Anzeige

Brauchtum

6 Methoden, um in die Zukunft zu blicken

Er befragt die Sterne, das Orakel oder die weisen Seher. Seit jeher möchte der Mensch einen Blick in seine Zukunft werfen - etwa im Kaffeesatz, in den Handlinien oder den Sternen.

Der Mensch versucht seit jeher, die Zukunft vorauszusagen - auch im Kaffeesatz. (Illustration: Andreas Posselt)
Foto: Andreas Posselt
Der Mensch versucht seit jeher, die Zukunft vorauszusagen . auch im Kaffeesatz.

Zu allen Zeiten und in allen Ländern dieser Erde hat der Blick in die Zukunft die Menschen bewegt. Pharaonen und biblische Könige schickten um den Ratschlag der Traumdeuter aus, die Griechen befragten ihre Orakel, und die römischen Kaiser beschäftigten Kenner des Vogelflugs und der Eingeweideschau. Wahrsager sollten das künftige Liebesglück vorhersagen. Da stellt sich die Frage: Wieso möchte der Mensch das Geheimnis der Zukunft überhaupt lüften? Warum begnügt er sich nicht, in der Gegenwart zu leben?

  • Nun: Weil sich der Mensch an das Gestern erinnert, weiß er auch, dass ein Morgen kommt. Unsere Handlungen geschehen immer mit Blick auf die Zukunft, und erst die Zukunft verleiht unserem Tun im Jetzt einen Sinn.

Anzeige

„Das Leben zwingt uns ständig dazu, Entscheidungen zu treffen, daher müssen wir Voraussagen machen“, meint etwa der Philosoph Konrad Paul Liessmann. „Und weil wir uns richtig verhalten wollen, erstellen wir Prognosen.“ Daher bemüht sich der Mensch seit Anbeginn, mit den verschiedensten Mitteln Kenntnis über seine Zukunft zu erlangen.

Wie man die Zukunft lesen kann

1. Kaffeesatzlesen

Zukunftsdeutung aus dem Tassenboden

Als der Kaffee im 18. Jahrhundert die Salons in Europa eroberte, wurde die volkstümliche Wahrsagerei um eine neue Disziplin reicher: In den Mustern des Bodensatzes meinte man den Symbolgehalt für Zukünftiges zu erkennen.

Servus Mondpost
  • Allgemein galt: Viel Bodensatz versprach ein reiches, erfülltes Leben. Bilder am Rand der Tasse deuteten auf Zukünftiges hin, jene am Boden auf die Vergangenheit.

  • Es gab Symbole wie Briefumschlag, Hufeisen, Affe oder Berg, die man miteinander in Beziehung setzte und interpretierte. Lange gehalten hat sich die Methode aber nicht. Spätestens mit Erfindung des Kaffeefilters gab es in den Tassen ohnehin nichts mehr zu lesen.

2. Astronomie

Vorhersage mit Hilfe der Himmelskörper

Astronomen galten lang als die größten aller Wissenschaftler. Ihre komplexen mathematischen Berechnungen beschäftigen sich mit dem Weltall. Dem griechischen Kaufmannssohn Thales von Milet gelang es 585 v. Chr., eine Sonnenfinsternis vorauszusagen. Als diese tatsächlich eintrat, wurde er von den Griechen zum Weisesten aller Weisen ernannt.

Die Astronomie entstand, als die ersten Fürsten in den Stadtkulturen Ägyptens, Mesopotamiens, Indiens und Chinas Priester beauftragten, den Himmel im Auge zu behalten, um Vorboten drohenden Unheils oder von Naturkatastrophen frühzeitig auszumachen. Davor hatte bereits der steinzeitliche Mensch versucht, mit Himmelsbeobachtungen den besten Zeitpunkt für die Aussaat oder den Zug der Tierherden vorauszusagen.

Mehr zum alten Wissen über die Sterne und ihre Verbindung zum Leben auf der Erde können Sie in der aktuellen Ausgabe von Servus in Stadt & Land nachlesen. Wir freuen uns, wenn Sie das Magazin hier bequem portofrei nach Hause bestellen oder sich für ein Abo mit Prämie entscheiden. Werfen Sie einen Blick ins Heft:

Akzeptiere bitte die Marketing Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.

Cookie Einstellungen

3. Hühnerorakel

Erkundung des Götterwillens

Nach römischem Recht mussten vor jeder Staatshandlung die Götter befragt werden. Die Vogelschau war ein wichtiges Instrument dafür. Ihre Beobachtung war jedoch zeitraubend. Bei schnellen Entscheidungen befragte man daher die Hühner. Sie galten als heilig.

  • Dazu hielt man die Tiere ohne Nahrung in Käfigen und öffnete sie erst, wenn eine politische Entscheidung anstand.

  • Stürzten sich diese gierig auf das Futter, galt das als positives Zeichen; verschmähten sie den Brei, schloss man auf eine ablehnende Haltung der Götter.

4. Auguren

Die römischen Weissager

Das Priesterkollegium der altrömischen Auguren erkundete bei allen großen staatlichen und gesellschaftlichen Vorhaben den Willen der Götter. Auguren interpretierten Naturphänomene wie Blitze genauso wie den Vogelflug. Sie galten als sehr mächtig, ihr Amt wurde auf Lebenszeit vergeben und war mit großer Wertschätzung und hohen Privilegien verbunden.

Ihr Abzeichen war ein Krummstab. Er diente bei ihren Befragungen dazu, den Himmel in vier Sektoren zu teilen, um zu beobachten, ob das erbetene Zeichen von rechts oder von links kam.

  • Es ist überliefert, dass ein Blitz oder ein Vogel von rechts als gute Zeichen galten, alles von links Kommende galt als unheilvoll.

5. Chiromantie

Die Weissagung aus der Hand

Jede Hand besteht von Geburt an aus unverwechselbaren Linien, Hügeln, Mulden, Ebenen und Inseln. Erste Hinweise auf die Kunst des Handlesens finden sich beim griechischen Philosophen Aristoteles (384–322 v. Chr.), der beschreibt, dass Menschen mit langer Lebenserwartung zwei Linien haben, die über die ganze Handfläche laufen.

  • Die eigentliche Chiromantie beschäftigte sich mit der Innenhand. Eine lange kräftige Lebenslinie (die den Daumenballen umzieht) ließ beispielsweise auf eine energiegeladene Persönlichkeit schließen.

  • Die Herzlinie, die zwischen Zeige- und Mittelfinger beginnt und unterhalb des kleinen Fingers endet, verläuft in Wellen, wenn das Gefühlsleben stark wankt.

6. Domino-Orakel

Wahrsagen durch Losen

Dem Ratsuchenden zeigten sich durch das Legen der Steine bestimmte Zahlenkombinationen, die nach festgelegten Regeln gedeutet wurden.

  • So verhieß etwa 6 mit 1 kombiniert, dass eine neue Liebesbeziehung zu erwarten war, die auf jeden Fall ein gutes Ende nehmen würde – vorausgesetzt, es folgte nicht noch ein Leerfeld. Dieses galt stets als das schlechteste aller Omen und kündigte eine lang anhaltende Pechsträhne an.

  • Die doppelte Sechs versprach Gelingen in allen Bereichen des Lebens, eine doppelte Drei wies auf schlechte Stimmung und nagende Eifersucht hin.

  • Die ausgereifte Orakelkunst, die in der Antike von Griechen und Römern genauso wie von Arabern und Persern geschätzt wurde, kam im 18. Jahrhundert aus Asien nach Europa.

Anzeige