Wachau, Donau, Dürnstein, Schiff
Foto: Luana Baumann-Fonseca

Mit Schiff und Fahrrad durch die Wachau – von Melk nach Dürnstein und zurück

Am 4. Tag der Servus-Sommerfrische in Melk zog es uns in die Wachau. Wir wollten sehen, wo die Trauben wachsen, aus denen die exzellenten trockenen Weißweine hergestellt werden, von denen wir schon das eine oder andere Achterl genießen konnten.
Text: Chris Julia Helmberger, Fotos: Luana Baumann-Fonseca
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Man spürt es ganz deutlich: Nach dem entspannten Tag am Mittwoch ist heute Vormittag während unserer redaktionellen Arbeitsstunden eine gewisse Aufregung zu spüren, eine unterschwellige Vorfreude. Denn heute geht es endlich aufs Schiff. Wir schippern flussabwärts bis nach Dürnstein und fahren von dort mit den Rädern durch die Wachau wieder nach Melk.

Glücklicherweise vergehen die Stunden rasch und pünktlich um 13:45 Uhr legen wir am Melker Donau-Altarm mit der MS Austria der Schifffahrt Brandner ab. Glücklich hat uns auch ein Mal mehr unsere Unterkunft Residenz Rathauskeller gemacht. Denn weil die Zeit fürs Mittagessen ein wenig knapp war, haben die Mitarbeiter es uns kurzerhand in Picknickform mitgegeben. Und so sitzen wir an Deck des Schiffes, genießen die vorbeiziehende Landschaft der Wachau und schmausen, was das Zeug hält. Um uns herum schwirren aufgeregte Touristen, die immer wieder zwischen Steuerbord und Backbord hin- und hereilen, um bloß keine Sehenswürdigkeit an Land zu verpassen. Absolut verständlich, denn vom majestätischen Schloss und Kloster Schönbühel über die sagenumwobene Burgruine Aggstein bis zum prachtvollen Anblick Dürnsteins kommt man aus dem Schauen nicht hinaus.

Der Weg stromabwärts über die Donau von Melk nach Dürnstein.

Und während sich auf der rechten Seite häufig sattgrüne Auwälder bis ans Ufer schmiegen, fädeln sich links zunehmend mehr Terrassenweingärten aneinander. Allein dieser Anblick löst Bewunderung und Ehrfurcht vor der Arbeit der Weinbauern aus. Denn jede Traube, die in der 34 Kilometer langen Anbauregion wächst, wird ohne maschinelle Hilfe geerntet.

Von Dürnstein nach Weißenkirchen

Um 15 Uhr legen wir in Dürnstein an und vor lauter Fotografieren der atemberaubenden Kulisse mit dem Stift Dürnstein in der Mitte und der Burgruine im Hintergrund vergessen wir beinahe, dass wir unsere Fahrräder holen und aussteigen sollten. Aber es geht sich alles aus und wir schieben unsere Drahtesel erwartungsvoll von Bord. Und während die anderen Passagiere die schmale Stiege mit der Aufschrift „Zur Stadt“ wählen, schwingen wir uns in den Sattel und steuern die Dürnsteiner Altstadt über die Straße an. Wir strampeln hinauf auf 209 Meter ü. A. und freuen uns diebisch über die elektronische Unterstützung, die unsere Transportmittel bieten.

Oben angekommen eröffnet sich uns nach dem beeindruckenden Kremser Tor mit seinem viergeschoßigen, quadratischen Torturm aus dem 15. Jahrhundert die bezaubernde Hauptgasse, die von historischen Gebäuden gesäumt wird. Hier gibt es so viel zu entdecken: das Rathaus mit seinem Bilderbuch-Innenhof, den Prangerplatz mit seiner steinernen Säule und natürlich das Stift Dürnstein. Es gibt zahlreiche Gelegenheiten, sich zu stärken, und das Gasthaus mit der Tafel-Aufschrift „Gebackene Holunderblüten mit Erdbeerschaum“ scheint förmlich nach uns zu rufen. Aber wir haben schließlich knapp 30 Kilometer lange Radfahrt vor uns und schaffen es daher, der Versuchung zu widerstehen.

