Gute Küche

Eine kleine Wurst, die ganz groß wurde

Die kleinen Nürnberger Rostbratwürste haben sich über die Jahrhunderte einen großen Namen gemacht. Im Nürnberger Bratwurstmuseum kann man mehr über die Geschichte der berühmten Würstchen erfahren.

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Nürnberger, Rostbratwürste,
Foto: Bild: Nürnberger Bratwurstmusem
Die Original Nürnberger Rostbratwürstchen dürfen in der deutschen Küche nicht fehlen.

Königin der Bratwürste

Seit dem 14. Jahrhundert ist die Bratwursttradition in Nürnberg belegt. Nur spezialisierte Schweinemetzger durften die Nürnberger Bratwürste herstellen. Sie mussten diese täglich auf den Fleischbänken den Geschworenen Marktmeistern vorlegen. Die prüften dann genauestens Rezeptureinhaltung, Struktur, Fleisch und Wassergehalt. Wurden die Bratwürste als minderwertig wahrgenommen, flogen sie in hohem Bogen in die Pegnitz. Nicht nur der hohe Anspruch an die Metzgerkunst machte die Bratwürste aus der Frankenstadt so speziell. Als Handelsstadt stellten die Nürnberger besondere Ansprüche an Geschmack und Qualität – feiner, edler gewürzt und einzigartig sollten die städtischen Bratwürste sein. So erhielten die Nürnberger Rostbratwürste auch ihre Majorannote, die sie noch heute auszeichnet. Seit damals sind diese Würste ein fest verankerter Teil deutscher Essenskultur.

Klein aber oho

Die Größe der Nürnberger Rostbratwürste ist eher ungewöhnlich. Eine alte Legende behauptet, dass die Würstchen deswegen so klein gemacht wurden, damit sie im Mittelalter auch nach der Schließung der Stadttore den Spätankömmlingen durchs Schlüsselloch gereicht werden konnten. Der eigentliche Grund hat aber nichts mit Schlüssellöchern zu tun: Die Würstchen werden nicht wie andere Wurstarten in Schweinedärme, sondern in Schafsdärme abgefüllt. Schafsdärme haben einen kleineren Durchmesser, weswegen die Größe der Nürnberger Rostbratwürste dementsprechend ausfällt.

Längst ein Markenzeichen

Mittlerweile ist die Nürnberger Spezialität weit über die Grenzen Frankens hinaus bekannt und beliebt, und dass nicht nur während der Grillsaison. Seit August 2003 ist die Bezeichnung „Nürnberger Rostbratwürste“ mit dem Europäischen Schutzsiegel g.g.A. (geschützte geografische Angabe) ausgezeichnet. Dieses Siegel bestätigt, dass alle als „Nürnberger Rostbratwürste“ deklarierten Spezialitäten in Nürnberg nach festgeschriebener Rezeptur hergestellt wurden. Damit haben die Nürnberger Rostbratwürste als erste Bratwurst der Welt die Rechte einer geschützten Herkunftsspezialität erhalten.

GUT ZU WISSEN: Die Marke WeltGenussErbe Bayern hat sich zum Ziel gesetzt, das kulinarische Erbe der Regionen für die zukünftigen Generationen zu schützen. Mittlerweile werden mehr als 50 bayrische Agrarprodukte, Lebensmittel, Weine und Spirituosen von der EU als geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) oder geschützte geografische Angabe (g.g.A.) anerkannt.

Typisch für Original Nürnberger Rostbratwürste ist:

  • Sie werden ausschließlich in Nürnberg, nach einer Rezeptur aus 1313, hergestellt.

  • Sie sind zwischen sieben und neun Zentimeter lang und maximal 25 Gramm schwer.

  • Ihr Geschmack wird von einer feinen Majoran-Note bestimmt.

  • Am liebsten wird die Wurst von den Nürnbergern in einem aufgeschnittenen Brötchen gegessen – auch „Drei im Weggla“ genannt.

TIPP: Als klassische Beilage zu den Nürnberger Rostbratwürsten werden der traditionelle Kartoffelsalat oder deftiges Sauerkraut serviert. Für den vollendeten Genuss kommen noch Senf oder Kren hinzu.

Eine Wurst als Kulturgut

Die Nürnberger Rostbratwürste sind mit der Wirtshauskultur der Stadt untrennbar miteinander verbunden: 1313 wurde im Kirchhof in Nürnberg die Moritzkapelle für die Armen errichtet. Die Köche, die sich um das leibliche Wohl der Armen kümmerten, riefen sie mithilfe von Glöckchen zum Essen. Da die Verbindung geistlicher und leiblicher Speisung so erfolgreich war, wurde aus der Moritzkapelle das berühmteste deutsche Wirtshaus: Bratwurst Glöcklein. Heute erinnert nur ein in den Boden eingelassener Grundriss an das Wirtshaus, da dieses später zerstört wurde. Nürnberg galt lange als wirtshausreichste Stadt des Heiligen Römischen Reiches, da jedes achte Haus ein Gasthaus war. Die gesamte Geschichte der Nürnberger Rostbratwürste kann im Nürnberger Bratwurst Museum nachgelesen und erlebt werden.

Ein Museum für die Wurst

Bratwurstgasse 1 ist die Adresse, bei der ein jeder die historische Entwicklung der Original Nürnberger Rostbratwürste entdecken kann. Direkt am Trödelmarkt wird den Besuchern ein Einblick in die traditionelle Handwerkskunst der Metzger von damals gewährt. In der Ausstellung kann man in die Welt des Mittelalters eintauchen und die traditionelle Handwerkskunst der Nürnberger Metzger kennenlernen. Sogar die handwerkliche Produktion einer echten Nürnberger Rostbratwurst wird gezeigt. Am Ende können die Museumsgäste Mitbringsel und Geschenke rund um die Wurst im Shop mitnehmen. Die Nürnberger Rostbratwurst ist einfach ein echtes, kleines Meisterwerk.

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag: 10 bis 17 Uhr

Samstag und Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Eintrittspreise

Kinder bis 6 Jahre Frei

Erwachsene 3€, ermäßigt 1,50€

Adresse

Nürnberger Bratwurstmuseum

Bratwurstgasse 1 - Am Trödelmarkt

90403 Nürnberg