Hauptspeise

Opas Abgeschmolzene Brotsuppe

Vom Zauber des Einfachen. Als moderne Speisen wie Räucherlachs und Fondue zunehmend die traditionellen Weihnachtsgerichte verdrängten, setzte der Opa von Florian Bachmeier auf Widerstand. So entfaltete seine Brotsuppe ihre eigene Magie.

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Foto: Ingo Eisenhut
Florian Bachmeiers Opa machte die beste Brottsuppe der Welt.  

Jedes Jahr am Heiligen Abend zu Mittag, als das Haus bereits mit Vorfreude auf das Weihnachtsfest erfüllt war, stand ein einfaches, aber bedeutsames Ritual im Mittelpunkt: die Zubereitung der abgeschmolzenen Brotsuppe durch meinen Opa.

Wahrscheinlich war es seine Reaktion auf die zunehmende Verbreitung der immer populärer werdenden Gerichte für den Heiligabend, wie etwa Fondue oder Räucherlachs. Anregungen, die meine Oma mitbrachte – sie arbeitete als Bedienung in einem Hotelrestaurant in unserem kleinen Skigebiet am oberbayerischen Spitzingsee – und die sie dann am Abend nach der lang ersehnten Bescherung servierte.

Nostalgischer Suppen-Widerstand

Die Brotsuppe war also eine Art nostalgischer Widerstand, deren Wirkung und Zauber sich für mich mit jedem Jahr steigerte. Brotsuppe wird in Bayern und in Österreich meist mit altbackenen Brotresten zubereitet und galt einst als traditionelle Fastenspeise.

In der bei uns üblichen Zubereitungsweise wurde das ausgehärtete Roggenbrot in Stücke gebrochen und als Suppeneinlage beigegeben. Nachdem alle von der Arbeit zu Hause waren oder die letzten Besorgungen am Vormittag erledigt hatten, wenn sich also die letzten Spuren der Hektik des Tages gelegt hatten und sich alle endlich zu Hause versammelten, erfüllte bereits der Duft der köchelnden Rindssuppe die Küche, während mein Opa mit bedächtigen Gesten die Zutaten für seine traditionelle Brotsuppe vorbereitete.

Die kräftigen Aromen – meistens war bei ihm auch viel Maggi-Würze im Spiel – stiegen aus dem brodelnden Topf empor und verhießen Gemütlichkeit und Wärme. Rund um den Tisch versammelt, wo die dampfenden Erdäpfel und die köstlich süß karamellisierten Zwiebeln schon in einer Extraschüssel bereitstanden, warteten alle ungeduldig auf die noch fehlende heiße Suppe.

Es war bei uns üblich, abwechselnd ein paar Löffel Suppe zu nehmen und dazwischen immer wieder genussvoll einen Bissen der Erdäpfel mit den Zwiebeln. Und dann war der Moment gekommen.

Der Opa präsentierte mit Stolz die duftende Suppe und schöpfte sie heiß über die Stücke harten Roggenbrotes, die in den Tellern vor uns verteilt waren. Jeder Löffel war ein Genuss! Und so schien es, dass diese einfache abgeschmolzene Brotsuppe uns alle an diesem besonderen Tag vereinte, sie war der Auftakt für die schönsten Tage im Jahr.

Nachdem mein Opa verstorben war, lösten am Mittag des Heiligen Abends die Weißwürste die Brotsuppe als Mittagessen ab. Aber ich bereite sie noch immer an so manchen Tagen im Winter mit viel Freude zu.

Zum Autor: Florian Bachmeier ist vielfach prämierter Fotograf, arbeitet u.a. für „Geo“ und „Mare“ und kocht leidenschaftlich gern. Am liebsten Gulasch, Ochsenschlepp, alles, was lange geschmort werden muss.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Dezember 2024 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Gesamtzeit
6 Portionen 45 Minuten
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Zutaten
800 g festkochende Erdäpfel
Salz
200–300 g altbackenes Roggenoder Bauernbrot
2 Metzgerzwiebeln (Gemüsezwiebeln)
40 g Butter
1 EL Schweineschmalz
1 Knoblauchzehe
1 TL Kümmel, gemahlen
2 TL getrockneter Majoran
1,5 l Rindssuppe
Pfeffer
Maggie-Würze
Schnittlauch
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Zubereitung
  1. Erdäpfel in Salzwasser kochen, schälen und in einer Extraschüssel warm stellen.

  2. ´Inzwischen das Brot in dünne Scheiben oder in kleine Stücke schneiden oder brechen.

  3. Zwiebeln in Ringe schneiden und in einer Schmalz-Butter-Mischung langsam goldbraun rösten. Wenn sie die gewünschte Farbe erreicht haben, die Hälfte der Zwiebeln und das flüssige Fett beiseitestellen und in einer kleinen Pfanne warm halten.

  4. Die Knoblauchzehe zum Rest der gerösteten Zwiebeln reiben, mit etwas gemahlenem Kümmel und Majoran würzen.

  5. Das Brot zugeben und mit der kochenden Rindssuppe aufgießen. Mit Salz, frisch gemahlenem Pfeffer und etwas Maggi-Würze abschmecken und sofort in tiefen Tellern servieren.

  6. Die Erdäpfel in ihrer Schüssel etwas andrücken, mit den Zwiebeln und dem Bratfett übergießen und die Schüssel in die Mitte des Tischs stellen. Eventuell mit fein geschnittenem Schnittlauch bestreuen.

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