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Tiere

Vom Ei zum Huhn: eine beeindruckende Entwicklung

Kaum ist es draußen aus dem Ei, beginnt das ausgefüllte Kükenleben: von Mama Henne lernen, die Geschwister ärgern und die Karriere als Leithenne planen. Fürs Nesthocken bleibt da keine Zeit. Aber wie schnell schlüpft eigentlich ein Küken aus einem Ei?

Küken
Foto: Thomas Gobauer
Drei Tage nach dem Schlupf passen Küken noch in die Hand.

Haben Sie schon einmal das Glück gehabt, eine Henne mit ihren frisch geschlüpften Küken zu beobachten? Falls nicht, wünsche ich Ihnen, dass sich schon bald eine Gelegenheit ergibt, denn der Anblick ist einfach bezaubernd – vor allem, wenn sich die Kleinen zuerst unter der Mama verstecken und dann die neugierigen Köpfchen zwischen den Flügeln in die Höhe strecken, aufgeregt und vorwitzig umherschauen und ohne Unterlass piepen. Ich garantiere Ihnen hundertprozentiges Dahinschmelzen.

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Entwicklung vom Ei zum Küken

Neben seinem Verzückungspotenzial ist auch die Entwicklung eines Kükens beeindruckend.

  • Von der Befruchtung bis zum Schlupf des fertig entwickelten kleinen Pieperls vergehen nur 21 Tage.

  • Bei konstanten 38 Grad Celsius Bruttemperatur wächst ab Tag sieben bereits der Schnabel, ab Tag neun sprießen erste Federchen, und ab Tag zwölf kann das Küken im Ei bereits Geräusche von außen hören.

  • Einen Tag vor dem Schlüpfen piepst das Küken bereits selbst. Schon jetzt beginnt das erste Gespräch mit der Henne und den Geschwistern in den anderen Eiern.

  • Mit dem so genannten Eizahn, einer Verhornung an der Schnabelspitze, pickt das Küken zuerst ein kleines Loch in die Schale und öffnet sie nach und nach einmal ringsherum. Weil das enorm anstrengend ist, schläft das Kleine zwischendurch immer wieder ein.

  • So dauert das Schlüpfen insgesamt zwischen zwölf und achtzehn Stunden.

Küken sind Nestflüchter

  • Sind ihre flauschigen Federn erst einmal trocken, stehen die Babys binnen weniger Minuten sicher auf ihren zwei Beinen, können sehen, hören und bereits allein picken.

  • Anders als die meisten anderen Vögel müssen sie nicht von ihrer Mutter gefüttert werden.

  • Trotzdem werden sie beim ersten Anblick auf ihre Mama geprägt und folgen ihr ab sofort auf Schritt und Tritt. Das dient vor allem dem Schutz der Küken vor Feinden, die überall lauern – man denke nur an Marder oder Greifvögel. Außerdem zeigt die Henne ihrem Nachwuchs wichtige Futterplätze, Orte zum Sandbaden und schattenspendende Büsche.

Der Aufstieg zur Chefin

  • Schnell entwickelt sich unter den Geschwistern die hühnertypische Hackordnung. Dabei handelt es sich um die soziale Hierarchie innerhalb der Herde. Das gilt allerdings nur für die Damen. Gibt es in der Herde einen Hahn, ist er als Beschützer und Anführer von dieser Hierarchie ausgenommen.

  • Unter den Küken wird schon bald eines die anderen jagen, wird neugieriger und mutiger sein und Geschwister vom Futter vertreiben, bis es selbst fertig gespeist hat. Bei solchen Tieren stehen die Chancen gut, dass sie später zu Chefinnen werden.

  • Außerdem lassen sich weitere reizende Lieblingsverhaltensweisen beobachten: scharren, picken, den Bauch im Gras reiben, in der Wiese stochern, mit dem Schnabel Ameisen anvisieren – und danebentreffen.

Zur Autorin: Tanja Warter ist Tierärztin. Sie lebt und arbeitet in Bregenz. Für Servus erklärt sie das Verhalten unserer liebsten Haus- und Hoftiere und hilft, sie besser zu verstehen.

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