Der Watzmann thront majestätisch über Berchtesgaden.
Foto: Berchtesgadener Land Tourismus

Frühlingserwachen in Berchtesgaden

Wenn authentisches Brauchtum auf naturbelassene Wanderwege trifft, uralte Sagen auf urige Gasthäuser – dann ist man angekommen, im Reich des Watzmann. Erhaben und zeitlos thront er über dem Berchtesgadener Land.
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Die Wander- und Genusssaison geht in Berchtesgaden früher los, als man denkt: Die ersten Wanderwege sind schon begehbar, und wer seinen Rucksack mit handgeknetetem Holzofenbrot, Almkäse von der größten Alm der Region und Speck aus dem Salzstollen füllt, dem sind kulinarische Höhenflüge umgeben von einem umwerfenden Bergpanorama garantiert.

Das Frühlingserwachen in Berchtesgaden hat einen eigenen Zauber, der mit allen Sinnen erlebt werden will. Denn nun beginnt eine ganz spezielle Zeit im Reich des König Watzmann.

Während der Frühling seine Boten durchs Tal schickt, die ersten Bäume ihre Knospen öffnen und die Frühlingsblumen ihre Blüten in die Sonne strecken, leuchtet auf den Berggipfeln noch der Schnee: Das Frühlingserwachen in Berchtesgaden hat einen eigenen Zauber, der mit allen Sinnen erlebt werden will. Denn nun beginnt eine spezielle Zeit im Reich des König Watzmann, der mit seinen 2.713 Metern Höhe stolz über dem wiedererwachenden Leben im Tal thront – die richtige Zeit zum entspannten Genießen, Staunen und Entdecken nach einem langen Winter.

Frühling in Berchtesgaden: Holt die Wanderschuhe aus dem Winterschlaf

Zwar sind die Almen noch geschlossen, das gilt aber nicht für die Wanderwege in tieferen Lagen: Auf ihnen lässt sich die Schönheit der Berchtesgadener Bergwelt schon jetzt im Frühjahr in vollen Zügen genießen – das ideale Warm-up für die Hauptsaison.

Der Frühling lockt mit romantischen Ausflugszielen nach Berchtesgaden

Unterwegs auf dem Königsseer Fußweg

Der Königsseer Fußweg ist gemütlich und abwechslungsreich und somit ein schönes Erlebnis für die ganze Familie. Der smaragdgrüne Königssee bildet gemeinsam mit dem Watzmannmassiv das Herzstück des Nationalpark Berchtesgaden. Der Weg führt von Berchtesgaden entlang der Königsseer Ache in etwa 1,5 Stunden zum Südufer des Königssees. Ausgangspunkt der Wanderung ist der sogenannte Triftplatz, früher Umschlagplatz für das auf der Königsseer Ache und der Ramsauer Ache Richtung Berchtesgaden geflößte Holz. Mit dieser Transportmethode, Holztrift genannt, wurde das in den umliegenden Bergwäldern geschlagene Holz nach Berchtesgaden gebracht. Gebraucht wurde es hier überwiegend für die Salzgewinnung in den Salinen. Mehr Historisches, aber auch über Fische und Vögel, die hier am Fluss ihren Lebensraum haben, erfährt man auf den 23 Informationstafeln entlang des Fußweges.

Tipp: Für einen kurzen Szenenwechsel auf dem Weg kann ganzjährig auf ein Elektroboot der Bayerischen Seenschifffahrt umgestiegen werden.

