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5 Fakten über Otfried Preußler und seinen Räuber Hotzenplotz

Ebenso unverhofft wie der Räuber Hotzenplotz auftaucht, kam auch der Erfolg des 1962 veröffentlichten Romans von Otfried Preußler. Überraschendes rund um den Schriftsteller, seinen kauzigen Räuber und andere Gestalten.

Tuschezeichnungen von „Hotzenplotz“-Illustrator Franz Josef Tripp. Mit dem hölzernen Brieföffner öffnete Preußler Zehntausende von Briefen.
Foto: Mirco Taliercio
Tuschezeichnungen von „Hotzenplotz“-Illustrator Franz Josef Tripp. Mit dem hölzernen Brieföffner öffnete Preußler Zehntausende von Briefen.

Wen haben Sie vor Augen, wenn Sie den Namen Otfried Preußler hören? Die kleine Hexe, die mit ihren 127 Jahren noch so jung und unerfahren ist? Das kleine Gespenst, dem dank der 13 Schlüssel alle Türen und Tore (und Truhen und Luken und Mausefallen) offenstehen? Oder den mit sieben Messern rasselnden, Kaffeemühlen stibitzenden Räuber Hotzenplotz?

Speziell von Letztgenanntem finden sich in Stephanskirchen zahlreiche Spuren. In dem beschaulichen bayerischen Ort, zwischen Rosenheim und Simssee gelegen, schuf der Autor vor über sechzig Jahren seine struppige Figur.

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Stephanskirchen in Bayern, Idylle, Landschaft
Foto: Mirco Taliercio
Im idyllischen Stephanskirchen, zwischen Rosenheim und dem Simssee gelegen, fand Otfried Preußler nach den Kriegsjahren seine zweite Heimat.

1. Der Räuber als Überraschungserfolg

Das Stück um Kasperl, Seppel und den Räuber diente seinem Autor eigentlich als Ablenkung. Denn Preußler kam mit dem Jugendbuch „Krabat“ nicht voran. Über eine Dekade kämpfte er mit dem von einer dunklen Schwere getragenen Stoff. Zur Selbstaufhellung wollte er eine Kasperlgeschichte schreiben. Er schrieb sie in nur 55 Tagen – und sie wurde zum Überraschungserfolg. Auf hartnäckige Bitten der jungen Leser folgten 1969 und 1973 zwei weitere Bände.

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Den Hotzenplotz gibt es außerdem als:

  • Hörspiel

  • Bühnenfassung, inszeniert von den Kasperltheaterspezialisten der Augsburger Puppenkiste

  • Film, unter anderem 1974 mit Gert Fröbe in der Hauptrolle, der zehn Jahre zuvor den Bond-Schurken Goldfinger gemimt hatte

Die im Thienemann-Esslinger Verlag erschienenen Bücher prägen mit den fantasievollen Illustrationen Franz Josef Tripps unser Bild vom Räuber Hotzenplotz.

2. Verstecktes Räuberdomizil

Zu Hause war der Räuber Hotzenplotz – und ist es womöglich bis zum heutigen Tage – im Haidholzener Wald. Der dichte Forst liegt nah dem Rübezahlweg, in dem einst das Haus der Preußlers stand. So wundert es auch nicht, dass der Räuber oft bei dem Autor vorbeischaute – natürlich nur kurz, um ja nicht der Polizei in die Hände zu fallen. Dort saß er am Schreibtisch, denn er musste viele, viele Briefe schreiben. Er beantwortete die unzähligen Kinderbriefe aus der ganzen Welt, von Kanada bis Kamtschatka, von Tirol bis Tokio. In Wahrheit war es natürlich nicht der Hotzenplotz, sondern Preußlers langjährige Sekretärin Christine Annies, die die fantasievollen Antwortschreiben verfasste.

Christine Annies, ehemalige Sekretärin von Otfried Preußler
Foto: Mirco Taliercio
Preußleres Sekretärin Christine Annies schrieb nicht nur dessen diktierte Geschichten nieder, sondern beantwortete auch unzählige Kinderbriefe.

3. Der Schriftsteller als naturverbundener Spion

Der Schriftsteller selbst schrieb nämlich nicht gerne – er sprach viel lieber. Und das tat Preußler vorzugsweise auf seinen ausgedehnten Spaziergängen durch die Natur rund um Stephanskirchen. Mit dem Diktafon in der Hand spazierend, so hatte ihn seine spätere Sekretärin Christine Annies auch bei ihrer zweiten Begegnung mit Otfried Preußler erlebt. „Da war dieser Herr, der oft auf dem Weg vor unserem Haus spazieren ging und dabei in ein Gerät sprach. Ich war fest davon überzeugt, er müsse ein russischer Spion sein“, erinnert sie sich.

Sims, Stephanskirchen, Bayern, Flusslandschaft
Foto: Mirco Taliercio
Auf seinen täglichen Rundgängen streifte Otfried Preußler entlang der Sims und sprach in sein Diktiergerät.

4. Quell der Inspiration

An ihrem kleinen Haus kam Preußler häufig vorbei, weil es unweit der Krottenhausmühle liegt. Dort plätschert die Sims aus dem Simssee. Und der Bach diente Preußler sozusagen wortwörtlich als Inspirationsquelle für „Der kleine Wassermann“ und „Krabat“. Aber auch die Begegnungen und Gespräche mit dem örtlichen Müller oder Bauern dürften wichtig für seine Geschichten gewesen sein.

Die Naturverbundenheit hatte Preußler aus seiner böhmischen Heimat mitgebracht. Ein geborener Bayer war er nämlich nicht. Am 20. Oktober 1923 in Reichenberg geboren, genoss Preußler eine unbeschwerte Kindheit. Er tobte durch die Wälder, vergrub seine Nase in die vielen Bücher, die seine Eltern – beide Lehrer, sein Vater auch Heimatforscher – zu Hause hatten. Erst nach dem Krieg zog er nach Stephanskirchen bei Rosenheim.

Haidholzener Wald, Forst, Nadelwald, Bayern, Stephanskirchen
Foto: Mirco Taliercio
Auch der Haidholzener Wald bei Stephanskirchen inspirierte Otfried Preußler zu seinem Räuber Hotzenplotz.

5. Wer sonst noch im Wald lebt

Die Figur der kleinen Hexe entstand, weil sich Preußlers Töchter beim Einschlafen vor bösen Hexen fürchteten. Dabei zeigte die 127 Jahre junge Hexe, die so fleißig lernte, dass die Furcht vor ihr doch sehr unbegründet war. Aber er erzählte seinen Töchtern zum Einschlafen auch Geschichten eines Jungen, der am Grund des Mühlenweihers lebt – aus dessen Abenteuern schließlich „Der kleine Wassermann“ entstand. Er wurde 1956 veröffentlicht und war Preußlers erster großer Bucherfolg.

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