Zwei Kinder in Sachsen im Advent.
Foto: TMGS/ Czech Vibes

Weihnachtszauber in Sachsen: Tradition, Brauchtum und Kultur

Festlich geschmückt und in winterlicher Atmosphäre laden die Urlaubsdörfer Sachsens und ihre Weihnachtsmärkte zum Verweilen ein. Ob eine Schlossführung, ein Besuch am Weihnachtsmarkt oder Spaziergänge im Schnee: Hier wird Adventszauber lebendig.
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Wenn die ersten Schneeflocken fallen und der Duft von gebrannten Mandeln und würzigem Glühwein die Luft erfüllt, verwandelt sich das deutsche Bundesland Sachsen in ein wahres Weihnachtswunderland. Die charmanten Urlaubsdörfer der Region werden zu lebendigen Bühnen jahrhundertealter Bräuche, meisterlicher Handwerkskunst und besinnlicher Rituale. Vereint werden sie mit viel Festlichkeit und kulinarischen Schmankerln auf den stimmungsvollen Weihnachtsmärkten. Während eines vorweihnachtlichen Kurzurlaubs laden sie dazu ein, innezuhalten und den Zauber des Advents in all seinen Facetten zu genießen.

Dresden: Ein Fest für alle Sinne

Die Entdeckungsreise beginnt am ältesten Weihnachtsmarkt der Welt, dem Striezelmarkt in Dresden. Umgeben von der beeindruckenden Kulisse des Dresdner Altmarktes und des Kulturpalastes Dresden, befindet sich der seit 1434 bestehende Markt im Herzen der Stadt. An den hübsch geschmückten Ständen können Besucher erzgebirgische Handwerkskunst und Herrnhuter Sterne bewundern, die ein perfektes Souvenir für zu Hause sind. Kinder können ihr eigenes Pflaumentoffel basteln – einen Glücksbringer aus getrockneten Pflaumen – der ein typisches Symbol der Dresdner Weihnacht ist. Gegen die kalten Temperaturen werden reichlich Punsch und sächsischer weißer Glühwein angeboten.

Vom Stollenfest bis zur Lebkuchenzeit

Neben den kulinarischen Klassikern wie Maroni und Bratwurst ist Dresden im Winter für zahlreiche weitere Spezialitäten bekannt. Eine davon ist der berühmte Dresdner Christstollen. Das sächsische Weihnachtsgebäck wurde erstmals 1474 urkundlich erwähnt und gehört Jahr für Jahr auf den weihnachtlichen Kaffeetisch. Die Komposition aus saftigen Rosinen, fruchtigem Orangeat, feinen Gewürzen und bitteren Mandeln macht das Rezept so einzigartig. Allen voran hat die Form und die Puderzuckerschicht auf dem Stollen einen christlichen Hintergrund – sie symbolisieren das in Tücher gewickelte Christkind. Gebührend zelebriert wird diese Spezialität beim alljährlichen, feierlichen Anschnitt des größten Stollens beim Dresdner Stollenfest am 6. Dezember.

Ein weiterer süßer Höhepunkt auf dem Striezelmarkt ist der Pulsnitzer Pfefferkuchen, der beim gleichnamigen Dresdner Pfefferkuchenfest am 7. Dezember im Mittelpunkt steht. Das leckere Gebäck hat seinen Ursprung im 12. Jahrhundert im Kloster, wo es mit der Gewürzmischung aus Nelken, Zimt und Anis als besonders verdauungsfördernd und krampflösend galt. Auch heute noch wird der „Lebkuchen“ in sogenannten „Pfefferküchlereien“ in Pulsnitz unweit von Dresden mit viel Liebe und Sorgfalt nach einem altbewährten Verfahren hergestellt.

Tipp für Hobbybäcker:

Neben der Vielzahl an regionalen Schmankerln freuen sich die Besucher besonders über eine Kostprobe des Dresdner Christstollens. Alle, die sich vorab selbst ein Bild vom vollmundigen Geschmack des traditionellen Gebäcks machen möchten, finden auf der offiziellen Website das Grundrezept.

Seiffen: Bergbau, Bräuche und Besinnlichkeit

Wenn inmitten der verschneiten Hügel des Erzgebirges die Schwibbögen die Fenster erleuchten, Adventslieder und Kirchenglocken erklingen, legt sich ein malerischer Zauber über das Spielzeugdorf Seiffen. Im Dorf, das wie kein anderes für die Tradition der erzgebirgischen Holzkunst steht, zieht der jährliche Weihnachtsmarkt bis zum 21. Dezember und das ganze Jahr über Besucher in seinen Bann. Spürbar wird dies während eines Spaziergangs durch die verwinkelten Gassen. Bunte Nussknacker und kunstvoll verzierte Pyramiden säumen die Straßen von Seiffen.

