Tiere

Von der Küste ins Lamawanderland

Vom südenglischen Bournemouth ins idyllische Melker Tal: Josh Alexander betreibt gemeinsam mit seiner Partnerin Lena Rappersberger und ihren Eltern einen Lamahof in Niederösterreich.

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Lama, Lena Rappersberger, Lamawanderland
Foto: Michael Reidinger
Lena Rappersberger ist in das Leben mit den Anden-Tieren hineingewachsen.

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Sich den urigen Holzgebäuden in dem schmalen Tal bei Oberndorf zu nähern bedeutet, von riesigen braunen Augen mit langen Wimpern genau beobachtet zu werden. „Wer kommt da? Was willst du? Bist du freundlich?“, fragen die Blicke von insgesamt 35 Lamas und Alpakas, die hier im „Lamawanderland“ jeden Besucher genau kontrollieren. Lena Rappersberger, 25, sportlich und dunkelhaarig, kommt zur Begrüßung und winkt ihren Freund Josh von der steilen Wiese neben dem Hof herunter, wo er gerade arbeitet. Kurz stellt sie den Betrieb vor, den ihre Eltern Anfang der 90er-Jahre gegründet haben: „Getreidespeicher, Stallgebäude, Seminarraum, ein Tipi zum Grillen, und hier ist unser ‚Amviechtheater‘ – wo die Besucher sitzen können, während wir die Lamas frei herumlaufen lassen.“

Viele unserer Freunde ziehen zurück aufs Land und wollen hier was machen. Aber nie klassisch – sie wollen neue Nischen finden.
Lena Rappersberger

Gemütlich und „respectful“

Lena und der drei Jahre ältere Josh haben sich in seiner Heimat England bei einem Festival kennengelernt, als Lena dort ein landwirtschaftliches Praktikum machte. Er studierte damals Forensik und „war noch nie im Leben auf einem Traktor gesessen“. Sie verliebten sich, er besuchte Lena ein erstes Mal am Lamahof – und brachte beim zweiten Mal schon die großen Übersiedlungskoffer mit. Prinzipiell, so erzählt er, konnte er sich hier schnell anpassen, weil er die gemütliche Mentalität der Österreicher sehr vertraut fand. Aber: „In England ist das Leben viel schneller und härter. Die Menschen hier sind mehr ‚respectful‘“, sagt er, „du kannst am Land alles offen lassen, es wird nix gestohlen.“ Nur in einem war der Wechsel zum Landleben für ihn hart: „Körperlich. Ich war vorher kein Sportler, und das Leben als Bauer fordert viel von deinem Körper.“ Seit sechs Jahren hilft Josh Alexander nun überall am Lamawanderhof mit und ist fit wie nie zuvor.

Lena und Josh übernehmen von den Eltern mehr und mehr Aufgaben am Hof – und fühlen sich mit ihren Lamas pudelwohl.

Lena Rappersberger, die in das Leben mit den Anden-Tieren hineingewachsen ist und als Kleinkind auch manchmal schlafend im Futtertrog gefunden wurde, übernimmt von ihren Eltern mehr und mehr Aufgaben. Sie betreut von Frühling bis Herbst die Lamawanderungen mit Schulklassen, kümmert sich um die Übernachtungsgäste und entwickelt immer neue Ideen für Gesundheitsförderung am Hof. Sie veranstaltet Bewegungstage, hat einen Yoga-Raum eingerichtet und verköstigt ihre Gäste zum Frühstück mit Produkten von umliegenden Hofläden. Im Unterschied zu ihren Eltern, die 1992 mit der Lama-Zucht begonnen haben, möchte sie in Zukunft weniger auf Zucht und mehr auf Tagestourismus setzen. Eine kleinräumige Region wie das Alpenvorland brauche Ideen, nicht Massenproduktion, davon ist sie überzeugt. Und sie sieht: „Es gibt einen Retourtrend aufs Land. Viele von unseren Freunden, die auch aus der Landwirtschaft kommen und dann in Wien studiert haben, ziehen wieder zurück und wollen hier was machen. Aber nie klassisch – sie wollen neue Nischen finden.“

Keine Angst vor Spucke!

Die Lamas etwa, die bei ihrer Ankunft in Österreich vor 30 Jahren noch absolute Exoten waren, haben mittlerweile als sanfte Landschaftspfleger eine Nische erobert. Wenn Leute in der Gegend eine Wiese haben, die sie nicht mit Maschinen mähen wollen, können sie die Lamas zum Abweiden bestellen. Für die Wiesen die schonendste Methode, denn: „Lamas haben keine harten Hufe, sondern Schwielensohlen. Sie beißen das Gras ab, statt es auszurupfen. Sie misten nicht überall, sondern beschränken sich auf festgelegte Kotplätze.“ Ja, und in Österreich auch nicht ganz unwichtig: „Lamas haben natürlich überhaupt kein Problem mit steilem Gelände.“ Letzte Frage: „Und wie ist das eigentlich mit dem Spucken?“ – Lena lacht: „Na, das passiert nicht so oft! Eigentlich spucken sich Lamas nur untereinander an, wenn sie Rivalenkämpfe ausfechten. Man muss nur aufpassen, dass man nicht dazwischensteht, wenn eine Ladung kommt…“

Alle Infos zum Lamawanderland finden Sie hier: lamawanderland.at

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