Gut gemacht, Österreich

Zurück zu den Wurzeln

In der Steiermark Safran anzubauen, das klingt im ersten Moment ungewöhnlich. Für Peter Siegfried Schöggl aber bedeutet es, Erfolg in einer Familientradition zu finden, die schon fast im eigenen Vorgarten verblüht wäre.

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Gut gemacht, Österreich; Peter Siegrid Schöggl;
Foto: privat
Peter Siegfried Schöggl gründete die 1. Weststeirische Safranmanufaktur.

Über 20 Jahre ist es nun schon her, dass dem Steirer Peter Siegfried Schöggl beim Kaffeetrinken ein Duft in die Nase stieg, der ihn zurück in seine Kindheit versetzte. Das Kuriose: Der Steirer befand sich gerade in Marokko auf Montage, gut 3.000 Kilometer entfernt von der Küche seiner Oma. Was er roch, war traditioneller Safrantee, den seine Gastgeber vor jeder Mahlzeit tranken – in der Medizin des Orients ist Safran seit Jahrtausenden ein vielseitig einsetzbares und geschätztes Heilmittel.

Genau diesen Tee hatte ihm seine Großmutter schon zubereitet, als er noch ein kleiner Junge war. Peter Siegfried Schöggl war neugierig geworden und tauschte sich mit einer älteren marokkanischen Dame über die medizinische Bedeutung von Safran aus. Das Ergebnis: 14 Seiten Safranwissen.

Zu Hause angekommen, entschloss sich der gelernte Elektriker und GWZ-Installateur, der Landwirtschaft, die er von seinem Vater übernommen hatte, neues Leben einzuhauchen. Er züchtete seine ersten Safranzwiebeln, darunter 18 seiner Großmutter. Safran in der Weststeiermark? Die ersten Zweifler ließen nicht lange auf sich warten, doch das macht dem 54-Jährigen nichts aus.

Ich war schon immer so ein Spinner, dass ich alles durchziehen muss, was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Und wenn jemand sagt: ‚Peter, das geht nicht‘, dann wird es erst richtig interessant.
Peter Siegfried Schöggl

Aller guten Dinge sind drei

Seitdem blüht Peter Siegfried Schöggl in seinem Landwirtschaftsbetrieb wortwörtlich auf. Weil sein Safran für medizinische Zwecke genutzt wird, dürfen die empfindlichen ätherischen Stoffe nicht mit Chemie, Metall oder der Haut in Berührung kommen. Daher trägt er bei der Ernte der drei Fäden, die jede Blüte bildet, Latexhandschuhe und verwendet Pinzetten aus Bambus oder Kunststoff. Die Fäden werden in Glasschalen gezupft und luftgetrocknet. Das macht Peter Siegfried Schöggls Safranzucht einzigartig in Europa, weltweit gibt es nur zwei vergleichbare Betriebe.

Seine Ernte verwertet er zu über 30 Produkten, die meisten davon stellt er selbst her: Tinkturen, Cremes, Kosmetikartikel, aber auch Genussartikel wie Brot, Öle und Käse, die vor allem in der Spitzengastronomie sehr gefragt sind. Mittlerweile beliefert die 1. Weststeirische Safranmanufaktur weltweit 14.000 Kunden von Kanada bis Australien und hat unzählige Auszeichnungen erhalten: Zuletzt wurde Peter Siegfried Schöggls Safranbrot bei der 25. Steirischen Landesbrotprämierung Silber verliehen.

Gut gemacht, Österreich; Peter Siegfried Schöggl, 1. Weststeirische Safranmanufaktur
Foto: Michael Sternat.
Peter Siegfried Schöggl zupft die Safranfäden mit Pinzetten aus Bambus oder Kunststoff aus der Blüte.

Blühende Aussichten

Am besten aber lässt sich der Erfolg des Steirers an seinem immer weiter wachsenden Safranbestand ablesen. 24 Jahre ist es her, dass er seinen ganzen Garten umgegraben hat, um 18 der eineinhalb Zentimeter kleinen Safranzwiebeln seiner Großmutter zu finden. Dazu ließ er sich noch von einem Biobauern 20 Stück schicken, die in einem winzigen Paket geliefert wurden, kaum größer als eine Zündholzschachtel.

Schon im ersten Jahr trugen beinahe alle Zwiebeln Blüten und bewiesen: Wir sehen nicht nur aus wie Krokusse, wir fühlen uns hier auch genauso wohl. Da sich eine Safranzwiebel im Jahr um das Vier- bis Fünffache vermehrt, war aus dem kleinen Beet nach einem Jahr bereits eine Wiese mit knapp 200 lila Blüten geworden. Mittlerweile hegt und pflegt der Steirer auf etwa einem halben Hektar Fläche über 500.000 Safranzwiebeln.

Noch ist Platz für mehr, immerhin ist erst ein Viertel seiner Nutzfläche belegt. Entwickelt sich sein Geschäft so weiter wie bisher, kann sich Peter Siegfried Schöggl seinen großen Lebenstraum wohl schon bald erfüllen: wieder Vollerwerbsbauer werden. Denn obwohl ihn seine Arbeit als Elektriker erst nach Marokko und zurück zu seinen Wurzeln geführt hat, war sein Herzensberuf doch immer schon Landwirt. Und mit Blick auf seine unglaubliche Erfolgsgeschichte lässt sich sagen, dass sich diese Bestimmung wie ein roter Faden durch sein Leben zieht.