Die schönste Sackgasse der Welt: das Kleinwalsertal.
Foto: Frank Drechsel

72 Stunden unterwegs im Kleinwalsertal

Hier wandern oder radeln Sie im Herbst durch eindrucksvolle Berglandschaften, erleben Brauchtum wie den Viehscheid, kosten regionale Schmankerl – und begegnen Menschen, deren Herzlichkeit das Tal zu etwas ganz Besonderem macht.
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Das Kleinwalsertal in Vorarlberg – liebevoll „die schönste Sackgasse der Welt“ genannt – gehört zwar zu Österreich, ist aber nur von Deutschland aus mit dem Auto erreichbar. Außer man wandert von Vorarlberg übers Gebirge ins Gemsteltal, wie es einst im 13. Jahrhundert die Walser getan haben. Sie haben der Wildnis Alpen für ihre Tiere abgetrotzt, damit sie auf über 1.000 Metern überleben konnten. So entstand eine Kulturlandschaft von beeindruckender Schönheit, die der umliegenden Bergwelt in nichts nachsteht.

Blick aufs Kleinwalsertal
Foto: Kleinwalsertal Tourismus
Blick aufs Kleinwalsertal

Heute laden die vier Orte Riezlern, Hirschegg, Mittelberg und Baad dazu ein, ihre unterschiedlichen Reize zu entdecken – jeder auf seine ganz eigene, besondere Weise.

Wer hier im Tal zu Gast ist, wird mit offenen Armen empfangen – und nach nur drei Tagen hat man das Gefühl, schon immer dazugehört zu haben, so offen und herzlich sind die Menschen in dieser kleinen abgeschiedenen Region. Wir haben das ideale Programm für einen Besuch zusammengestellt.

Tag 1 – Walser Küche genießen

Es stand früh fest, dass Jeremias Riezler das Gasthaus seiner Großeltern aus den 1970er-Jahren übernehmen würde. Doch dass er Koch wurde, verdankt er einem Lehrer, der ihn mit den Worten motivierte: Das Herz jeder Gastwirtschaft ist der Koch – schau, dass du am Herd etwas aus dir machst.“ Nach einer Ausbildung in der Schweiz und Wanderjahren, die ihn an den Wörthersee und ins Allgäu führten, kehrte Riezler 2007 ins Kleinwalsertal zurück – und begann, die Walserstuba behutsam neu zu gestalten.

In der Walserstuba wird das kulinarische Erbe der Alpen gelebt.

Der Anfang war nicht einfach: Statt Meeresfisch oder argentinischem Rind wünschten sich die Gäste traditionelle Walserküche. Das inspirierte Jeremias Riezler dazu, wie seine Vorfahren wieder das ganze Tier zu verwerten. „Ich war damals der Erste im Tal, der Beuschel, Bries und Schmorgerichte servierte“, erinnert er sich. Heute verbindet er in seiner Küche Tradition mit feiner Raffinesse – bodenständig, aber immer mit einer besonderen Note. Die „Walserstuba“ ist zu einem Ort geworden, der die Geschichte und den Geschmack des Tals auf den Teller bringt.

Die Önsche Walser Chuche

Mit seiner Einstellung ist Jeremias Riezler nicht alleine. Insgesamt acht meisterliche Köche haben sich zur Önsche Walser Chuche zusammengeschlossen, um das kulinarische Erbe der Walser Küche zu erhalten und zu pflegen – und das mit viel Leidenschaft und Freude am Tun. Bei den regelmäßigen Treffen wird aus regionalen Zutaten Köstliches geschaffen – und viel gelacht. Alte Rezepte werden wiederentdeckt, neu interpretiert und schließlich in den Wirtshäusern der acht Mitglieder oder bei besonderen Veranstaltungen serviert. Auf den Tellern landet, was in der Region wächst und gedeiht – und das in einer authentischen, grenzübergreifenden Küche, die die Traditionen der Walser-Siedlungsgebiete in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Italien verbindet.

Da überraschen konservierte Schnittlauchblüten mit ihrem sanften Geschmack, knusprige Holunderbeeren mit ihrem besonderen Biss und eingelegte Kriecherl mit einem unerwarteten Marzipan-Aroma.

Önsche Walser Chuche ist ein Versprechen an die Zukunft, Bewährtes zu erhalten und in die Moderne zu überführen.
Sascha Kemmerer, Kleinwalsertaler Sternekoch
Bei den regelmäßigen Treffen geht es um Wissensaustausch, Leidenschaft und das gemeinsame Weiterdenken der Walser Küche.

Die talentierten Küchenmeister der Önsche Walser Chuche sind:

  • Felix Bantel

  • Jürgen Denk

  • Herbert Edlinger

  • Sascha Kemmerer

  • Marc Müller

  • Maximilian Nicolic

  • Jeremias Riezler

  • Andreas Ziep

Tag 2 – Auf zum traditionellen Viehscheid

Wer das Kleinwalsertal im Herbst besucht, sollte seine Reise rund um den traditionellen Viehscheid planen – ein Spektakel, das auch für die Einheimischen ein Höhepunkt des Jahres ist. In einem beeindruckenden Zug machen sich geschmückte Kühe mit ihren Hirten von den Almen auf den Weg zurück ins Tal. Bei dem imposanten Marsch sind Gänsehautmomente nicht selten und wenn die Tiere mitsamt der Hirten an einem vorbeiziehen, weiß jeder: Der Almsommer ist vorbei.

