Hauptspeise

Erdäpfelpuffer mit Preiselbeermarmelade und Mus

Eine Ode an das Schlichte alter Bauerngerichte. Der geborene Tiroler Simon Schöpf hat uns das Rezept seiner Oma für süße Erdäpfelpuffer geschickt – zum Niederknien köstlich.

Erdäpfelpuffer, Preiselbeeren, Apfelmus, Pfanne, Brett
Foto: Ingo Eisenhut
Wir servieren zu den knusprigen Erdäpfelpuffern eine feine Preiselbeermarmelade und Apfelmus.  

Puffer. Als Kind klang dieses Wort verblüffend exotisch für mich. Als könnte man diese köstlichen knusprigen Dinger auch in einem amerikanischen Burgerladen bestellen, doch Burger waren durch die elterliche Fürsorge, gepaart mit einer (retrospektiv betrachtet doch sehr vernünftigen) Abscheu gegen Einwegverpackungen, immer in unerreichbarer Ferne.

Nur bei Omas Puffern konnte man eine – wenngleich rein verbale – Vorstellung davon bekommen. Zubereitet hat sie sie stets in blumiger Schürze, auf ihrem alten Holzofen, in dem immer eine Flamme loderte, die wir Kinder gelegentlich mit einem Holzscheit füttern durften. Eine ehrenwerte Aufgabe war es, den größeren Enkeln anvertraut, Nachschub zum Nachlegen zu holen.

Ein sanfter Duft von Rauch lag gern in Omas Tiroler Bauernküche, sommers wie winters. „Lassts nit von de Erdäpfel“, zitiert die Großmutter noch heute gern eine Alltagsweisheit ihrer Mutter.

  • Soll heißen: Wenn nur genug Kartoffeln im Keller lagern, werden alle satt. Und alle, das waren immerhin neun Kinder, die „Clementler“, ein paar Jahre Weltkrieg gab es zwischendrin auch zu überstehen. Oma sagt das mit 97 Jahren – was der Aussage die nötige Glaubwürdigkeit verleiht. Es muss also schon was dran sein an der Huldigung der stärkehaltigen Knolle.

Erdäpfelpuffer sind ein ehrliches Gericht

Noch ehrlicher, wenn man die Kartoffeln dazu mit eigenen Händen der Erde entnommen hat, was heutzutage wohl nur mehr die wenigsten von uns praktizieren dürften. Für meine Oma aber war die Erdäpfelernte im Tiroler Oberland ein Fixum im bäuerlichen Jahreszyklus; ihre Lieblingssorte hieß „Ackergold“. Leider sei sie heute nirgends mehr zu bekommen, erzählt sie nicht ohne Anflug von Melancholie: „Amal no so an kosten.“

Selbstredend, dass auch die restlichen Zutaten der Puffer, von den Eiern bis zum Mehl, aus der höfischen Eigenproduktion stammten – abgesehen von der Muskatnuss, einer kleinen Geschmacksvariation meines Onkels. Wie bei vielen alten Bauerngerichten liegt der Schlüssel in der Einfachheit, im Reduzierten. Man hatte nicht viel, es wurde das Beste daraus gemacht.

Vielleicht geben uns die Erdäpfelpuffer deshalb auf ihrem Weg in die Magengegend sogar noch eine Lebensweisheit mit: Glücklich ist, wer gelernt hat, mit wenigem zufrieden zu sein. Glücklich machen Erdäpfelpuffer aber ohnehin auf allen Ebenen.

Wenn man mit der Gabel die knackige Kruste durchbricht und sie dann üppig in den Preiselbeeren baden lässt. Serviert am alten Holztisch unter dem Herrgottswinkel, im Eck das vergilbte Schwarz-Weiß-Foto der Uroma, die alle nur „Mutti“ nannten. „Gschmackig sind s’, und satt machen s’. Und schnell angrichtet“, sagt die Oma. Besser geht’s nicht.

Zum Autor: Simon Schöpf ist geborener Tiroler, klettert gerne auf und schreibt über Berge, häufig in unserem Schwestermagazin „Bergwelten“. Seine Söhne Samuel (4) und Jonah (demnächst 2) haben die Erdäpfelpufferliebe ebenfalls übernommen.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Mai 2021 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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MengeZubereitungszeitGesamtzeit
4 Portionen15 Minuten25 Minuten
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Zutaten
100 gZwiebeln
800 gspeckige Erdäpfel
2Eier (Größe M)
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
3 ELgriffiges Mehl
Butterschmalz zum Braten
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Zubereitung
  1. Zwiebeln schälen und mit einer groben Gemüsereibe in eine Schüssel reiben.

  2. Erdäpfel schälen, rasch auf die Zwiebeln reiben und alles mit Eiern, Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Mehl vermischen.

  3. Aus der Masse mit einem Esslöffel Häufchen in das heiße Schmalz setzen, etwas flach drücken und bei geringer Hitze auf jeder Seite ca. 10 Minuten braten.

  4. Erdäpfelpuffer mit Preiselbeerkompott, Apfel- oder Birnenmus und einem Glas Milch servieren.

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