Hauptspeise

Dillsauce mit Knödeln

Klaus Haselböck hat uns eines seiner Lieblingsgerichte, die seine Omi für ihn gekocht hat, verraten. Und damit die Knödel mit Dillsauce erst so richtig gut schmecken, werden noch hart gekochte Eier darüber gestreut.

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Foto: Stephanie Golser
Wenns richtig gut werden soll, dann kommen in die Serviettenknödel noch eine Prise Muskatnuss.  

Mysteriöse Völker, Rübezahl und reich gefüllte Töpfe

Von den Pantuken habe ich erstmals durch meine Omi gehört und danach nie wieder. Es müssen Menschen mit sehr wenig Ordnungssinn sein, zumindest brachte sie die Lebensart dieses mysteriösen Volks immer wieder mit meinem Zimmer in Zusammenhang. Dass sie jemals deren Heimat besucht hat, bezweifle ich heute. Die größte Reise ihres Lebens führte sie aus dem schlesischen Neisse ins niederösterreichische Senftenberg.

Im bescheidenen Gepäck hatte sie – sehr zu meiner späteren Freude – das Wissen um die vielseitige Küche ihrer Heimat: ein Potpourri aus pikanten Fleischgerichten, Vegetarischem und warmen Süßspeisen. Ihr Kochen war eine Hommage an Schlesien. Entsprechend skeptisch stand sie den kulinarischen Neuerungen Mitteleuropas gegenüber: Ein Cordon bleu kam ihr ebenso wenig in die Pfanne wie ein Gulasch in den Topf.

„Das kochen wir nicht bei uns“, entgegnete sie noch dreißig Jahre nach ihrer Ankunft im Niederösterreichischen, wenn wir Kinder nach Spaghetti fragten.

Warum auch? Mit Königsberger Klopsen, Apfelspalten, Streuselkuchen mit Mohn und den herrlich saftigen Knödeln mit Dillsauce, in der Eier wie kleine Schiffe schwammen, konnte sie uns allemal motivieren, den Baumhausbau zu unterbrechen.

Der Dill kam aus ihrem Kräutergarten, ihrem kleinen Paradies, das sie wie Rübezahl, der sagenhafte Hüne aus dem Riesengebirge, gegen jeden unachtsamen Eindringling verteidigte. Dass sie dort säte und für den Mittagstisch erntete, war für sie so selbstverständlich wie der achtsame Umgang mit allem: Ihre Einkaufstasche begleitete sie ein halbes Leben, das Fahrrad, das sie schon in bescheidenem Zustand übernommen hatte, immer noch Jahrzehnte.

Anders als bei der legendären Tante Jolesch, die bei ihren Krautfleckerln auf Verknappung setzte, war bei Omi und ihrer Küche stets mehrals genug da: So reichlich ihre Töpfe gefüllt waren, so unerschöpflich war ihre Liebe zu uns.

Zum Autor: Klaus Haselböck lebt bei Wien und bewegt sich privat gerne dort, wo längst kein Dill mehr wächst. Als Teil der Chefredaktion von „Bergwelten“ darf er sogar beruflich auf Gipfel steigen.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im April 2020 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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MengeZubereitungszeitGesamtzeit
4 Portionen10 Minuten45 Minuten
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Für die Serviettenknödel
150 mlMilch
Salz, Muskatnuss
250 galtbackene Semmel
3Eier (Größe M)
40 gzerlassene Butter
Butter zum Braten
Für die Dillsauce
2 ELButter
1kleine gepresste Knoblauchzehe
2 ELMehl
300 mlheiße klare Gemüsesuppe
400 mlMilch
1–2 TLSenf
Salz, Muskatnuss
150 gSauerrahm
1großer Bund gehackter Dill
Außerdem
4gekochte, gehackte Eier
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Zubereitung
  1. Für die Serviettenknödel Milch mit Salz und Muskatnuss leicht erwärmen.

  2. Die Semmeln in Scheiben oder kleine Würfel schneiden und mit gewürzter Milch über­gießen. Die Eier trennen und die Dotter mit der Butter unter die Brotscheiben mengen. Die Eiweiße halbsteif schlagen und mit einem Holzlöffel luftig unter die Brotmasse heben.

  3. Aus der Masse eine dicke Rolle formen und inein angefeuchtetes Küchenhangerl ein­wickeln. Die Enden mit Spagat zubinden. In leicht gesalzenem Wasser unter dem Siede­punkt ca. 25 Minuten köcheln.

  4. Serviettenknödel in fingerdicke Scheiben schneiden und in Butter goldbraun anbraten.

  5. Für die Dillsauce Butter in einem Topf schmel­zen, Knoblauch und Mehl zugeben und kurz anrösten. Mit Suppe ablöschen und gut ver­rühren. Milch angießen und alles 10 Minuten köcheln lassen. Mit Senf, Salz und Muskat ab­schmecken. Sauerrahm und Dill einrühren.

  6. Serviettenknödel und Dillsauce anrichten und mit gehackten Eiern bestreuen.

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