Entdecke das Reich des Königs Watzmann: Wanderlust, Kulinarik und Handwerkskunst in Berchtesgaden
So zeitlos wie der Watzmann sind auch die Wander- und Gaumenfreuden in Berchtesgaden. Ob Frühlings- oder Herbstwanderungen, die Natur, die regionale Kulinarik und die alte Handwerkskunst laden das ganze Jahr über zum Genießen ein.
Wer seinen Rucksack mit handgeknetetem Holzofenbrot, Almkäse von den Almen der Region und Speck aus dem Salzstollen füllt, dem sind kulinarische Höhenflüge umgeben von einem umwerfenden Bergpanorama garantiert. Wir stellen passend dazu Wanderungen, traditionelles Brauchtum und köstliche Spezialitäten vor.
1. Genusswandern: vom Frühling bis in den Herbst hinein
Während die Kirschblüten den Frühling willkommen heißen, leiten wenige Monate später bereits die bunten Blätter in ihrer vollendeten Farbpracht den Herbst ein. Das Schöne daran, es ist egal zu welcher Jahreszeit man im Berchtesgadener Land eine Wanderung unternimmt, ein Natur-Spektakel ist einem immer garantiert.
Wanderung 1: Voller Genuss auf den Soleleitungsweg in Ramsau
Gemächlich und begleitet von historischem Flair geht es auf dem Soleleitungsweg durch das Berchtesgadener Land. Auf der Sonnenterrasse des Bergsteigerdorfes Ramsau wandelt man auf fast ebenen Wegen auf den Spuren des einst 29 Kilometer langen Soleleitungsweg vom Salzbergwerk Berchtesgaden über Ramsau bis zur Saline in Reichenhall zurück. Der 1816/17 unter König Max I. erbaute Soleleitungsweg wurde zwar 1927 stillgelegt, Wanderer können sich aber über die gut erhaltenen Wege entlang der Trasse freuen. Ein kurzer begehbarer Tunnel und Holzröhren, sogenannte „Deicheln“, durch die früher die Sole floss, lassen die Geschichte aufleben.
Wanderung 2: Unterwegs auf dem Königsseer Fußweg
Der Königsseer Fußweg ist gemütlich und abwechslungsreich und somit ein schönes Erlebnis für die ganze Familie. Der smaragdgrüne Königssee bildet gemeinsam mit dem Watzmannmassiv das Herzstück des Nationalpark Berchtesgaden. Der Weg führt von Berchtesgaden entlang der Königsseer Ache in etwa 1,5 Stunden zum Südufer des Königssees. Ausgangspunkt der Wanderung ist der sogenannte Triftplatz, früher Umschlagplatz für das auf der Königsseer Ache und der Ramsauer Ache Richtung Berchtesgaden geflößte Holz. Mit dieser Transportmethode, Holztrift genannt, wurde das in den umliegenden Bergwäldern geschlagene Holz nach Berchtesgaden gebracht. Gebraucht wurde es hier überwiegend für die Salzgewinnung in den Salinen. Mehr Historisches, aber auch über Fische und Vögel, die hier am Fluss ihren Lebensraum haben, erfährt man auf den 23 Informationstafeln entlang des Fußweges.
Tipp: Im Anschluss des Königsseer Fußwegs kann auf ein Elektroboot der Bayrischen Seenschifffahrt zugestiegen werden, um den Ausflug perfekt ausklingen zu lassen.
Wanderung 3: Hoch hinaus auf zur Kneifelspitze
Der 1.152 Meter hohe, freistehende Berg ist im Frühling ebenso wie im Herbst gut zu begehen. Auf der Wanderung bietet sich ein einzigartiges Panorama über Berchtesgaden und das Watzmannmassiv, das meist noch unter einer Schneedecke schlummert.
Frühlingstipp – das Naturschauspiel der Kirschblüten im Kurgarten
Die gezähmte Natur begeistert im Kurgarten Berchtesgaden. Dort wo Springbrunnen, Wasserflächen und japanische Kirschbäume auf Frühlingsenthusiasten warten. Jedes Jahr im Frühjahr, etwa Anfang Mai, verwandeln rosafarbene Kirschblüten den Park in ein Blüten- und Farbenmeer. Sie führen uns die Vergänglichkeit vor Augen, denn die Bäume blühen nur knapp zwei Wochen. Scheinbar zeitlos erhebt sich nur der schneebedeckte Gipfel des Watzmann über die rosa Baumkronen.
