Vorspeise

Kartoffelsuppe mit Schwammerl und Eierstich

Die Kartoffelsuppe mit getrockneten Pilzen und Ei aus der Küche der Kärntner Oma von Anja Kröll wärmt bis heute auf eine ganz spezielle Weise. Nun verrät sie auch uns das Geheimrezept, damit uns die Suppe auch genauso gut gelingt.

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Foto: Ingo Eisenhut
Die wärmende Kartoffelsuppe gibt mit dem Eierstich und den Schwammerln richtig aus!  

Die Küche meiner Oma war der Raum der unbegrenzten Freiheit meiner Kindheit. Mehrgenerationenhaushalt würde man heute dazu sagen.

Im Kärntner Bergdorf der Achtzigerjahre brauchte die Normalität keine Deklaration. Das Haus hatte mein Opa erbaut. Oben, im ersten Stock, lebte ich mit meinen Eltern, unten die Großeltern.

Dieses „unten in der Küche“ war mein Reich: Ich durfte lärmen, während der Vater im ersten Stock nach der Nachtschicht schlief. Auf dem Diwan toben, der normalerweise für den Opa reserviert war, und mit der Oma die schwarzen Vögel vor dem Fenster beobachten.

In meiner Erinnerung war meine Oma der Inbegriff der Küche. Denke ich an sie, sehe ich sie ausschließlich in diesem Raum: Große weiße Oma-Locken, dazu stets eine Kleiderschürze. Besonders die mintgrüne mit den weißen Knöpfen verhieß: Jetzt wird gekocht.

Die „Alles ist gut“-Kartoffelsuppe

Doch kein Rezept verbinde ich so sehr mit ihr wie ihre Kartoffelsuppe. Diese cremige, dicke Suppe, die einen auf ihre ganz spezielle Weise von innen wärmt. Ein Seelenstreichler, der mit jedem Löffel das Versprechen abgibt, alles wird gut. Vielmehr: Alles ist gut.

Für ihre Zubereitung wurde der Holzofen ganz in der Früh angefeuert, damit die Suppe auch in Ruhe dahinköcheln konnte.

  • Dann machte sich die Oma ans Schneiden: Speck, Zwiebel, Karotten, die geschälten Kartoffeln.

  • Aus dem obersten Regal der Kredenz holte sie die getrockneten Steinpilze oder Eierschwammerl, die bereits im Sommer mit den ehrfürchtigen Worten „die kommen in die Kartoffelsuppe“ sorgfältig von der Pilzausbeute zur Seite gelegt worden waren.

  • Dazu der Geruch von Nelken, Lorbeer, Majoran und Thymian.

Ganz zum Schluss, wenn schon die Suppenteller auf dem Tisch standen, wurde der Eierstich, der die Kartoffelsuppe in ihrem Zentrum krönte, zubereitet. Zehn Minuten beobachtete ich wie hypnotisiert durch den gläsernen Deckel des Topfes die Masse aus Milch und Ei beim Aufgehen. Omas mahnende Stimme im Ohr: „Ja nicht den Deckel abnehmen!“ Sonst würde das Gesamtkunstwerk in sich zusammenfallen.

Bis heute ist das Rezept für die Kartoffelsuppe auf einem kleinen vergilbten Notizblock mit braunem Filzstift festgehalten. Meine Mutter hat es dort vor 35 Jahren niedergeschrieben und in ihre Küchenschublade gelegt. Für diese Geschichte hat sie den Block an mich weitergegeben. Mehrgenerationenrezept. Er liegt jetzt in der Kredenz meiner Küche. Direkt neben Omas mintgrüner Kleiderschürze mit den weißen Knöpfen.

Zum Autor: Anja Kröll, geborene Mallnitzerin und Leiterin der „Kurier“-Redaktion Kärnten, isst die Kartoffelsuppe ihrer Oma am liebsten ganz dick, was ihre Mutter, eine Anhängerin dünner Suppen, verzweifeln lässt.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Dezember 2021 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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MengeZubereitungszeitGesamtzeit
4 Portionen15 Minuten1 Stunde
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Zutaten
1 Handvollgetrocknete Eierschwammerl oder Steinpilze
80 gZwiebel
50 gSpeck
1Karotte
300–400 gKartoffeln
Öl
1,5 lWasser
1Nelke
1Lorbeerblatt
3Körner Neugewürz
1zerdrückte Knoblauchzehe
1 ELMajoran
1 TLThymian
1 PriseSalz
1 PrisePfeffer
Für den Eierstich
4Eier
0,5 lMilch
Salz
Muskatnuss
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  1. Die getrockneten Schwammerl in lauwarmem Wasser einweichen. Zwiebeln und Speck klein schneiden. Karotte in Scheiben und Kartoffeln in grobe Würfel schneiden.

  2. Schwammerl gut ausdrücken und hacken.

  3. Zwiebeln, Speck und Schwammerl kurz in etwas Öl anrösten. Kartoffeln und Karotte dazugeben und mit Wasser aufgießen (evtl. einen Gemüsebrühe-Würfel dazugeben). Gewürze zufügen und die Suppe bei mittlerer Hitze ca. 30 Minuten köcheln lassen.

  4. Am Schluss mit einem Kartoffelstampfer leicht zerdrücken.

Zubereitung des Eierstichs

  1. Eier mit Milch, Salz und Muskat versprudeln und in einen Topf mit Deckel geben.

  2. Bei geringer Hitze zugedeckt in ca. 15 Minuten stocken lassen, dabei den Deckel nicht abheben.

  3. Mit einem Löffel den Eierstich ausstechen und in die heiße Suppe im Teller legen.

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