Brauchtum, Aberglaube, Freitag der 13., böse Schwiegermutter, schwarze Katze
Foto: Andress Posselt

17 Aberglauben, ihr Nutzen & ihre Herkunft

Wenn eine schwarze Katze von links gelaufen kommt, ist alles zu spät. Und wenn man sich an das Tischeck setzt, bringt auch das Klopfen auf Holz nichts mehr. Von der Geschichte des Aberglaubens und seines Nutzens.
Text: Ines Hofbauer, Fotos: Andreas Posselt

Nutzt's nix, so schadet's auch nix, denkt sich wohl manch einer, der „auf Holz klopft“, wenn vom gerade guten Gesundheitszustand die Rede ist, oder der einen Rauchfangkehrer wie zufällig berührt oder gar darum bittet, an einem seiner Knöpfe drehen zu dürfen. Und wenn wir ganz ehrlich sind, ist Freitag, der 13., auch nicht unbedingt der Tag, auf den wir einen wirklich wichtigen Termin legen würden.

Doch wie hat es der Aberglaube überhaupt geschafft, einen derart wichtigen Platz in unserem Alltag zu bekommen und quer durch alle Bevölkerungsschichten unsere Handlungen und unser Seelenwohl zu beeinflussen?

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Kurt Lettner, Ethnologe und Kunsthistoriker aus dem Mühlviertel, hat sich intensiv mit dem Thema „Aberglaube und Volksmedizin“ beschäftigt und weiß eine mögliche Antwort. „Aberglaube kommt aus einer Urangst vor etwas Dämonischem oder Bedrohlichem.“ Wenn diese Angst an etwas festgemacht wird, wird auch ein Teil des Schreckens genommen. Es hilft im Alltag, seine Ängste und Sorgen an ein Symbol zu knüpfen, das macht das Unglück verständlich und vor allem erklärbar.

Aberglaube kommt aus einer Urangst vor etwas Dämonischem oder Bedrohlichem.
Kurt Lettner, Ethnologe und Kunsthistoriker
Servus Mondpost
  • Spieglein, Spieglein an der Wand
    Spiegel dürfen im Gegensatz zu Porzellan nicht zu Bruch gehen, denn das würde Unheil ankündigen, und zwar für ganze sieben Jahre. Auch das Hinein­ schauen in den zerbrochenen Spiegel sollte man besser unterlassen, denn dann könnte man den Teufel sehen. Im Haus eines Verstorbenen tut man gut daran, alle Spiegel zuzuhängen, sonst könnte sich darin die Seele des Toten ansiedeln und die Hinterbliebenen erschrecken. 

    Dass Spiegel im Aberglauben derart negativ belegt sind, könnte damit zu tun haben, dass für jemanden, der sich das erste Mal in einem Spiegel sieht, dies an Zauberei grenzen mag und ihm vielleicht sogar Angst einflößt. 

  • Klirren gegen Böse Geister
    Das Volk denkt seit jeher in Bildern. Gerade in früheren Zeiten, als Hexen, Dämonen und der Teufel noch wie der Tod gefürchtet wurden, half die Sym­bolik des Aberglaubens dabei, unheimliche oder unheilvolle Geschehnisse einzuordnen und ihnen dadurch den Schrecken zu nehmen. Es fällt einem leichter, mit einem unerklärbaren Unglücksfall wie Krankheit oder Tod um­ zugehen, wenn eine schwarze Katze oder der berüchtigte böse Blick dafür verantwortlich gemacht werden kann – auch wenn das am Unheil selbst natürlich nichts ändert. 

    Umgekehrt bringt es auch Sicherheit und Zuversicht, wenn etwas passiert, das angeblich Glück verheißt. Der Spruch Scherben bringen Glück kommt wohl daher, dass durch das Klirren angeblich böse Geister vertrieben werden. Das erklärt auch, warum bei Schiffstaufen eine Glasflasche am Rumpf zerschlagen wird oder bei manchen Hochzeiten Porzellan zu Bruch gehen muss. 