Soleleitungsweg Berchtesgaden
Foto: Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden
Durch den Berchtesgadener Frühling auf dem Soleleitungsweg

Ideal für Genuss-Wanderer: der Soleleitungsweg in Ramsau

Ähnlich gemächlich und begleitet von historischem Flair geht es auf dem Soleleitungsweg durch den Berchtesgadener Frühling. Auf der Sonnenterrasse des Bergsteigerdorfes Ramsau wandelt man auf fast ebenen Wegen auf den Spuren des einst 29 Kilometer langen Soleleitungsweg vom Salzbergwerk Berchtesgaden über Ramsau bis zur Saline in Reichenhall zurück. Der 1816/17 unter König Max I. erbaute Soleleitungsweg wurde zwar 1927 stillgelegt, Wanderer können sich aber über die gut erhaltenen Wege entlang der Trasse freuen. Ein kurzer begehbarer Tunnel und Holzröhren, sogenannte „Deicheln“, durch die früher die Sole floss, lassen die Geschichte aufleben.

Wer höher hinaus will, macht sich auf zur Kneifelspitze

Der 1.152 Meter hohe, freistehende Berg ist auch jetzt im Frühling schon gut zu begehen. Auf der Wanderung bietet sich ein einzigartiges Panorama über Berchtesgaden und das Watzmannmassiv, das meist noch unter einer Schneedecke schlummert.

Kneifelspitze in Berchtesgaden
Foto: Berchtesgadener Land Tourismus
Der Weg hinauf zur Kneifelspitze zahlt sich wirklich aus: Der Aufstieg wird mit einem atemberaubenden Panorama belohnt.

Kirschblüten im Kurgarten

Aber auch die gezähmte Natur kann entzücken – vor allem, wenn sie so schön posiert wie im Kurgarten Berchtesgaden mit seinen Springbrunnen, Wasserflächen und japanischen Kirschbäumen. Jedes Jahr im Frühling, etwa Anfang Mai, verwandeln rosafarbene Kirschblüten den Park in ein Blüten- und Farbenmeer. Sie führen uns die Vergänglichkeit vor Augen, denn die Bäume blühen nur knapp zwei Wochen. Scheinbar zeitlos erhebt sich nur der schneebedeckte Gipfel des Watzmann über die rosa Baumkronen.

Kurgarten Berchtesgaden: Der Frühling blüht mit zartrosa Kirschblüten in seiner vollen Pracht

Altes Handwerk: "Berchtesgadener War"

Filigranes Spielzeug, handbemalte Ostereier und bunte Spanschachteln - die Berchtesgadener War blickt auf eine lange Tradition zurück. Damals zogen arme Bergbauern in den Wintermonaten von Haus zu Haus, um als Nebenerwerb ihre geschnitzten Holzprodukte anzubieten. In den schneefreien Monaten übernahmen einfache Hausierer diese Aufgabe. Bis heute noch prägen die feinen Holzwaren die Berchtesgadener War und sind für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt ein beliebtes Mitbringsel.

Doch nicht nur zu Ostern sieht man die hölzerne Handwerkskunst an jeder Ecke. Auch zu Weihnachten feiert die Berchtesgadener War Hochsaison. Denn Christbäume werden dann ganz traditionell mit fein gedrechseltem, liebevoll bemaltem Holzspielzeug geschmückt. Da darf auch das bekannte "Arschpeifenrösserl" nicht fehlen, ein Holzfpferdchen mit Pfeife, das auf jedem Weihnachtsbaum hängt.

"Berchtesgadener War" - feines Handwerk aus der Region

Kulinarische Höhenflüge mit Bergpanorama: So schmeckt Berchtesgaden

Was gibt es schöneres, als nach Stunden an der frischen Luft ein paar regionale Gaumenfreuden zu entdecken? Der Salzbergbau hat im oberbayerischen Berchtesgaden eine jahrhundertealte Tradition und reicht bis in das zwölfte Jahrhundert zurück. Da verwundert es nicht, dass das weiße Gold in Berchtesgaden nicht nur auf Wanderwegen, sondern auch in Sachen Kulinarik eine wichtige Rolle spielt.

