Vorspeise

Kiachl mit Bohnensuppe

Eine Konstante im Leben eines auf dem Land geborenen Stadtkindes ist die Hausmannskost der Großmutter. Verlässlich köstlich und reichlich – weiß Mesi Tötschinger aus Erfahrung. Wäre da nicht die verwandtschaftliche Konkurrenz wie der hungrige Cousin.

Kiachl, Bohnensuppe, Suppenschüssel, Löffel, Holzschüssel
Foto: Sonja Priller
Die knusprigen Kiachl passen hervorragend zur dampfenden Bohnensuppe.  

Das ausschließlich an Fleisch orientierte Nachbarskind meiner Großmutter hat an dem Tag angefangen, Pilze zu essen, als meine Oma ihm diese als Waldfleisch verkauft hat. Das hat so gut funktioniert, da wurden auch die frisch geernteten Zucchini zum Gartenfleisch – und das besagte Kind zum Gemüseliebhaber. Doch meinen Cousin und mich hat meine Großmutter schon immer eingekocht. Wir haben um die Wette gegessen – insbesondere, wenn uns Kiachl mit Bohnensuppe serviert wurden. Eine Geschichte der Rekorde.

Kiachl oder Nudln?

Ich bin ein Nicht-Fisch-Nicht-Fleisch-Typ. Geboren am Tiroler Land, aufgewachsen in der Großstadt. Und so richtig daheim gefühlt habe ich mich am Esstisch der Großeltern. Mein Cousin hat da einen lebenslangen Heimvorteil, er war schon immer in Tirol. Unsere gemeinsame Leidenschaft aber – die Liebe zu Omas Hausmannskost. Er ist ein paar Jahre jünger, ich umso hungriger. Er ist im Wachstum, ich umso hungriger.

Lieblingsessen gab es so einige, aber nur eines, bei dem wir uns richtig die Stirn geboten haben: Kiachl mit Bohnensuppe. Wird meine Großmutter den Text lesen, wäre jetzt das Veto eingelegt. Denn die Bezeichnung Kiachl ist in ihren Augen falsch: Es heißt Nudln.

Der Unterschied ist ganz klar. Während Kiachl ein Loch in der Mitte haben, kommen Nudln ohne eines aus. Man könnte auch sagen, Nudln sind dem klassischen Krapfen näher. Hört man sich aber in Tiroler Kreisen um, kennt man vielmehr den Ausdruck Kiachl. Daher haben wir uns nun in diesem Textbeitrag auch für diese Bezeichnung entschieden.

  • Besagte Kiachl werden gerissen und in eine nicht zu dünne und nicht zu dicke Bohnensuppe getunkt.

Die Menge an Teig war für sechzehn Stück kalkuliert. Das ist wichtig, weil unser Plan immer war, alle aufzuessen. Eines Tages kamen wir der Sache sehr nahe. Der Bua, so wird mein Cousin bis heute familiär genannt, hat tatsächlich acht Stück verdrückt. Des Dianai – das bin ich – hat hingegen nach sechs Stück eine Niederlage im Wettkampf eingestehen müssen.

Stolz macht mich nur, dass ich mit sechs Stück immer noch zur Top-Liga der Kiachl essenden Familienmitglieder gehöre.

Zum Autor: Mesi Tötschinger ist Chefredakteurin von Servus Digital, besucht oft und gerne ihre Großmutter in Alpbach und hat von ihr auch die Liebe zum Kochen geerbt.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Dezember 2019 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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MengeZubereitungszeitGesamtzeit
6 Portionen1:40 Stunden2 Stunden
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Für die Kiachl
500 gglattes Mehl
1Ei
1 Pkg.Trockengerm
Salz
2 ELlauwarme Butter
300 mllauwarme Milch
1 Pkg.Pflanzenfett
Für die Bohnensuppe
2 ELButter
2 ELMehl
500 gweiße Bohnen aus der Dose
1 SchussMaggi
Schnittlauch oder Petersilie (nach persönlichem Geschmack)
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Zubereitung
  1. Das Mehl kommt in eine Schüssel, dazu das Ei und die Trockengerm, dann ordentlich Salz. In der Folge die warme Butter und die lauwarme Milch dazugeben. Dann den Teig kneten, bis er Blasen macht. Zudecken, an einen warmen Ort stellen und ca. 45 Minuten gehen lassen.

  2. Danach werden die Kiachl flach geformt und etwas gezogen, ehe sie wieder für 20 Minuten unter einem Tuch auf der Küchenfläche ein weiteres Mal rasten.

  3. Nach etwa 15 Minuten kann das Pflanzenfett erhitzt werden. Mit einem Kochlöffel die Hitze prüfen: Wenn das Fett beim Eintauchen Blasen macht, kann es losgehen.

  4. Die Kiachl kommen so lange ins Fett, bis sie goldbraun ausgebacken sind.

  5. In einer Pfanne bereitet man mit Butter und Mehl eine Einbrenn vor.

  6. Parallel werden die Bohnen in einem Topf mit Wasser bedeckt und aufgekocht. Mit Salz und ein wenig Maggi abschmecken. Etwa 10 Minuten köcheln lassen, dann kommt die Einbrenn aus der Pfanne dazu. Die Suppe sollte nicht zu dick und nicht zu dünn sein. Am Schluss mit Schnittlauch oder Petersilie garnieren. Beides gleichzeitig servieren – herrlich!

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