    Der Glaube an das mögliche Glück macht aus einem kleinen Malheur eine gute Botschaft – was auch zu gelten scheint, wenn man das „Glück“ hat, von einem Vogel beschmutzt zu wer­ den. An sich keine Freude, doch leichter zu akzeptieren, wenn es vielleicht dem Glück dient. 

  • Alles für die schwarze Katz
    In der Tierwelt gibt es auch eindeutige Unglücksboten. „Wenn der Vater eine schwarze Katze von links kommen gesehen hat, war es ganz aus“, erinnert sich die oberösterreichische Bäuerin Helga Schneebauer. Seit dem Aufkommen des Christentums gilt die Katze mit ihren leuchtenden, „teuflischen“ Augen als Inbegriff des Heidentums und als Hexengehilfin

    Recht unheimlich klingt auch für manche Ohren der Brauch, im Sterbezimmer nach dem Ableben alle Fenster zu öffnen, damit die Seele in Form eines kleinen Vogels, der aus dem Mund des Verstorbenen hinausfliegt, entweichen kann. 

    Ein anderes Tierchen wiederum steigt durch den mit ihm verbundenen Aberglauben in der Gunst: Wer zuckt nicht unwillkürlich zusammen, wenn ihm unvermutet in der Speis ein dickes, schwarzes Krabbeltier über den Weg läuft! Wenn die Uhrzeit passt, hat der kurze Schreck einen Sinn, denn es heißt: „Spinne am Mittag bringt Glück am dritten Tag“. 

  • Schwein gehabt
    Dass wir uns freuen, wenn wir „Schwein haben“, könnte seinen Ursprung im Mittelalter haben. Denn damals wurde dem Schlechtesten gerne bei einem Wettspiel unter Gespött ein Ferkel überreicht, das aber trotz­ dem als wertvolles Geschenk galt. Denn ein Schwein war natürlich ein nützliches Tier, das aufgrund seiner Fruchtbarkeit eine gute Einkommens­ und Nahrungsquelle war. Ferkel wurden damals auch als Lohn an Wanderarbeiter gegeben, die von Hof zu Hof zogen, um ihre Dienste anzutragen.

    Aber nicht nur durch Arbeit, sondern auch durch Geschick konnte man im Mittelalter zu einem Glücksschwein kommen. Beim Ferkelgreifen musste ein im Kreis der Teilnehmer ausgesetztes Jungschwein gefangen werden und durfte dann als Preis behalten werden. Der Glaube an das Schwein als Glücksbringer bewirkte sogar, dass im Kartenspiel das früher geringwertige Ass/Daus dank der gerne darauf abgebildeten Sau im 16. Jahrhundert zu einer überlegenen Karte wurde (Eichelsau, Schellensau ...), die sogar den König stechen konnte. 

  • Hufeisen gegen Hexenzauber
    Den metallenen Beschlägen von Pferdehufen werden seit Jahrhunderten Zauberkräfte nachgesagt. Hufeisen, auf die richtige Weise – mit der Öffnung nach unten – über Türen, Eingängen oder am Kamin aufgehängt, sollten einst den Teufel abhalten, darunter durchzugehen. Auch das Einschlagen von Blitzen ins Haus sollte dadurch verhindert werden. Auf Sargdeckeln von Frauen, die wegen Hexerei verbrannt wurden, brachte man Hufeisen an, damit sie nur ja nicht wiederauferstehen. Angeblich reiten Hexen ja auch deswegen auf Besen durch die Luft, weil sie sich vor Pferden fürchten. Somit suchen sie schon beim Anblick eines Hufeisens das Weite. 

    Noch heute findet man über vielen Türen zwei Hufeisen: eines mit der Öffnung nach unten zur Abwehr des Bösen; das andere mit der Öffnung nach oben, damit das Glück nicht wieder herausfällt, das das Hufeisen angeblich bringt. 