Zwei Monate wird der Speck tief drinnen im Berg, 80 Meter unter Tage, bei 12 Grad Celsius luftgetrocknet – dann darf er uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Speck aus dem Bauch des Berges

Wo sonst findet man schon Speck aus dem Bauch eines Berges? Im Salzbergwerk Berchtesgaden entfaltet der Salzstollen Speck sein kräftiges Aroma im einzigen EU-zertifizierten Lebensmittellager unter Tage. Ein findiger Metzgermeister aus der Region macht sich die perfekte Klimatisierung und die kühlen Temperaturen im Salzstollen zu Nutze. Die trockene, salzhaltige Luft führt dabei zur gleichen Salzkonzentration im Speck, wie wenn er auf herkömmliche Weise gesalzen werden würde. Zwei Monate wird der Speck tief drinnen im Berg, 80 Meter unter Tage, bei 12 Grad Celsius luftgetrocknet – dann darf er uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Gin aus Berchtesgaden

Aber nicht nur der Speck kommt hier aus dem Salzstollen – auch Hochprozentiges reift zum Hochgenuss heran. In uralten Tonfässern lagert im 250 Millionen Jahre alten Salzstock der Miner’s Gin von der Enzianbrennerei Grassl. Mit seiner ausgeprägten Wacholdernote, feinen Gebirgspflanzen, Blütenteilen und Wurzeln bringt er die aromatische Kraft der Berchtesgadener Bergwelt auf die Zungenspitze.

Bergbrennerei Berchtesgaden
Foto: Enzianbrennerei Grassl / Peter von Felbert
Enzianbrennerei Grassl: Hochprozentiges aus Berchtesgaden

Würziges von der Alm

In den Geschäften der Enzianbrennerei Grassl gibt es nicht nur Hochprozentiges, sondern auch Würziges von der größten Alm in den Berchtesgadener Alpen. Umrahmt von den mächtigen Gebirgsstöcken Hocheis, den westlichen Ausläufern des Steinernen Meer und den Leoganger Steinbergen liegt die Kallbrunnalm. Sie ist das Zuhause vieler Almkühe, die die Sommer hier oben auf bis zu 1.650 Metern Höhe verbringen. Ihre Milch wird in einer eigenen von den Kallbrunner Almbauern betriebenen Käserei auf der Alm verarbeitet. Die kräuterreichen Wiesen und die Verarbeitung der Rohmilch sorgen für den ganz besonderen Geschmack des Kallbrunner Almkäses. Es gibt ihn pur oder mit Kräutern verfeinert, als Seehornkäse, Hochkranzkäse oder als würzigen, gereiften Bergkäse.

Regionaler Geschmack

Der Kallbrunner Käse ist auch im Sortiment des Vereins Ramsau Regional zu finden. Die Initiative „Heimisch & Fair“ vermarktet Produkte aus dem Berchtesgadener Land – alles frisch, saisonal, lokal und handgemacht. Das Motto ist natürlich Programm und so gibt es Lebensmittel wie Frischkäse, Brennesselsirup oder Bärlauchbutter, ein großes Käsesortiment und dazu Handwerk aus der Region. Zu finden sind die „Heimisch & Fair“ Produkte zum Beispiel auf dem Berchtesgadener Bauernmarkt, der jeden ersten und dritten Freitag im Monat das Sortiment des Wochenmarkts ergänzt.

So trifft man hier jeden ersten Freitag im Monat auch auf den mobilen Bauernstand der gelernten Bäckerin und Konditorin Verena Maier. Ihre Leidenschaft gilt aber nicht mehr dem Süßen, sondern ihren herzhaften Hofprodukten. Als Teil der Initiative „Guads von Do“ bietet sie eingelegten Frischkäse, Camembert, Gulasch und Rindssuppe nach alten Rezepten im Glas an. Die Idee hinter „Guads von Do“ ist es, heimischen Produzenten die Möglichkeit zu geben, ihre Produkte auf dem Berchtesgadener Bauernmarkt zu verkaufen, ohne, dass sie selbst anwesend sind. Die Produzenten stellen ihre Erzeugnisse zur Verfügung, den Verkauf übernehmen die jungen Damen von „Guads vo Do“.