Wir steigen auf unsere Räder und fahren los in Richtung Melk. Auf dem Donauradweg kommen wir gut voran und auch das Wetter verwöhnt uns nach Strich und Faden. Nach einem Fotostopp an der Reiterstatue zu Ehren von Richard Löwenherz, der 1192 auf der Burg Dürnstein im Kerker saß, erreichen wir schon bald Weißenkirchen. Vorbei an den typischen Wachauer Trockensteinmauern, aus denen knorrige Rebstöcke herauswachsen, nähern wir uns dem idyllischen Zentrum. Wir streifen auf unseren Rädern durch die Gassen und sind uns einig, dass man hier herrlich Urlaub machen kann (Unser Übernachtungstipp: der Kirchenwirt).

Gepflegte Gärten reihen sich aneinander, mit üppig blühenden Rosenstöcken – einer schöner als der andere – und hübschen dazugehörigen Häuschen. Ja, die Wachau fühlt sich wirklich gut an. Vielleicht liegt es genau an diesem Lebensgefühl, dass die Einwohner, denen wir begegnen, so freundlich grüßen und lächeln. Es ist nicht nur dieser typische Gruß, den man von entgegenkommenden Wanderern in anderen Regionen kennt (den wir hier keinesfalls schmälern wollen), es ist ein aufrichtiger, ein herzlicher Gruß, durch den man sich als Tourist tief willkommen fühlt.

Von Dürnstein nach Weißenkirchen über den Donauradweg.

Von Weißenkirchen nach Spitz

Nach Weißenkirchen, übrigens das Herz der Wachau, entfernen wir uns ein wenig vom Donauufer, um ein Stückchen auf dem Welterbesteig, einem 180 Kilometer langen Wachau-Wanderweg, zu radeln. Hier tauchen wir nun endgültig in die Terrassenweingärten ein und genießen unterwegs den Blick auf die unzähligen Reihen aus Reben. Im nächsten Örtchen Wösendorf (Übernachtungs- und Einkehrtipp: Weinbau Wagner Wachau) werfen wir einen Blick ins Geschäft von Wieser Wachau und überlegen, wie viele Marillenmarmeladen, Weinflaschen und Naschereien sich in unseren Rucksäcken wohl ausgehen würden. Wir beneiden kurz die Langstreckenfahrer um ihre geräumigen Fahrradtaschen und zügeln dann einfach unsere Einkaufslust.

Nach einer kurzen Überlegung, wohin wir abbiegen müssen, um wieder ans Donauufer zu kommen, weist uns auch schon ein freundlicher Wösendorfer den Weg und im Nu radeln wir wieder stromaufwärts auf dem Treppelweg bis nach Spitz. Unser Tipp: Wer nicht gleich, wie wir, die nächste Rollfähre zum rechten Flussufer erreichen möchte und Badesachen dabei hat, legt einen Stopp im Freibad Spitz mit Blick auf die Donau ein.

Durch Weinberge und am Treppelweg bis nach Spitz zur Rollfähre

Von Spitz nach Melk

Auf der Rollfähre von Spitz hinüber ans rechte Donauufer tauschen wir kurz den Fahrradsattel gegen ein Holzbankerl und genießen die Überfahrt. Drüben angelangt legen wir den Turbo ein und sausen trotz Gegenwind in flottem Tempo Richtung Melk. Den Fluss dicht neben uns liegen 19,5 Kilometer vor uns, die vorbei an Naturbadeplätzen, lauschigen Auwäldern und dem atemberaubenden Kloster Schönbühel vorbeiführen, das wir schon auf der Hinfahrt vom Schiff aus bewundern konnten.

Entlang des Donauradwegs bis nach Melk

Von hier aus kündigt der Wegweiser noch vier Kilometer bis nach Melk an und – so schön diese Fahrradtour auch ist – wir freuen uns schon auf unsere Ankunft in der lieb gewonnenen Altstadt. Und ehe wir uns versehen, taucht das Stift vor uns auf und heißt uns erneut willkommen. Zur Belohnung für die zurückgelegten Kilometer gönnen wir uns Sacherwürstel und Mohn-Topfen-Torte im Madar Café Restaurant zum Fürsten und beschließen einstimmig, dass dies heute nicht unsere letzte Fahrradfahrt durch die Wachau war.

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