Warum bringen Scherben Glück, die eines Spiegels aber nicht? Und wie ist das mit der 7 und der 13?
  • Ungrod miassen's sein
    Während die Unglückszahl 13 sehr tief im Volksglauben verankert zu sein scheint, sind Glückszahlen oft eine individuelle Angelegenheit. Das bestätigt auch Kurt Lettner, für den ausgerechnet die doch recht beliebte Glückszahl 7 seine persönliche Unglückszahl ist. Die 7 scheint auch anders als die 13 eine kulturübergreifende kosmische Strukturzahl zu sein. Die Tonleiter hat 7 Töne, ein Mondzyklus definiert 7 (2 × 12­stündige) Wochentage, und das „siebente Jahr“ als Übergangsjahr kommt nicht nur in unserer Kultur vor.

    Der gängige Ausdruck im siebten Himmel sein kommt daher, dass man im alten Weltbild von 7 Planeten mit jeweils eigenen Himmeln ausging und sich hinter dem letzten – dem siebten Horizont – den eigentlichen Himmel vorstellte. 

    Auch in der Volksmedizin spielen Zahlen eine wichtige Rolle. „Ungrod miassn s’ sein“, weiß noch heute so manche Bäuerin, wenn es darum geht, Krenstücke in ungerader Anzahl auf eine Kette zu fädeln und dann zur Fiebervertreibung wie bei einem Rosenkranz herunterzubeten. Wenn es um Fieber geht, liest man in alten Aufzeichnungen immer wieder von 77erlei Fieber, wie etwa in dem Heilspruch Guten Morgen, lieber, schöner Tag, nimm mir meine 77 Fieber ab. Ich weiß nicht, welches das ist, hilf mir unser lieber Herr Jesus Christ. Solche Sprüche und Rituale werden oft dreimal wiederholt, wobei auffällt, dass das Amen am Schluss meist fehlt – ein kleiner Hinweis darauf, dass das Besprechen von Krankheiten in der katholischen Kirche als Sünde galt.

  • Die teuflische 13
    Die 13 ist in unseren Breiten eine dermaßen gefürchtete Unglückszahl, dass bei vielen Fluglinien die 13. Sitzreihe fehlt oder es in einigen Hotels keine Zimmernummer 13 gibt. Warum das so ist und die 13 früher im Volksmund sogar den Beinamen Dutzend des Teufels trug, mag zum einen daran liegen, dass im Zwölferzahlensystem (Duodezimalsystem) die 13 die „vollkommene“ 12 überschreitet. Zum anderen lebten die Menschen früher nach dem Mond, weshalb das Jahr 13 Mondmonate zu je 28 Tagen hatte. Erst mit der Einführung des 12­ monatigen gregorianischen Sonnenkalenders Ende des 16. Jahrhunderts wurde der 13. Monat quasi abgeschafft und galt des­ wegen als unerwünscht. 
    Die negative Strahlkraft der 13 ist sicher auch auf das Christentum und die Geschichte des letzten Abendmahls zurückzuführen. Denn dort saßen der Überlieferung nach 13 Gäste am Tisch, von denen einer, Judas, schließlich Christus verriet, was bekanntlich zu dessen Kreuzigung führte. 

    Die alte Redewendung Dreyzehn dürfen durchaus nicht bei einer Hochzeit oder ande­ren Gastung zu Tische sitzen, weil sonst eine derselben in ebendem Jahre sterben muss galt nicht nur für Jesus Christus, sondern auch für Dornröschen, dem im bekannten Märchen der Brüder Grimm von einer nicht eingeladenen 13. Fee der Tod gewünscht wurde. 

    Zumindest bei den Grimm­-Märchen kann man davon ausgehen, dass sowohl die unheilvollen wie auch die glücksbringenden Zahlen von den Autoren gezielt eingesetzt wurden, die sich der symbolischen Macht der Nummern gewiss bewusst waren. 

  • Vom Klopfen und Drücken
    Dass sofort auf Holz geklopft wird, wenn etwa von guter Gesundheit trotz grassierender Grippewelle die Rede ist, sollte ursprünglich wohl böse Geister vertreiben. Klopftöne galten immer schon als Sprache der (Polter­-)Geister, und auf Holz klingt es einfach am besten. Auch das Klirren der Gläser beim Anstoßen hat einen ähnlichen Zweck – man wünscht sich Gesundheit und vertreibt mit den Geräuschen Unheil bringende Dämonen. 

