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Garten

Aromatischer Wacholder: in der Beere liegt die Kraft

Vor dem Wacholderstrauch soll man den Hut ziehen, heißt es im steirischen Volksglauben. Seine Beeren würzen nämlich nicht nur Speis und Trank, sondern schützen auch vor Unheil.

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Foto: Eisenhut & Mayer
Die Kraft des duftenden Wacholders liegt in seiner Beere. Aber Achtung: 2–3 Beeren im Gericht sind ausreichend.

Der Wacholder hat viele Namen: Er heißt Feuerbaum und Räucherstrauch, Machandelbaum und Kranawetn, Krammet und Kronabitt. In den letzten drei Volksnamen verstecken sich der Kranich und die Wacholderdrossel, die auch Krammetsvogel heißt, weil sie besonders gern die schwarzblau bereiften, wachsigen Beeren des Wacholderstrauchs (Juniperus communis L.) frisst.

  • Wacholderdrosseln fing und verzehrte man früher übrigens massenweise, und natürlich würzte man sie vor dem Braten mit gemörserten Wacholderbeeren. Die Beeren enthalten feine ätherische Öle, Harz und einen erstaunlich hohen Zuckeranteil von 30 Prozent. Nicht nur der Wacholderschnaps wird aus ihnen gemacht, auch Gin und Genever kommen nicht ohne sie aus. Sie verleihen Gerichten eine signifikante würzige Note und machen sie bekömmlicher. Kein Sauerkraut ohne Wacholder.

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Aber man muss die Beeren in Maßen verwenden. Zu viele davon schlagen sich auf die Nieren. Andere Arten der Juniperus Familie sind richtig giftig. Die Beeren von Juniperus communis, unserem Gewöhnlichen Wacholder, sind es nur ganz, ganz leicht.

Ob Küche, Brauchtum, Volksglaube, Medizin oder Schnapsbrennerei: Sagenumwoben und hoch gelobt ist der immergrüne, harzig duftende Wacholderstrauch mit seinen spitzen Nadeln und dem buschigsäulenförmigen Wuchs, der – so heißt es – bis zu 2.000 Jahre alt werden kann.

Servus Mondpost

Wacholder im Volksglauben

Vielerorts glaubte man, ein auf den Hut gestecktes Wacholderzweigerl schütze gegen das Wundlaufen und gegen Blasen an den Füßen. Dem liegt wohl die Vorstellung zugrunde, dass sich die Frische der stets grünen Wacholderstaude auf die müden Beine von Wanderern übertrage. Im Alpenraum ließ ein junger Mann, der sich ein Wacholderzweiglein an den Hut steckte, sozusagen durch die Blume wissen, dass er sich auf Freiersfüßen befand. Der Wacholder steht sicher auch deshalb seit jeher beim Volk in so hohem Ansehen, weil seine Beeren an der Stelle, an der die schuppenförmigen Fruchtblätter zusammengewachsen sind, ein Kreuz zeigen. Nach christlicher Vorstellung musste eine solche Pflanze gegen alles Böse wirken.

  • Es hieß: „Eichenlaub und Kranewitt / Dös mag der Teufl nit.“ Und nicht nur der Teufel, auch Hexen, Blitzschlag und alles Böse ließen sich verlässlich von Mensch und Tier fernhalten, wenn man einen Wacholderzweig über Haus- und Stalltür befestigte. Sicher wusste man, dass sich mit dem Rauch, der von einem Wacholderfeuer aufsteigt, wilde Tiere vertreiben lassen.

  • Man aromatisierte Räuchermehle mit Wacholderspänen, behandelte den Rotlauf beim Vieh und die Gelbsucht beim Menschen mit Wacholder. Zum Schutz vor bösen nachbarlichen Gedanken butterte man sicherheitshalber mit Rührstücken vom Wacholder und glaubte, mit seiner Hilfe gestohlenes Gut wiedererlangen zu können. Dazu drückte man Zweige einer Wacholderstaude frühmorgens in Richtung Sonnenaufgang und sprach: „Wacholderbusch! Ich tu dich bücken und drücken, bis der Dieb sein gestohlenes Gut wieder an seinen Ort getan hat.“ Ob das geholfen hat, ist nicht überliefert.

Zielführender war da sicher ein anderer Brauch, der eng mit dem 11. November verbunden ist, an dem traditionellerweise das Fest des heiligen Martin, des Schutzpatrons der Hirten, gefeiert wird. An diesem Tag überreichten die Hirten den Bauern einen Wacholder-, Birken- oder Eichenzweig und wünschten ihnen in Reimform Segen fürs Vieh und sich selbst ein kleines Trinkgeld.

  • Die „Martinsgerte“ symbolisiert dabei sicher die „Lebensrute“. Dieser uralte, weit in vorchristliche Zeit zurückreichende Brauch, bei dem Menschen und Tiere mit einem Zweig geschlagen werden, steht für Lebenskraft und Fruchtbarkeit. Sehr häufig waren es Wacholderzweige, die beim Schlagen, oder wie man üblicherweise sagte, beim „Pfeffern“ zum Einsatz kamen.

Eichenlaub und Kranewitt / Dös mag der Teufl nit.

Wacholder und seine Wirkung

Wacholder ist seit der Antike als Heilpflanze bekannt. Er wirkt harntreibend und entgiftend, fördert die Verdauung und hilft bei Sodbrennen und Blähungen ebenso wie gegen Husten, Gicht und Rheuma. Die desinfizierende Wirkung von Wacholderfeuern wurde zum Ausräuchern von Räumen bei Seuchen verwendet.

  • In gefährlicher, bisweilen sogar tödlicher Überdosierung kamen vor allem die Beeren des giftigen Sadebaums oder Stink-Wacholders Juniperus sabina zum Einsatz: Man verwendete ihre gebärmutterkrampfende Wirkung, um Schwangerschaften abzubrechen.

Jesus und der Kranabetbaum

Es gab jedenfalls kaum etwas, wogegen das Kauen oder Schlucken von Wacholderbeeren nicht geholfen hätte. Häufig wurden sie in Kombination mit Bibernelle, also Anis, verwendet. Im Salzburger Pongau soll gar einmal während einer Pestepidemie ein Vogel von einem Baum heruntergerufen haben: „Esst Kranawit und Bibernell, dann sterbt ihr nit so schnell.“

Aus der Zeit der großen Pestepidemien stammt wohl auch die obersteirische Sage, nach der Jesus sich zum Schutz unter einen „Kranabetbaum“ stellte, als ihm einmal die Pest begegnete. Und so kaute man die Beere einfach gegen die Pest oder Pocken.

Gewöhnlicher Wacholder (Juniperus communis L.)

  • Familie: Zypressengewächse (Cupressaceae)

  • Reifezeit: Wacholderbeeren sind ab Juli oder August reif, bleiben aber den ganzen Winter über auf den Ästen. Die Entwicklung zur reifen Beere dauert allerdings insgesamt drei Jahre.

  • Standort: Wacholder wächst in lichten Wäldern, an Felsen und auf sonnigen Heiden und Weiden. Er bevorzugt trockene, magere, gerne auch kalkreiche Böden und wächst in den Alpen bis auf 2.300 Meter Seehöhe.

  • In der Küche verwendet man Wacholder stets sparsam: Zwei, drei Beeren für z. B. einen Topf Sauerkraut reichen vollkommen.

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