Hauptspeise

Karfiol mit Butterbröseln von der Kuckucks-Oma

Wie die Kuckuck-Oma von Thomas Vašek das Überleben eines am Herd wenig talentierten Studenten sicherte – nämlich seines – und für immerhin ein Gemüsegericht auf seinem Speisezettel sorgte.

Karfiol, Butterbrösel, Omas Kochbuch, vegetarisch
Foto: Ingo Eisenhut
Vier Zutaten und 20 Minuten Kochzeit: dann steht der Karfiol mit Butterbrösel auch schon fertig am Tisch.  

Servus-Tipp:

  • Das Kochwasser für eine Gemüsesuppe weiterverwenden.

Der Sonntag bei der Kuckuck-Oma in Wien-Brigittenau war eine Institution. Da mussten einfach alle erscheinen, meine Eltern, meine zwei jüngeren Brüder und ich – und zwar um Punkt zwölf. Es gab Wiener Schnitzel mit Kartofelsalat, natürlich das beste der Welt. Darauf konnte man sich ebenso verlassen wie auf den Ruf der Kuckucksuhr, die in der nussbraun-massiv möblierten Bauernstube hing.

Die Kuckuck-Oma war eine kleine, zarte und doch resolute Frau, die in ihrem Leben einiges mitgemacht hatte. Nach dem Krieg arbeitete sie zuerst in einem Lebensmittelgeschäft. Das hieß um vier Uhr morgens aufstehen und schwere Milchkannen schleppen. Später stand sie als Verkäuferin in einer Nebenstraßen-Trafik.

Für kulinarische und sonstige Extravaganzen hatte die Kuckuck-Oma wenig übrig, nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern auch aus einer gewissen Haltung heraus.

Schlichtweg einfach

Das Essen musste einfach, nahrhaft und vor allem solide sein, wie das Besteck mit den Hirschfänger-Grifen, das so gut zur Bauernstube und zur Kuckucksuhr passte.

In unserer Familien-Mythologie gibt es die schöne Geschichte, wie sie einmal um zwei Uhr morgens beim damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky persönlich anrief, weil mein Vater, damals ein sozialdemokratischer Studentenfunktionär, von einem Treffen mit dessen Sohn nicht nach Hause gekommen war.

Auf ihre eigene pragmatische Art sorgte sie sich später auch um mein eigenes studentisches Überleben. Die Universität war ihr zwar eher fremd. Aber sie wusste, dass sich auch Studierende ernähren müssen, und zwar nicht nur aus Dosen.

Da ging's ums Überleben

Als ich Ende der Achtzigerjahre in meine winzige dunkle Studentenbude mit 1,5-Quadratmeter-Kochnische zog, schrieb sie mir ein paar Rezepte auf losen Zetteln zusammen. Es mussten vor allem sehr einfache Gerichte sein, die selbst ein kochtechnisch wenig talentierter Student der Mathematik und Volkswirtschaft kaum vergeigen konnte.

Faschierte Laibchen mit Kartofelpüree zum Beispiel. Wiener Schnitzel natürlich auch, aber davon ließ ich die Finger, schon aus Respekt vor Omas Schnitzelkunst.

Das einzige Gemüsegericht auf den Rezeptzetteln der Kuckuck-Oma war Karfiol mit Semmelbröseln. Ich glaube, es war auch das einzige Gemüse meiner Studentenzeit. Mich faszinierte die Haptik und die zerfurchte Struktur, die beim Kochen in elegante Röschen zerfiel. Vor allem aber ging es schnell und schmeckte.

„Dös ist die Hauptsach“, hätte die Kuckuck-Oma gesagt. Dass ich mir selbst nie Wiener Schnitzel nach ihrem Rezept machte, habe ich ihr, glaube ich, zeitlebens verschwiegen.

Ich hätte sie wenigstens einmal zum Karfiolessen einladen sollen. Das wäre ein Fest gewesen!

Zum Autor: Thomas Vašek ist 1968 in Wien geboren und lebt heute als Journalist und Buchautor in München. Zuletzt entwickelte er „human“ mit, das Magazin für künstliche Intelligenz.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Oktober 2024 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Gesamtzeit
4 Portionen 20 Minuten
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Zutaten
2 Karfiol (eher klein)
1 Gemüsesuppenwürfel
Salz
Muskatnuss
120 g Brösel
80 g Butter
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Zubereitung
  1. Vom Karfiol die großen Blätter entfernen. Den Strunk mit einem Messer kreuzweise einschneiden.

  2. In einem tiefen Topf Wasser aufkochen, mit Salz, Muskatnuss und einem Suppenwürfel würzen. Karfiol einlegen und nicht zu weich kochen.

  3. Inzwischen Butter in einer Pfanne schmelzen, Brösel zufügen und leicht anrösten.

  4. Karfiol aus dem Kochwasser heben, kurz ausdampfen lassen und auf einer Platte mit den Butterbröseln anrichten.

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