    Dass wir gerne unsere Daumen drücken, um jemandem Glück zu bescheren, ist wohl darauf zurückzuführen, dass bei den römi­schen Gladiatorenspielen das Publikum mit einem in die Faust eingeschlagenen Daumen für einen gestürzten Kämpfer Gnade erbitten konnte. 
    Im germanischen Volksglauben galt der Daumen als Glücksfinger, und das Ein­ schlagen des Daumens wurde als eine Art Bannzauber gegen Dämonen und Hexen angesehen. Auch sollte nächtens der Daumen festgehalten werden, damit einen der Alb nicht drücke. Und grausam, aber wahr: Den Daumen von Gehängten wurde im Mittelalter besondere Wirksamkeit beigemessen. Was für ein Glück, dass wir heutzutage nur noch unsere eigenen Daumen drücken. 

  • Von Raunächten und verschwendeten Tagen
    Zum Jahresende nahen die Raunächte, jene besonderen zwölf Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Jänner, in denen früher Haus und Hof ausgeräuchert wurden, um Teufel und Dämonen zu vertreiben. Denn an diesen Tagen treiben angeblich manch finstere Gestalten ihr Unwesen – von der mächtigen Frau Percht bis hin zum Wilden Jäger. 

    Um jene Winterdämonen in der sogenannten Zwischenzeit nicht zu verärgern, sollen in den Raunächten keine Arbeiten mit einer drehenden Bewegung ausgeführt werden. Um Unglück vom Haus abzuhalten, darf in den Raunächten zum Beispiel keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden. 

    Die zwölf Tage zwischen Weihnachten und Dreikönig galten aber auch als Lostage, an denen etwa das Sonnenorakel angewendet wurde. Schien an bestimmten Tagen die Sonne, hieß das etwa, dass es eine gute Obsternte geben werde (Sonne am 29. 12.) oder gute Kaufmannsgeschäfte ins Haus stünden (Sonne am 3. 1.). 

    Neben Lostagen, den guten Tagen, die nicht nur am Jahresende, sondern über das ganze Jahr das Tun bestimmten, gibt es auch sogenannte Schwendtage, an denen nichts Neues angefangen werden durfte. An diesen Unglückstagen sollte man sich davor hüten, einen Vertrag zu unterzeichnen, eine größere Anschaffung zu tätigen oder gar zu heiraten. 

    Sowohl Lostage als auch Schwendtage sind in Bauernkalendern vermerkt und in unzähligen Bauernregeln in leicht merkbare Reime gefasst. Dass bei diesem noch heute angewendeten Regelwerk nicht nur naturwissenschaftliche Beobach­ tungen, sondern auch Aberglaube eine Rolle spielt, lässt sich wohl nicht leugnen. Doch wer nach dem Bauernkalender lebt, der hinterfragt ihn auch nicht. 

  • Glücksbringer zum Jahreswechsel
    Rauchfangkehrer brachten schon früher das Glück zurück ins Haus, indem sie den Kamin reinigten, sodass wieder gekocht und geheizt werden konnte. Zusammen mit vierblättrigen Kleeblättern, Glücks­-Fliegenpilzen, Schweinchen und Marienkäfern dürfen sie heute als Glücksbringer bei keiner Silvesterfeier fehlen – Marienkäfer übrigens nicht nur aufgrund ihrer sieben Glückspunkte, sondern weil sie als Boten der Mutter Gottes gelten und, wenn sie auf einen zufliegen, angeblich Kinder beschützen und Kranke heilen können. 

  • Dämonen und verlorene Seelen
    Jedes Kind weiß: Beim Gähnen wird die Hand vor den Mund gehalten. Das hat aber ursprünglich nichts damit zu tun, dass man den anderen nicht mit Müdigkeit „anstecken“ soll, sondern sollte verhindern, dass etwas Böses wie etwa ein Dämon in den geöffneten Mund fährt. Das glaubt heute niemand mehr – und doch ist die Geste geblieben. 

