Nachspeise

Griesskoch

Gegen die Härten des Lebens hatte die Urgroßmutter von Silvia Pfaffenwimmer ein einfaches Rezept: Ihr Grießkoch war Friedensstifter, Trostspender und zugleich der mit Abstand schnellste Weg, in den Himmel zu kommen.

Griesskoch, Schokolade, Zimt, Löffel
Foto: Eisenhut & Mayer
Der feine Griesskoch schmeckt am besten mit etwas Schokolade und Zimt.  

Mein Cousin war schon als Bub ein recht wilder Kerl, der sich auf Rollschuhen die steile Straße vor unserem Haus hinunterstürzte und den zweifachen Flickflack aus dem Stand beherrschte. Während ich noch unsicher auf meinem Fahrrad herumwackelte, überlegte er, der um ein Jahr Jüngere, bereits den Bau einer Schanze für den Absprung ins Nirgendwo.

Gestatten Grießkoch, der Sreitschlichter ...

Ungestüm war er auch in anderen Dingen. Wollte ich meine Besitztümer nicht mit ihm teilen, so endete das in handgreiflichen Tumulten und tränenreichen Szenen. Für solche Fälle hatten die Frauen der Familie ein probates Mittel parat, das uns Streithähne im Nu in friedliche Lämmer verwandelte.

„Seids wieder brav, dann gibt’s auch ein Grießkoch“: Dieses zugegebenermaßen zu diskutierende pädagogische Konzept ging einfach immer auf. Meist war es unsere Urgroßmutter, die sich als Streitschlichterin betätigte. Sie nahm uns an die Hand und bugsierte uns in ihre kleine Küche, die auch als Fluchtburg diente, wenn uns die Mütter wieder einmal nicht so bekochten, wie wir uns das vorstellten.

Dort trennte sie Eier und maß mit der Hand Grieß ab. In einem kleinen Emaille-Topf simmerte die Milch vor sich hin, bald erfüllte ein tröstlicher Duft den Raum. Zum Schluss hob sie flaumigen Eischnee unter.

... mit Kochschokolade, dem Seelentröster

Die Krönung des Ganzen war jedoch die dunkle Kochschokolade, die sie in feinen Spänen über das fertige Grießkoch hobelte. An nachsichtigen Tagen brach sie zusätzlich ein kleines Stück von der Tafel ab und versenkte es im Teller. Wir fühlten uns wie Schatzgräber, suchten und fanden die schmelzende Schokolade und hoben sie triumphierend auf den Löffel. In diesen Augenblicken waren wir im Himmel und voller Seligkeit. Ich bin mir sicher: Gäbe es mehr Grießkoch auf der Welt, sie wäre ein besserer und friedlicherer Ort.

Zum Autor: Silvia Pfaffenwimmer, Servus-Autorin aus Oberösterreich, ist das beste Beispiel für frühkindliche Prägungen: Noch heute liebt sie alles, was sie an Grießkoch erinnert: Mus, Sterz und Schmarrn.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Mai 2019 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Zubereitungszeit Gesamtzeit
2 Portionen 10 Minuten 15 Minuten
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Zutaten
1 Eiklar
Salz
0,5 l Milch
50 g Grieß
evtl. Rosinen
1 Eidotter
1 EL Butter
Feinkristallzucker
Kochschokolade oder Zimt
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Zubereitung
  1. Das sauber getrennte Eiklar mit einer Prise Salz zu Schnee schlagen.

  2. Milch aufkochen, Topf von der Herdplatte ziehen und Grieß einrieseln lassen (und, falls gewünscht, Rosinen). Mit einem Schneebesen verschlagen, wieder auf den Herd stellen und fünf Minuten sanft köcheln lassen.

  3. Eigelb und Butter mit dem Schneebesen unter die Grießmasse rühren, ebenso ein Drittel des Eischnees. Den restlichen Eischnee vorsichtig unterheben.

  4. Mit Feinkristallzucker süßen und großzügig mit geriebener Kochschokolade oder Zimt bestreuen.

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