2. Kulinarik im Scheinwerferlicht
Kulinarische Höhenflüge mit Bergpanorama: So schmeckt Berchtesgaden
Was gibt es schöneres, als nach Stunden an der frischen Luft ein paar regionale Gaumenfreuden zu entdecken? Der Salzbergbau hat im oberbayerischen Berchtesgaden eine jahrhundertealte Tradition und reicht bis in das zwölfte Jahrhundert zurück. Da verwundert es nicht, dass das weiße Gold in Berchtesgaden nicht nur auf Wanderwegen, sondern auch in Sachen Kulinarik eine wichtige Rolle spielt.
Speck aus dem Bauch des Berges
Wo sonst findet man schon Speck aus dem Bauch eines Berges? Im Salzbergwerk Berchtesgaden entfaltet der Salzstollen Speck sein kräftiges Aroma im einzigen EU-zertifizierten Lebensmittellager unter Tage. Ein findiger Metzgermeister aus der Region macht sich die perfekte Klimatisierung und die kühlen Temperaturen im Salzstollen zu Nutze. Die trockene, salzhaltige Luft führt dabei zur gleichen Salzkonzentration im Speck, wie wenn er auf herkömmliche Weise gesalzen werden würde.
Zwei Monate wird der Speck tief drinnen im Berg, 80 Meter unter Tage, bei 12 Grad Celsius luftgetrocknet – dann darf er uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Gin aus Berchtesgaden
Aber nicht nur der Speck kommt hier aus dem Salzstollen – auch Hochprozentiges reift zum Hochgenuss heran. In uralten Tonfässern lagert im 250 Millionen Jahre alten Salzstock der Miner’s Gin von der Enzianbrennerei Grassl. Mit seiner ausgeprägten Wacholdernote, feinen Gebirgskräutern, Blütenteilen und Wurzeln bringt er die aromatische Kraft der Berchtesgadener Bergwelt auf die Zungenspitze.
Würziges von der Alm
In den Geschäften der Enzianbrennerei Grassl gibt es nicht nur Hochprozentiges, sondern auch Würziges von der größten Alm in den Berchtesgadener Alpen. Umrahmt von den mächtigen Gebirgsstöcken Hocheis, den westlichen Ausläufern des Steinernen Meer und den Leoganger Steinbergen liegt die Kallbrunnalm. Sie ist das Zuhause vieler Almkühe, die den Sommer hier oben auf bis zu 1.650 Metern Höhe verbringen. Ihre Milch wird in einer eigenen von den Kallbrunner Almbauern betriebenen Käserei auf der Alm verarbeitet. Die kräuterreichen Wiesen und die Verarbeitung der Rohmilch sorgen für den ganz besonderen Geschmack des Kallbrunner Almkäses. Es gibt ihn pur oder mit Kräutern verfeinert, als Seehornkäse, Hochkranzkäse oder als würzigen, gereiften Bergkäse.
Regionaler Geschmack
Der Kallbrunner Käse ist auch im Sortiment des Vereins Ramsau Regional zu finden. Die Initiative „Heimisch & Fair“ vermarktet Produkte aus dem Berchtesgadener Land – alles frisch, saisonal, lokal und handgemacht. Das Motto ist Programm und so gibt es Lebensmittel wie Frischkäse, Brennesselsirup oder Bärlauchbutter, ein großes Käsesortiment und dazu Handwerk aus der Region. Zu finden sind die „Heimisch & Fair“-Produkte zum Beispiel auf dem Berchtesgadener Bauernmarkt, der jeden ersten und dritten Freitag im Monat das Sortiment des Wochenmarkts ergänzt.
So trifft man hier jeden ersten Freitag im Monat auch auf den mobilen Bauernstand der gelernten Bäckerin und Konditorin Verena Maier. Ihre Leidenschaft gilt aber nicht mehr dem Süßen, sondern ihren herzhaften Hofprodukten. Als Teil der Initiative „Guads von Do“ bietet sie eingelegten Frischkäse, Camembert, Gulasch und Rindssuppe nach alten Rezepten im Glas an. Die Idee hinter „Guads von Do“ ist es, heimischen Produzenten die Möglichkeit zu geben, ihre Produkte auf dem Berchtesgadener Bauernmarkt zu verkaufen, ohne, dass sie selbst anwesend sind. Die Produzenten stellen ihre Erzeugnisse zur Verfügung, den Verkauf übernehmen die jungen Damen von „Guads von Do“.
Bayerischer Genuss: Bitte zu Tisch!