    In den Generationen vor uns wurde Aberglaube oft als Druckmittel in der strengen Erziehung verwendet. Noch unsere Mütter wurden ermahnt, weder laut zu singen oder zu pfeifen, da ihnen sonst später ein hässlicher Mann drohe. 

    „Mir ist es egal, ob ich mit dem linken oder dem rechten Fuß aufsteh“, so Aber­ glaube­Experte Kurt Lettner. Aber er würde nie jemandem einen Ring vom Finger streifen, wenn er als Sachverständiger dazu aufgefordert würde. Denn damit nehme man jemandem das Leben, wie es heißt. Auch die Messer kämen stets mit der Schneid nach unten in den Geschirrspüler, denn – und das gilt auch für verkehrt am Tisch liegende Messer – auf des Messers Schneide würden verlorene Seelen reiten. Vielleicht kommt daher auch der Brauch, dass man kein Messer als Geschenk annehmen soll, ohne dem Geber mit einem symbolischen Groschen zuerst die „Schneid abzukaufen“. 

  • Warenzauber und magische Säfte
    Die Volksmedizin war stets mit dem Glauben, aber auch mit dem Aberglauben eng verwoben. Krankheit als Produkt dämonischer, feindlicher Einflüsse zu betrachten war unter vorchristlichen Völkern weit verbreitet. So waren auch die überlieferten Heilmethoden immer eine mehr oder weniger gelungene Mischung aus magischem Zauberritual und durchaus wirkungsvoller Medizin: Die Heilkraft von Kräutern ist unumstritten, doch wenn es etwa um den Einfluss des Mondes, um Heilsprüche oder um die mysteriöse Arbeit von Warzenwendern geht, gehen die Meinungen weit auseinander. 

    Zu kurios klingen die Methoden, bei denen etwa die bekannte oberösterreichische Wenderin Zäzilia Kaltenberger mit einer Speckschwarte dreimal über die Warzen strich, während sie Im Namen Gott des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, oane und koane murmelte. Danach wurde die Speckschwarte an das Scheunentor genagelt. War sie verdorrt, fiel auch die Warze ab. 
    Im bayerischen Schwaben wurde früher gar Folgendes empfohlen: Man binde einer Katze an jeden Fuß eine aufgeblasene Saublater, mit der man die Warzen geschmiert hat, und lasse die Katze zum Glockenladen des Dorfthurms hinausrennen, sie wird in der Luft ins Unsichtbare sich versteigen

    Eines ist aber sicher richtig: Glaube trägt immer zur Heilung bei. „Es hat auch funktioniert, wenn die Leut’ bei Magenkoliken einen Rossknödelsaft getrunken haben“, meint Ethnologe Kurt Lettner mit einem Augenschmunzeln. 

    Um die Heilrituale wurde früher oft auch ganz bewusst eine Magie aufgebaut. So musste der Wender unbesprochen zum Bauern gehen, um sich um eine kranke Kuh zu kümmern. Stillschweigend ging er also zum Hof, umkreiste das Tier dreimal, machte ihr Kreuzzeichen in den Nacken und ging wie­ der seines Weges, ohne von den Anwesen­ den angesprochen zu werden. 

    Und wenn es dem Tier – warum auch immer – am nächsten Tag wieder besser ging, galten die Fähigkeiten des Wenders als bestätigt. 

  • Schutz vor dem bösen Blick
    So wie es behütende religiöse Symbole gibt – wie Kreuz oder Schutzengel –, gab es auch immer schon Amulette, die vor Unheil oder dem bösen Blick bewahren sollten. In der Antike übernahmen zum Beispiel Korallenketten diese Funktion. Auch manchen Pflanzen und Kräutern wird eine solche Wirkung nachgesagt. So soll ein Büscherl Salbei gegen Böses wirken – genauso wie Knoblauch oder Weihrauch. Ein Hollerbaum wiederum ist wie ein Schutzgeist fürs Haus, den man keinesfalls fällen sollte. 

