Kuchen & Torten

Apfelmustorte

Sigrid Neudecker verbrachte wunderbare Tage am See bei der Omama: Nachmittags gab’s kulinarische Daunendecken zur Stärkung oder besser bekannt unter „Apfelmustorte“.

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Foto: Ingo Eisenhut
 

Ein See, die Oma und die Apfelmustorte

Für andere kann das Leben ja ein langer, ruhiger Fluss sein. Für mich ist es ein klarer, ruhiger See. Die Großeltern gehörten zu den ersten Pächtern am Neufelder See im Burgenland, damals, als rundherum lediglich Gstättn war.

Im Laufe der Jahre siedelte sich die gesamte Sippschaft mütterlicherseits direkt daneben an, und ich lernte dort schwimmen, Rad fahren und Sektflaschen öffnen. Bei acht Erwachsenen und sieben Kindern gibt es schließlich genug Anlässe für ein Sektfrühstück.

Serviert wurden immer unsere Klassiker: Omamas Roastbeef, Muttis Gemüsemayonnaise, Tante Uschis Russische Eier. Wer neue Rezeptideen mitbrachte, durfte nicht einheiraten. An den Muttertagen holten die Väter aufopfernd Backhendl vom Gasthaus zur Post, und einmal pro Sommerferien machte die Omama Marillenknödel bis zum Abwinken. Der Rekord liegt bei zwölf Stück, aber ich darf nicht verraten, von wem, sonst enterbt mich meine Schwester.

„Die Omama war das Familienoberhaupt.“

Sie, die nie auch nur in die Nähe einer Matura gekommen war, wusste irgendwie alles. Einmal hatte ich mich als Kind so heftig in den Finger geschnitten, dass sämtliche Ärzte in der Familie meinten: „Das muss genäht werden.“ Die Omama sagte nur: „Ah geh, da tu ma ein Pflaster drauf.“ Der Finger ist heute noch dran.

Als Kriegskind war die Omama nämlich nicht zimperlich. Wenn wir am Ende des Sommers ein großes Krebsessen mit jener Beute machten, die wir Kinder in den Wochen davor aus dem See geholt hatten, bekamen die Männer nach jedem Krebs, den sie ins kochende Wasser geschmissen haben, einen Schnaps.

Die Omama brauchte den nicht. Die bekam sogar Aale in der Pfanne gebändigt. Wenn’s gerade nichts zu essen gab, streiften wir Kinder durch die Leithaauen (also doch auch ein bisschen Fluss) oder waren den ganzen Tag im See, was durchaus an die Kalorien ging.

Damit wir nicht vom Fleisch fielen, stellte die Omama nachmittags Kuchen auf ihrer Terrasse bereit. Wann der freigegeben war, verbreitete sich unter Geschwistern, Cousins und Cousinen per Mundpropaganda: Wer nach der Mittagspause als Erste vom Schwimmen zurückkam, brüllte einmal über sämtliche Zäune hinweg.

Meine Favoritin war die Apfelmustorte, bei der ich bis heute schwanke, ob ich an ihr das Apfelmus – selbst gemacht, selbstverständlich – oder die Eischneehaube am meisten liebe.

  • Für mich war sie schon damals eine kulinarische Daunendecke: weich, weiß und kuschelig. Welchen Tortenboden man bevorzugt oder wie man das Apfelmus zubereitet, ist dabei nicht entscheidend.

  • Das Einzige, was man beachten sollte: Sie hält nicht lang. Aber das musste sie bei uns auch nie.

Zum Autor: Sigrid Neudecker, geboren in Wien, lebt in Hamburg und hat versucht, in Paris kochen zu lernen. Warum sie die Küche lieber doch ihrem Mann überlässt, kann man in einem Buch nachlesen: „Madame ist willig, doch das Fleisch bleibt zäh“, erschienen im Piper Verlag.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Juli 2023 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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MengeZubereitungszeitGesamtzeit
1 Kuchenform 26 cm1:05 Stunden2 Stunden
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Zutaten
200 gweiche Butter
5Eidotter
200 gKristallzucker
2 TLVanillezucker
abgeriebene Schale von 1 Bio-Zitrone
ein paar Tropfen Zitronenaroma
250 gMehl
2 TLBackpulver
400 ggut geliertes Apfelmus
Für die Schneehaube
5Eiklar
60 gFeinkristallzucker
60 gStaubzucker
Außerdem
zerlassene Butter und Mehl für die Form
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Zubereitung
  1. Eine flache Kuchenform mit Butter ausstreichen und mit Mehl bestauben.

  2. Backrohr auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.

  3. Butter weiß-schaumig schlagen und mit Eidottern, Zucker, Vanillezucker, Zitronenschale und Zitronenaroma luftig rühren.

  4. Mehl und Backpulver mischen und mit der Buttercreme flott zu einem glatten Teig rühren.

  5. Teig in die Form füllen und am Rand hochstreichen. Auf der zweiten Schiene von unten ca. 25–30 Minuten backen und auskühlen lassen.

  6. Eiklar schaumig schlagen und Kristallzucker in einem dünnen Strahl einrieseln lassen. Zu einem geschmeidigen Eischnee schlagen. Staubzucker nach und nach zufügen und zu einem seidig glänzenden Schnee fertig schlagen.

  7. Tortenboden mit Apfelmus bestreichen und mit Eischnee bedecken.

  8. Apfelmustorte im Ofen bei 180 °C rund 10 Minuten backen, Temperatur auf 100 °C senken und weitere 20–25 Minuten trocknen lassen.

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