Guads von do Berchtesgaden Kulinarik
Foto: Berchtesgadener Land Tourismus
Guads von do: In Berchtesgaden genießt man regional und mit Liebe gemacht.

Bayerischer Genuss: Bitte zu Tisch!

Die Auswahl an malerischen Berghütten, urigen Gasthäusern und traditionellen Wirtshäusern ist groß. In der Lederstub’n am Berchtesgadener Marktplatz werden klassische Zutaten modern interpretiert: Zum Beispiel beim „Gschlamperten“ Burger, in dem Berchtesgadener Rind auf Meerrettich, Apfel und Kraut trifft, oder bei der gebratenen Forelle, serviert mit lauwarmem Kartoffel-Radiccio Salat. Die Zutaten sind alle so regional wie nur möglich – das gilt auch für die vegane Variante des Burgers mit Tofu aus Bayern. Nicht ganz vegan aber dafür garantiert aus der Region ist die mit Hirschleder überzogene Sitzbank in der Lederstub’n – tapeziert vom Lederhosenmacher, der im Stockwerk über dem Restaurant seine Werkstatt betreibt.

Mitten in der alpinen Idylle liegt in Anger ein traditionsreiches Wirtshaus. Im Goberg‘s stärken Wirt und Anwohner gemeinsam das Dorfleben – und lassen sich im gemütlichen Gasthaus oder dem Biergarten regionale Spezialitäten schmecken. Im Goberg’s finden Gäste nicht nur Gaumenfreuden, sondern auch eine Portion bayerisches Lebensgefühl.

Berchtesgadener Brauchtum: Traditionen im Frühling

Gemeinsam mit dem Frühling bringen auch die Osterfeierlichkeiten erste Farbtupfer ins Land: Am Palmsonntag, sieben Tage vor Ostern, werden die sogenannten Palmbuschn (Weidenzweige mit Palmkätzchen) mit bunten „Gschabertbandeln“, einem Schmuck aus Hobelspänen, verziert. Zum Mittagsläuten werden die Palmkätzchen-Sträuße auf die Felder der Höfe gesteckt. Kleinere Palmbuschen werden entweder auf die Gräber der Familien gesteckt oder nach Hause getragen, wo sie im „Herrgottswinkel“ ihren Ehrenplatz bekommen – sie sollen Hab und Gut der Menschen vor Blitzen schützen. Am Ostersonntag wird dann bei Tagesanbruch während der Heiligen Messe die Speisenweihe gefeiert. Anschließend läutet ein feierliches Familienfrühstück das Ende der Fastenzeit ein.

Etwas später im Jahr, zu Pfingsten, steht das Bergfest an. Die Zeremonie in und um das Salzbergwerk Berchtesgaden soll es bereits seit 500 Jahren geben. Die Bergknappen in blau-weißer Uniform feiern dabei ein großes Fest, das ganz im Zeichen des AlpenSalzes aus den Tiefen des Berchtesgadener Salzberges steht. Die Knappschaftskapelle kündigt am Abend des Pfingstsonntages das Fest mit einem Umzug durch den Markt an und spielt am Schlossplatz zum Konzert auf. Am eigentlichen Festtag, dem Pfingstmontag, geht es musikalisch mit einem frühmorgendlichen Weckruf der Bergknappen, einem Kirchenzug und einem Festzug weiter. Die Einfahrt mit Festakt im Salzbergwerk bleibt den Bergmännern vorbehalten – viel zu sehen gibt es dennoch: Sie tragen ihre traditionellen Werkzeuge wie Bergeisen, Schlägel, Horn, Häckel und Bergbarte zur Schau und der Dienstälteste schultert das „Bergmanndl“, das Zunftzeichen der Berchtesgadener Bergleute.

Der Frühling weckt alte Bräuche und Traditionen in Berchtesgaden