    Während ein Amulett schützt, ist ein Talisman für das Glück zuständig und muss nicht direkt am Körper getragen werden. An einem guten Ort aufgehängt – wie etwa am Rückspiegel im Auto –, soll er dafür sorgen, dass kein Unglück passiert. 

  • Vom Freu-Tag zum Freitag
    Dass es großes Unglück verheißt, wenn der 13. Tag des Monats auf einen Freitag fällt, war nicht immer so. Denn historisch gesehen war der Freitag sogar einmal ein „Freu­Tag“, dessen Name sich von der römischen Liebesgöttin Venus ableitet. Erst durch das Christentum wurde aus dem glücksbringenden dies veneris ein unheilvoller Tag, der an die Kreuzigung Jesu am Karfreitag erinnert. 

    Früher gab es im alpenländischen Raum eine lange Liste von Dingen, die man auf keinen Fall am Freitag tun sollte – vom Wäschespülen im Bach, weil es dann eine Überschwemmung gibt, bis zum Brotbacken, weil dieses dann klebrig wird. Auch Nägelschneiden sollte man nicht, weil es an diesem Tag Unglück nach sich zog. Und zu heiraten galt an Freitagen ebenso als verpönt. 

    Geblieben sind davon im Wesentlichen nur die strengen Regeln für den Karfreitag – etwa an diesem Tag zu fasten, kein Fleisch zu essen und die Kirchenglocken nicht läuten zu lassen. 

  1. Wünsch dir was
    Jedes Kind lernt, dass es sich etwas wünschen darf, wenn eine Wimper vom Finger geblasen wird oder es das Glück hat, eine Sternschnuppe über den Himmel ziehen zu sehen. Geburtstagskerzen bläst man aus, ohne dazwischen Atem zu holen; Schmerz oder Krankheit können derart mit Heile, heile Segen einfach weggepustet werden. 

  2. Schwiegermütter und verkehrte Brotscherzerl
    Wer bei Tisch an einem Eckplatz zu sitzen kommt, dem droht eine böse Schwiegermutter. Dieser Aberglaube rührt von der früher üblichen Tischordnung her. So waren Eckplätze immer den Gästen (und nie den Familienmitgliedern) zugedacht. Und diese Plätze hatten es in sich! Angeblich konnte man dort zu bestimmten Zeiten hellsehen. Oder man würde eben bald heiraten – mit dem oben erwähnten „Nebeneffekt“. Und so setzen sich noch heute viele mit den Worten „Kein Problem, ich hab schon eine Schwiegermutter“ an den ungeliebten Eckplatz. 
    Auch zu Brot und Salz – zwei Lebensmittel, die nie auf einem Tisch fehlen sollten und früher Symbole für Wohlergehen und Sesshaftigkeit waren – gibt es eindeutige Regeln: Das Brotscherzl soll nicht „verkehrt“, sondern immer mit der Schnittfläche nach unten auf dem Tisch liegen; und Salz darf nicht verschüttet werden, damit nicht Unglück über die Familie kommt.

  3. Das Kreuz mit der Leiter
    Viele heute dem Aberglauben zuzuordnende Handlungen galten früher als gesichertes Wissen, das auf simplen Erfahrungen beruhte. Etwa dass man lieber nicht unter ei­ner Leiter durchgehen soll, denn es könnte einem ja ein darauf stehender Farbkübel, eine Dachschindel oder schweres Werkzeug auf den Kopf fallen. Außerdem könnte ja auch eine Sprosse durchbrechen und der darauf Werkelnde auf den darunter Durchgehenden stürzen. 

    Dazu kommt dann noch eine religiöse Komponente. Denn das Dreieck, das durch Leiter, Wand und Boden oder durch die aufgeklappte Leiter selbst entsteht, hat eine heilige Bedeutung, ist es doch das Symbol für die Dreifaltigkeit. Geht man unter einer Leiter hindurch, verletzt man also diesen „heiligen“ dreieckigen Raum und zieht damit klarerweise das Unglück an. 

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