei uns Pflichtprogramm, wenn die Oma in Salzburg war. Und als Erwachsener kochte ich sie nach. Recht frei nach der Oma.

Wie aus Omas Kalbsrouladen Mexikaner wurden

Der Kollege aus dem Nebenzimmer erzählte jüngst eine Geschichte, wonach er die böhmischen Blini erfand und was das mit seiner Oma zu tun hat. Da überlegte ich, ob nicht vielleicht auch ich irgendein Rezept für mich in Anspruch nehmen dürfe. Nach kurzem Grübeln kam ich jedoch zum Schluss: Fehlanzeige.

Oder doch nicht? „Zumindest hast du, da warst du sieben oder acht Jahre alt, einem Rezept seinen Namen gegeben“, half mir mein Vater auf die Sprünge. Und dann erinnerte auch ich mich wieder. Die Sache war die: Ich, der ich mit den Eltern in Salzburg lebte, hatte eine Klagenfurter und eine Wiener Oma. Und immer wenn meine Eltern aus beruflichen Gründen länger nicht in der Stadt waren, reiste die Wiener Oma an, um auf mich aufzupassen. Und um mich zu bekochen.

Eines Tages kredenzte sie mir etwas, das ich so zuvor noch nie bekommen hatte und das gar wunderbar geschmeckt hat. Gut, Risibisi war mir nicht fremd, aber dieses Fleisch mit dieser Sauce war, zumindest in diesem Moment, das Beste, was ich bis dahin je in meinem Leben gegessen hatte.

„Wie heißt denn das?“, wollte ich von der Oma wissen. „Gefüllte Kalbsrouladen“, erklärte sie mir. „Aber das ist doch kein Name“, entgegnete ich. „Dann musst du einen erfinden.“ Die Rouladen waren durchaus pikant. Oder war es die Sauce? Egal. Zu dieser Zeit jedenfalls zählte auch die mexikanische und ebenfalls oft scharfe Spezialität Chili con Carne zu meinen liebsten Speisen, und so sagte ich zur Oma: „Ich nenne deine Rouladen Mexikaner.“

Andere Kalbsrouladen, gleicher Name

„Ich muss dir aber noch etwas sagen“, sagte mein Vater im eingangs erwähnten Gespräch. „Als wir zu jener Zeit, als du die Rouladen von der Oma Mexikaner getauft hattest, bei Freunden eingeladen waren, gab’s Kalbsrouladen. Und die Gastgeberin nannte sie Mexikaner, was wir dir verschwiegen haben.“ Nachträglich betrachtet stimmt mich das ein wenig traurig. Aber ich bin sicher: Die von der Oma waren besser.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Februar 2019 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

Autor: Achim Schneyder

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MengeZubereitungszeitGesamtzeit
4 Portionen30 Minuten1:30 Stunden
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Zutaten
4Kalbsschnitzel (à 120 g)
Salz, Pfeffer
2mittelgroße Zwiebeln
2–3 Stück(e)Essiggurken
60 ggekochter Schinken
4 Stück(e)scharfe Pfefferoni
2 ELscharfer Senf
griffiges Mehl zum Wälzen
3 ELSonnenblumenöl
2 ELglattes Mehl
2 TLParadeismark
125 mlWeißwein
350 mlRindssuppe
150 mlObers
Für das Risibisi
80 gweiße Zwiebel
30 gButter
500 mlklare Hühnersuppe
200 gLangkornreis
250 gtiefgekühlte Erbsen
Salz, weißer Pfeffer, Muskat
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Zubereitung
  1. Kalbsschnitzel leicht klopfen und mit Salz und Pfeffer würzen.

  2. Zwiebeln schälen und mit Essiggurken, Schinken und Pfefferoni klein schneiden.

  3. Alles mit Senf verrühren, auf die Schnitzel streichen und einrollen.

  4. Rouladen mit Mehl stauben und in Öl rundum scharf anbraten.

  5. Fleisch aus dem Topf geben und das Mehl im Bratensatz kurz rösten. Paradeismark einrühren, mit Wein ablöschen und mit Suppe und Obers aufgießen. Rouladen in die Soße legen und zugedeckt ca. 45 Minuten bei geringer Hitze schmoren.

  6. Für das Risibisi Zwiebel schälen, fein hacken und in Butter glasig anschwitzen. Mit Hühnersuppe aufgießen, den Reis einrühren und zugedeckt kochen, bis der Reis noch Biss hat. Erbsen zufügen, würzen und ziehen lassen, bis der Reis fertig ist.

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