Um mehr über das Handwerk zu erfahren, lohnt sich ein Besuch im Freilichtmuseum Seiffen. Die Tradition reicht bis weit in die Zeit zurück, als der Bergbau im Erzgebirge begann. Durch den zurückgehenden Bergbau entstanden aus dem vorhandenen Grubenholz Symbole wie Engel und Bergmann, Räuchermännchen und Schwibbögen. Letztere haben bis heute die typische Form eines Bergwerkstollens und stehen für das Licht, das bei der schweren Arbeit unter Tage schmerzlich vermisst wurde. Heute können Besucher sowohl traditionelle als auch moderne erzgebirgisches Holzkunst bewundern. Es entstehen neben den typischen Räuchermännchen auch Surfer, Skifahrer und berühmte Fußballspieler.

Tipp für Handwerksliebhaber:

Höckendorf, nahe Dresden gelegen, lädt Weihnachtsfans und Kunstliebhaber in die Schauwerkstatt STRACOS ein. Aufwändig inszenierte Weihnachts- und Themenwelten begeistern Dekoliebhaber und bieten die Chance, das eine oder andere Stück als Schmuck fürs eigene Wohnzimmer mit nach Hause zu nehmen. Wechselnde Schauvorführungen geben Einblicke in die handwerklichen Fertigkeiten, und Groß und Klein haben die Möglichkeit, ihre eigene Kreativität unter Beweis zu stellen.

In Seiffen lebt die Kunst des Handwerks weiter – jedes Stück erzählt von Tradition, Leidenschaft und liebevoller Handarbeit.

Im Herzen des Erzgebirges

Betrachtet man die Geschichte des Erzgebirges genauer, wird schnell deutlich, dass der Bergbau und die natürlichen Ressourcen der Natur schon immer eine wichtige Rolle im Leben der Bewohner spielten. Jährliche Bergparaden, wie auch die Parade in Annaberg-Buchholz, erinnern an diese Zeit. Die Tradition der Mettenschichten, welche die letzte Schicht unter Tage vorm Heiligabend symbolisiert, sind heute feierliche Zeremonien in Bergmannstracht mit typischen sächsischen Speisen und Glühwein, Weihnachtsliedern und einem Bergsegen. Erleben kann man diese herzerwärmende Tradition im Molchner Stolln im malerischen Bergdorf Pobershau. Diese und weitere Bräuche sind ein wichtiger und fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit in Sachsen.

Aller guten Dinge sind neun

Für den kleinen oder großen Hunger halten Seiffen und Umgebung auch einige weniger bekannte regionale Köstlichkeiten bereit, die Genießer überraschen. Dazu zählt beispielsweise auch das „Neunerlei“. Dieses Gericht wird in der Weihnachtszeit serviert und besteht aus neun verschiedenen Speisen, die jeweils eine bestimmte Bedeutung haben. So steht Holundersuppe für die Gesundheit, Klöße für Geld und Sauerkraut für eine gute Ernte im neuen Jahr. Zu finden ist das neunteilige Gericht unter anderem auf der Speisekarte vom „Bunten Haus“.

Tipp für noch mehr Abwechslung:

Abseits der Christkindlmärkte warten auf die Besucher in Seiffen zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Schauwerkstätten.

Die sächsische „Neunerlei“ ist mehr als nur ein Festmahl – es ist gelebtes Brauchtum.

Rammenau: Barockstil trifft auf Weihnachtsstimmung

Nordöstlich von Dresden und mitten in Sachsen liegt die idyllische Ortschaft Rammenau, die mit viel barocker Eleganz und Weihnachtsstimmung begeistert. Der Advent wird hier im Schloss Rammenau mit der „Nikolausmanufaktur“, einem Weihnachtsmarkt, gebührend eingeläutet. Regionale Kunsthandwerker bieten ihre Werke aus Holz und Wachs an, und auf die kleinen Besucher warten kreative Mitmach-Stationen. In der Gesindeküche wird außerdem der historische Holzbackofen angeheizt, in dem Butterplätzchen gebacken werden. Wer auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk ist, wird bei den vielen Keramik-, Kräuter- und Schmuckständen fündig.

Das Schloss ist als Zeitzeuge des Barocks und auch als ganzjähriger Veranstaltungsort bekannt. Eine davon ist die Dauerausstellung „Kuhstall und Silberteller – Alltag und Adel in Rammenau“. Für Abwechslung sorgen zudem Konzerte und Führungen durch die Räumlichkeiten.

Das Schloss Rammenau im Winter voller Schnee von außen.
Foto: TMGS
Während eines Rundgangs im Schlossgarten bestaunen Besucher ganzjährig, auch im Advent, das Barockschloss Rammenau.

Schleife: Sorbische Traditionen erleben

In Schleife, wo die sorbische Kultur seit Jahrhunderten gelebt wird, wird die Adventszeit in der gesamten Ortschaft auf besondere Weise gefeiert, unter anderem auch auf dem stimmungsvollen sorbischen Weihnachtsmarkt. Hier dürfen regionale Keramik und Baumschmuck mit sorbischen Mustern nicht fehlen. Gegen den Hunger bieten Stände typisch sorbische Leckereien, wie hausgemachte Plinsen, Klöße und Backwaren an.

