Hauptspeise

Reisauflauf

Wie mit einer in Wien zubereiteten Omama-Süßspeise: dem Reisauflauf die Kärntner Kindheit von Julia Kospach versüßt wurde.

Reisauflauf, Pfanne, Gabel, Rosinen
Foto: Ingo Eisenhut
Mit Staubzucker bestreut ist der warme Reisauflauf mit Rosinen unwiderstehlich.  

Als kleines Mädchen im Volksschulalter gehörte ich einer Kärntner Kinderrunde an, die regelmäßig in selbst errichteten Baumhäusern am Ufer der Drau zusammentraf, um dort über so wichtige Ereignisse wie die Abhaltung des nächsten Fahrradwettrennens zu beratschlagen.

Wenn ich bei Einbruch der Dunkelheit, verschwitzt und staubig, ins Haus gerufen wurde, gab es wochentags Dinge zum Abendessen, die alle Kenner regionaler österreichischer Küchen verlässlich mit Kärnten assoziieren: Sterz mit warmer Milch. Oder – unvermeidlich – Kärntner Kasnudeln mit von Hand gekrendelten Rändern.

Feiertags aßen wir honigtropfenden, süßen Reindling mit Schinken und Kren und dazu saure Suppe. Kombinationen, über die mein nicht Kärntner Bekanntenkreis bis heute den Kopf schüttelt. Ich liebte diese Gerichte und tue es immer noch.

Der süße Reisauflauf der Wiener Omama

An den Wochenenden hingegen änderte sich unsere kulinarische Lage jeweils dramatisch. Denn jeden Freitagabend gegen acht kehrten in Person meines Wiener Vaters Wiener Sitten bei uns ein. Aus dem Inneren einer damals schon vorsintflutlich anmutenden Arzttasche aus steifem, dunkelbraunem Leder mit Messingbeschlägen förderte er Wochenende für Wochenende Dinge zutage, die ich, lange bevor ich selbst das erste Mal nach Wien kam, mit Wien zu verbinden lernte. Einen Bund blank geputzter Silberlöffel vom Tandler zum Beispiel.

Vor allem aber fanden sich in den Untiefen der Ledertasche auch gefährlich wabernde, zugeknotete Plastikbeutel mit gekochtem Beuschel, dick in Alufolie eingewickelte Tortenhälften oder – und darauf lauerten wir wie Raubtiere – ein süßer Reisauflauf.

Die Segnungen aus der väterlichen Tasche stammten von der Wiener Großmutter, die uns regelmäßig als begnadete Köchin angepriesen wurde. Die Wiener Omama selbst blieb für uns Kinder eine weitgehend unbestimmbare Größe. Sie besuchte uns nie, wir besuchten sie selten.

  • Aber ihr Reisauflauf! Ach, der Reisauflauf! Süß und sämig, mit dick aufgequollenen, butterweichen Reiskörnern, die eingebettet waren in eine ideal gestockte Creme aus Milch und Ei, Zucker und Zimt, Vanillezucker und Butter, jeder Menge Rosinen und mit einem leichten Zitronenaroma.

Aus der Ledertasche fand dieser süße Kindertraum stets in eine gläserne Jenaer Auflaufform und von dort ins Backrohr zum Aufwärmen. Vorm Sichtfenster des Backrohrs hockte ich gemeinsam mit meinen Brüdern und wartete, bis die Herrlichkeit warm genug war, um von uns verschlungen zu werden. Alles daran schmeckte paradiesisch und sehr, sehr wienerisch. Nur eins gäbe es zu beklagen, wie jeder weiß, der wie ich mit zwei Brüdern aufgewachsen ist: Es gab nie genug davon.

Zum Autor: Julia Kospach, aufgewachsen in Villach, lebt in Wien und im Salzkammergut und ist ständige Servus-Autorin. Sie isst um vieles lieber, als sie selbst kocht. Ihr Glück: Sie ist mit einem passionierten Meisterkoch verheiratet.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im November 2021 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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MengeZubereitungszeitGesamtzeit
4 Portionen50 Minuten2 Stunden
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Zutaten
0,5 lMilch
Mark von 1 Vanillestange
1 PriseSalz
80 gRundkornreis
1 TLZimt
1 TLRum
100 gZucker
60 gButter
4Eier (Größe M)
50 gRosinen
Außerdem
zerlassene Butter für die Form
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Zubereitung
  1. Milch mit Vanillemark und Salz aufkochen, den Reis unter Rühren einrieseln lassen. Bei geringer Hitze etwa 30 Minuten ausquellen lassen und vom Herd nehmen. Die Masse lauwarm abkühlen lassen und Zimt und Rum einrühren.

  2. Backrohr auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.

  3. Die Hälfte des Zuckers mit Butter schaumig rühren. Eier trennen und die Dotter nach und nach unter die Buttercreme rühren. Buttermischung unter die erkaltete Reismasse rühren. Eiweiß zu einem geschmeidigen Schnee schlagen und den restlichen Zucker ganz langsam einrieseln lassen. Den Eischnee mit Rosinen luftig unter die Reismasse heben.

  4. Eine Auflaufform mit ca. 20×30 cm mit Butter ausstreichen.

  5. Reismasse in die Form füllen und im Ofen 25–30 Minuten backen.

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