Die Auswahl an malerischen Berghütten, urigen Gasthäusern und traditionellen Wirtshäusern ist groß. In der Lederstub’n am Berchtesgadener Marktplatz werden klassische Zutaten modern interpretiert. Zum Beispiel beim „Gschlamperten“ Burger, in dem Berchtesgadener Rind auf Meerrettich, Apfel und Kraut trifft, oder bei der gebratenen Forelle, serviert mit lauwarmem Kartoffel-Radiccio Salat. Die Zutaten sind alle so regional wie nur möglich – das gilt auch für die vegane Variante des Burgers mit Tofu aus Bayern. Nicht ganz vegan aber dafür garantiert aus der Region ist die mit Hirschleder überzogene Sitzbank in der Lederstub’n – tapeziert vom Lederhosenmacher, der im Stockwerk über dem Restaurant seine Werkstatt betreibt.
Mitten in der alpinen Idylle liegt in Anger ein traditionsreiches Wirtshaus. Im Goberg‘s stärken Wirt und Anwohner gemeinsam das Dorfleben – und lassen sich im gemütlichen Gasthaus oder dem Biergarten regionale Spezialitäten schmecken. Im Goberg’s finden Gäste nicht nur Gaumenfreuden, sondern auch eine Portion bayerisches Lebensgefühl.
3. Brauchtum und altes Handwerk hochleben lassen
Das Osterfest, eine Tradition und ihre (Farb-)Pracht: Am Palmsonntag, sieben Tage vor Ostern, werden die sogenannten Palmbuschn (Weidenzweige mit Palmkätzchen) mit bunten „Gschabertbandeln“, einem Schmuck aus Hobelspänen, verziert. Zum Mittagsläuten werden die Palmkätzchen-Sträuße auf die Felder der Höfe gesteckt. Kleinere Palmbuschen werden entweder auf die Gräber der Familien gesteckt oder nach Hause getragen, wo sie im „Herrgottswinkel“ ihren Ehrenplatz bekommen – sie sollen Hab und Gut der Menschen vor Blitzen schützen. Am Ostersonntag wird dann bei Tagesanbruch während der Heiligen Messe die Speisenweihe gefeiert. Anschließend läutet ein feierliches Familienfrühstück das Ende der Fastenzeit ein.
Etwas später im Jahr, zu Pfingsten, steht das Bergfest an. Die Zeremonie in und um das Salzbergwerk Berchtesgaden soll es bereits seit 500 Jahren geben. Die Bergknappen in blau-weißer Uniform feiern dabei ein großes Fest, das ganz im Zeichen des AlpenSalzes aus den Tiefen des Berchtesgadener Salzberges steht. Die Knappschaftskapelle kündigt am Abend des Pfingstsonntages das Fest mit einem Umzug durch den Markt an und spielt am Schlossplatz zum Konzert auf. Am eigentlichen Festtag, dem Pfingstmontag, geht es musikalisch mit einem frühmorgendlichen Weckruf der Bergknappen, einem Kirchenzug und einem Festzug weiter. Die Einfahrt mit Festakt im Salzbergwerk bleibt den Bergmännern vorbehalten – viel zu sehen gibt es dennoch: Sie tragen ihre traditionellen Werkzeuge wie Bergeisen, Schlägel, Horn, Häckel und Bergbarte zur Schau und der Dienstälteste schultert das „Bergmanndl“, das Zunftzeichen der Berchtesgadener Bergleute.
Altes Handwerk: Berchtesgadener War
Filigranes Spielzeug, handbemalte Ostereier und bunte Spanschachteln - die Berchtesgadener War blickt auf eine lange Tradition zurück. Damals zogen arme Bergbauern in den Wintermonaten von Haus zu Haus, um als Nebenerwerb ihre geschnitzten Holzprodukte anzubieten. In den schneefreien Monaten übernahmen einfache Hausierer diese Aufgabe. Bis heute noch prägen die feinen Holzwaren die Berchtesgadener War und sind für Besucher aus aller Welt ein beliebtes Mitbringsel.
Die hölzerne Handwerkskunst wird im Berchtesgadener Land zu Ostern ebenso wie an Weihnachten zelebriert. Während man die hölzerne Handwerkskunst zu Ostern an jeder Ecke sieht, strahlt sie zur Adventszeit in voller Pracht von den Christbäumen. Diese werden dann traditionell mit fein gedrechseltem, liebevoll bemaltem Holzspielzeug geschmückt. Da darf auch das bekannte "Arschpeifenrösserl" nicht fehlen, ein Holzpferdchen mit Pfeife, das an jedem Weihnachtsbaum hängt.