Ein weiterer Höhepunkt ist das Schleifer Christkind, das auf Sorbisch „dźěčetko“ genannt wird. Anders als der Weihnachtsmann bringt es keine großen Geschenke, sondern segnet die Kinder und Erwachsenen. Dazu verteilt es kleine Gaben wie Nüsse, Äpfel und Pfefferkuchen. Ein Merkmal ist die blaue Schleife, die seit der ersten Friedensweihnacht 1918 getragen wird. Es wird feierlich in der Kirche gesegnet, nachdem es jedes Jahr am ersten Advent im Sorbischen Kulturzentrum Schleife über zwei Stunden lang angekleidet wird. Auch am 6. Dezember, dem Nikolaustag, besucht es in Begleitung von zwei Mädchen die Bewohner des Ortes und ist auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs.

In Schleife gehen 2 Mädchen mit dem Sorbischen Christkind durch das Dorf.
Foto: Dittrich Weisflog
Die Tradition des Sorbisches Christkinds ist fest im Leben der Bewohner von Schleife verankert.

Schwarzkollm: Magie im Advent

Auch im benachbarten Schwarzkollm verwandelt sich die berühmte KRABAT-Mühle in einen magischen Ort, an dem Mystik und weihnachtliche Stimmung aufeinandertreffen.

Zwischen den historischen Gebäuden und umgeben von winterlicher Natur erwartet Groß und Klein ein umfangreiches Programm. An ausgewählten Tagen bis zum 21. Dezember entführt der KRABAT’s Lichtzauber in die magische Welt der KRABAT-Sage. Bei einer visuellen und akustischen Erzählreise werden die faszinierenden Geschichten der Sagenwelt für die ganze Familie lebendig. Das gemütliche Backhaus der KRABAT-Mühle verwandelt sich dafür in eine Weihnachtsbäckerei. Gemeinsam werden dort kreative Lebkuchenhäuser gebaut und Erinnerungen geschaffen. Ab dem 28. Dezember startet dann das "KRABAT-Magica – eine magische Rauhnacht", ein Theater- und Erlebnisprojekt über die sagenumwobene Gestalt Krabat und die mystischen Traditionen der Raunächte.

Doch woher stammt das Wort KRABAT eigentlich? Der Name ist eng mit den ortsansässigen Geschichten des Zauberlehrlings Krabat verbunden. Laut der Überlieferung hat sich der junge Mann gegen seinen Meister und die Macht der Schwarzen Magie aufgelehnt und so seine Freiheit erlangt. Die daraus entstandenen Sagen vereinen Themen wie Gut und Böse, Freiheit, Freundschaft und die Verbindung zur sorbischen Identität und Geschichte.

Tipp: Für den passenden Überblick über die zahlreichen Veranstaltungen sorgt der Veranstaltungskalender der KRABAT-Mühle.

Oybin: Mittelalterliches Flair in der Oberlausitz

Mit viel Charme erwärmt Oybin/Lückendorf im Winter die Herzen der Besucher. Höhepunkte im sprichwörtlichen Sinn sind die beeindruckenden Ruinen des Burgareals und Klosters Oybin hoch über dem Ort. Der Ortskern am Fuße des Berges verwandelt sich im Advent in einen stimmungsvollen Weihnachtsmarkt mit viel Charakter. Ganz oben auf dem Programm stehen eine Feuershow am Teich, ein lebendiger Adventskalender in der wunderschönen Bergkirche und verschiedene weihnachtliche Leckereien wie Glühwein und Pulsnitzer Lebkuchen.

Die Oybiner Bergkirche mit ihrem Inventar im Stil des Bauernbarock bietet in der Adventszeit eine Reihe von besinnlichen Veranstaltungen an. Ein weiterer Höhepunkt ist die „Kaiserweihnacht“ mit einem Kostümumzug hinauf auf die Burg und einer Andacht in der Klosterkirchen-Ruine.

Zabelitz: Idylle und Romantik im Barockstil

Wer die idyllische Ruhe und Naturverbundenheit sucht, ist in Zabelitz nahe Großenhain genau richtig. Ob bei einem Spaziergang durch den verschneiten Barockgarten im Ort oder beim Genuss einer sächsischen Kartoffelsuppe im Dorf – Zabelitz wird im Winter zu einem Ort für Herz und Seele. Besonders zauberhaft wird es, wenn die „Palais-Weihnacht“ im Barockgarten ihre Tore öffnet. Inmitten der historischen Kulisse laden liebevoll gestaltete Stände mit regionalen Köstlichkeiten und weihnachtlicher Musik in einer romantischen Kulisse zum Verweilen ein.

Festliche Weihnachtsmärkte, herzerwärmende Gerichte und mystische Sagen – die Urlaubsdörfer und umliegenden Regionen Sachsens sorgen für viel Weihnachtsstimmung und unvergessliche Eindrücke im Advent. Sie laden zu Kurzurlauben mit der Familie, Wochenendreisen mit Freunden oder zum Kennenlernen in der Natur ein.