Die geschmückten Glocken sind eine Tradition und der Stolz der Hirten.
Wolfgang Ott, Großhirte und Bauer aus Leidenschaft
Im Herbst, wenn die Bergwiesen in goldenen Tönen leuchten, findet ein altes Ritual statt: der Viehscheid.

Der Blumenschmuck hat eine besondere Bedeutung: Er wird nur dann getragen, wenn alle Tiere unversehrt von der Alm heimkehren. 2025 blieb er daher aus, da ein Pferd bei einem Blitzschlag ums Leben kam. Stattdessen zogen Braun- und Grauvieh mit ihren eindrucksvollen Glocken ins Tal – ein Anblick, der nicht minder stimmungsvoll ist. In diesem Jahr konnte man 220 Tiere der Alpe Bärgunt und 190 Tiere der Alpe Galtöde beim Viehscheid bestaunen.

Tag 3 – Rundwanderung durchs Gemsteltal

Es ist eine gemütliche Wanderung mit herrlichen Panoramen und gemütlichen Einkehrmöglichkeiten, ideal für Familien und Genießer: Die Gemstelweg-Rundwanderung beginnt in Bödmen und führt zunächst über den asphaltierten Gemstelweg. Vorbei am Gemstelhof-Laden und über eine malerische Holzbrücke geht es in einen kühlen Waldabschnitt entlang der Breitach.

Eine einfache Wanderung durch die alpine Bilderbuchlandschaft des Kleinwalsertals.

Am ersten Abzweig folgt man dem leicht ansteigenden Schotterweg, der später auf die Alpflächen der Alpe Schönesboden führt. Hier eröffnet sich ein beeindruckender Blick auf den Kleinen Widderstein, den Bärenkopf und das Walmendingerhorn. Weiter taleinwärts überquert man erneut den Gemstelbach, bevor der Weg talauswärts verläuft, begleitet von der Kulisse von Zwölfer, Elfer und Geißhorn. Und wer die Augen offen hält, sieht neben den Kühen eventuell auch Ziegen und Gämse.

Die Hintere Gemstelhütte lädt mit ihrer gemütlichen Atmosphäre und regionalen Spezialitäten zu einer wohlverdienten Rast ein.
Wir haben daheim einen Konditorofen, da passt er auch rein – ein ganzer Meter von unserem großen Apfelstrudel.
Matl Fritz, Hüttenwirt

Nach etwa einer Stunde erreicht man die Hintere Gemstelhütte. Hier genießt man bei einer kräftigen Brotzeit von Hüttenwirt Matl Fritz oder dem bekannten Apfelstrudel mit Vanillesauce seiner Frau Sabine die Aussicht auf die umliegenden Berge in aller Ruhe. Der sanfte Rückweg führt entlang des Gemstelbachs über Almwiesen und durch Wälder zurück nach Bödmen.

Was gibt es noch im Kleinwalsertal zu entdecken?

  • Wanderfestival Kleinwalsertal: Von 29. September bis 4. Oktober 2025 dreht sich im Kleinwalsertal alles ums Wandern. Bei geführten Touren oder beim großen Event „Hike the Valley“ dreht sich alles um Naturgenuss, Gipfelglück und unvergessliche Momente inmitten der Alpen.

  • Bärgunt-Hütte: Die Bärgunt-Hütte liegt idyllisch auf 1.480 Metern Höhe und ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Familien. Hier lassen sich regionale Spezialitäten probieren und die Aussicht auf das umliegende Bergpanorama genießen.

  • Naturbrücke über den Schwarzwasserbach: Dieses beeindruckende Naturdenkmal wird vom Schwarzwasserbach unterquert. Besonders stimmungsvoll wirkt es bei Sonnenschein am frühen Nachmittag, wenn das Licht die Umgebung in warmes Glühen taucht.

  • Walser Wochenmarkt: Jeden Freitag von 09:00 bis 12:30 Uhr am Walserhaus Hirschegg erleben Besucher das echte Kleinwalsertal hautnah. Regionale Händlerinnen und Händler bieten mit Liebe hergestellte Produkte an – von Käse und Wurst bis zu handgefertigten Handwerkswaren.

  • Kanzelwandbahn: Mit der Kanzelwandbahn gelangen Besucher bequem auf 1.966 Meter Höhe. Ob zum Wandern im Sommer oder Skifahren im Winter – die Bahn eröffnet Zugang zu spektakulären Aussichten und alpinen Abenteuern.

  • Alpengasthof Hörnlepass: Direkt an der Passstraße gelegen, lädt der Alpengasthof Hörnlepass zu einer Einkehr mit regionaler Küche ein. Hier kann man nach einer Wanderung die Ruhe der Berge genießen und traditionelle Walser Gerichte probieren.

Das Kleinwalsertal ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Im Herbst präsentiert es sich in seinen schönsten Farben.
Foto: Dominik Berchtold
Das Kleinwalsertal ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Im Herbst präsentiert es sich in seinen schönsten Farben.