Wohnen, Hausbesuch, Jennersdorf, Hunde, Springer
Foto: Harald Eisenberger

Hausbesuch im Jennersdorfer Landhaus

Felix, Michael und deren Familien suchten ein Haus auf dem Land.
 Sie fanden es in Jennersdorf im Südburgenland. Und bauten das alte Gemäuer zu einem prächtigen Anwesen aus, in dem nun auch Frösche ein Konzert geben.
Text: Monika Uzman, Fotos: Harald Eisenberger

Ein unberührter alter Bauernhof mit großer Landwirtschaft und dazugehörigem Weideland sollte es sein. Das schwebte den Freunden Felix und Michael vor, Architekt der eine, Jurist der andere. So ein Anwesen wollten sie für sich und ihre Familien haben – und so machten sie sich auf die Suche.

Im Südburgenland wurden sie schließlich fündig. In Jennersdorf, versteckt in der hügeligen Landschaft, stand am Ende einer Forststraße ein 300 Jahre alter Bauernhof. Der war’s.

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Erst das Vergnügen…

Diente der Hof anfangs nur als Wochenenddomizil, in dem hauptsächlich Feste gefeiert wurden, begannen ihn die beiden Familien im Laufe der Jahre nach und nach zu renovieren und zu erweitern. Das ursprüngliche Wohnhaus, ein Lehmbau, bestand nur aus einer Schlafkammer, einer Stube und einer Wohnküche mit einem gesetzten Küchenherd, der zum Heizen, zum Kochen und zur Warmwasserbereitung diente. Da ging es zunächst um die Erhaltung der alten Substanz, ehe der Ausbau in Angriff genommen werden konnte.

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Die alten Holzdecken blieben erhalten.

… dann die Arbeit

Um weitere Schlafräume zu schaffen, nutzten der Architekt und der Jurist die in traditioneller Ziegelbauweise gebauten Vorratskammern, Ställe und Nebengebäude. Bei Um- und Ausbau entstanden auch noch Bad, Dusche und Gäste-WC.

Was einfach klingt, hatte freilich seine Tücken und erforderte jede Menge Arbeit. So war das Mauerwerk trockenzulegen, und die morschen Kastenfenster hieß es zu ersetzen. Man ließ sie ebenso originalgetreu nachbauen wie die Türen, von denen es allerdings auch alte, über die Jahre gesammelte Exemplare gab.

„Es war uns wichtig, alle notwendigen Veränderungen in traditioneller Bauweise durchzuführen“, erklärt Felix. Also bauten sie sogar, wie im Südburgenland üblich, einen Arkadengang, um die neu entstandenen Räume miteinander zu verbinden. Natürlich wurde auch auf Details wie die Dicke der Mauern geachtet und altes, dazupassendes Baumaterial verwendet. Steinboden- platten und Deckenbalken zum Beispiel stammten aus Abbruchhäusern.

Manches andere existierte schon und musste nur noch zum Vorschein gebracht werden. So verbargen sich etwa unter dem Verputz der Küchendecke mächtige Balken, die freigelegt wurden und dem Haus nun wieder einen besonderen Charme verliehen. Durch die Küchendämpfe haben sie noch zusätzlich Patina bekommen.

Paradies für Köche

Der Küchenkachelofen – hat man sich mit ihm einmal angefreundet – ist nicht nur Wärmespender, sondern dient auch heute noch zum Kochen, Braten und Backen. „Wir sind beide begeisterte Köche und freuen uns immer wieder, wenn wir für unseren Schweinsbraten in höchsten Tönen gelobt werden“, erzählt Michael.

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Foto: Harald Eisenberger
Michael hat vom Nachbarn einen Korb Steinpilze bekommen und macht sich sofort ans Zubereiten.

Eiserne Pfannen und Töpfe dienen als Küchenutensilien, alles andere käme einem Stilbruch gleich. Sie hängen in Griffweite an einer Stange über dem Ofen. Auch die alten, am Kaminsims aufgereihten Krüge dienen nicht nur der Dekoration, sondern werden für Säfte und Bowlen verwendet.

Liebe zum Detail

Jeder Winkel im Haus ist liebevoll gestaltet. Wo Neues entstand, ist es nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Der von Felix selbst gebaute Kamin im Wohnraum zum Beispiel wirkt wie ein uraltes Mobiliar, dabei ist nur die Ofentür antik. Der Hausherr hat sie geschickt integriert. Auch die lehmverputzten Wände sehen noch genau so aus wie vor 300 Jahren. Das Geheimnis dabei: „Sie wurden immer nur mit Kalkfarben geweißt“, erklärt Felix.

Jahrzehntelange Kleinarbeit hat aus dem Hof nun ein Paradies geschaffen, in dem sich nicht nur die Kinder, sondern auch bereits die Enkelkinder der beiden Familien wohlfühlen. Allein schon wegen der vielen Tiere hier. Die umliegenden Wiesen und Weiden waren schon von Beginn an Heimat von Damwild, dann kamen Mufflons hinzu, und nun weidet eine immer größer werdende Schafherde die saftigen Wiesen ab.

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Foto: Harald Eisenberger
Sind die Früchte der Obstbäume eingekocht, darf man sich in deren Schatten ausruhen.

Ganz besonders lieben die Enkerl die Springer Spaniels Minz und Mauz, mit denen sie gern herumtollen, wenn sie nicht gerade im alten Presshaus Verstecken spielen oder von den Obstbäumen naschen.

Auch einen eigenen Gemüse- und Kräutergarten gibt es. Für Felix und Michael, die beiden leidenschaftlichen Köche, natürlich eine Selbstverständlichkeit.

So wird's gemacht: Wände mit Lehm verputzen

  • Um die alte Optik der Wände zu behalten, verputzten sie die Hausherren Felix und Michael mit Lehm. Dieser hat viele Vorteile: Er sorgt für konstante, gesunde Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen und absorbiert Schadstoffe – selbst wenn die Putzstärke nur 5 Millimeter beträgt.

  • Außerdem kann er auf fast alle Untergründe aufgetragen werden. Einziger Nachteil: Lehmputz ist nicht ganz so hart wie herkömmlicher. In die Wände muss behutsam genagelt oder gebohrt werden.

  • Alternativen zu Lehmputz sind Lehmstreichputze und Lehmstreichfarben. 

  • Geweißt wurden die Wände dann mit Kalk. Das hält die Räume im Sommer kühl und im Winter warm.

Dieser Hausbesuch erschien in Servus in Stadt & Land im August 2017.

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