Ausflüge

Pilgern rund um den Wolfgangsee

Einen Fuß bedächtig vor den anderen setzen und dabei die Ruhe und die Natur genießen – Pilgern ist eine Wohltat für Körper und Seele. Besonders schön spaziert es sich im Salzkammergut rund um den Wolfgangsee.

Pilgern, Wolfgangsee, Salzkammergut, Servus Sommerfrische
Foto: Mirja Geh
Bei sonnigem Wetter und Blick auf die Berge macht das Pilgern gleich doppelt Freude.

Das Europakloster Gut Aich ist ein idyllischer Ort der Stille und Besinnung. Hier kann man in die Jahrhunderte alte Tradition der Benediktinermönche eintauchen und mehr über das Leben und Wirken des Hl. Wolfgang erfahren.

Benediktinermönche waren schon vor tausend Jahren Kulturträger im Salzkammergut, der prominenteste unter ihnen war der Heilige Wolfgang, von dem See und Ort ihren Namen haben. Auf seinem Weg in Richtung Sankt Wolfgang muss er auch am Standort des heutigen Europaklosters Gut Aich vorbeigekommen sein. Das Besondere an dem Bau: Es ist erst seit 30 Jahren ein Kloster. Mit viel Liebe zum Detail haben es die jetzt ansässigen Geistlichen dazu gemacht. Es ist Ausgangspunkt einer wunderbaren Pilger-Wanderung auf den Spuren des Heiligen Wolfgang.

Kräutergarten, Kloster, Servus Sommerfrische
Foto: Katharina Mitterlehner
Zum Kloster-Kräutergarten kann man sich nicht verlaufen.

Klosterheilkunde erleben

Unter Klosterheilkunde versteht man das von Mönchen und Nonnen über Jahrhunderte gesammelte Wissen über Anbau und Anwendung von Kräutern. Im Benediktiner Kloster wird dieses Wissen in einen ganzheitlichen Ansatz integriert: „Für uns ist diese Heilkunde ein in Beziehung kommen, zu uns selbst, unserem Körper, unserer Psyche, den Lebensbedingungen, zu anderen Menschen und natürlich zu Gott”, erklärt Christian Pötzlberger, Gärtner im Europakloster Gut Aich. Sind diese Beziehungen auf die ein oder andere Art belastet, kann das zu Beschwerden und Erkrankungen führen. Die Klosterheilkunde wirkt hierbei auf mehreren Ebenen als erneuernde Kraftquelle. Sie stärkt unsere Selbstheilungskräfte und wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus.

Für alles ist ein Kraut gewachsen

Das Europakloster Gut Aich verfügt über zwei prachtvolle Gärten, wovon einer, der Hildegard-Garten, der Erntegarten ist und der Paradiesgarten ein reiner Schau- und Wohlfühlgarten. Dieser entstand vor rund acht Jahren und ist ein sogenannter „hortus conclusus” – ein eingefriedeter Garten. „Diese Gartenform war früher klassisch für Klöster, da die Mönche bei der Gartenarbeit ungestört bleiben wollten. Heute dient die Form einem optischen Zweck, es ist jeder Besucher herzlich willkommen”, so Christian Pötzlberger. Und willkommen sind auch all jene, die gerne im Erntegarten mithelfen möchten. Das Kloster freut sich immer über Volunteere.

„Wir haben hier eine große Pflanzenvielfalt, von der Königskerze, mit Hilfe deren Blüten man früher den Winter vorhergesagt hat, bis zur Stärke und Kraft bringenden Engelswurz, ist alles dabei.” Eine von Christians Lieblingspflanzen ist der Alant – eine große Staude, die ihre Heilwirkung bei Atemwegsbeschwerden entfaltet.

Der Paradiesgarten des Europaklosters Gut Aich mit angeschlossenem Ab Hof-Laden mit selbst hergestellten Kräuterprodukten. (Fotos © Katharina Mitterlehner)

Zu Fuß unterwegs am Wolfgangweg

Ganz im Einklang mit dem minimalistischen Klosterleben und dem Besinnen auf das Wesentliche, ist auch das Pilgern der Verzicht auf Annehmlichkeiten und Luxus. Darum pilgert man auch nicht mit dem Auto sondern zu Fuß. Schließlich bedeutet „Pilgern” Entschleunigung und Besinnung. Und besinnlich ist es im schönen Salzkammergut wahrlich. Hier kann man sich auf dem Wolfgangweg auf eine Reise voller Abenteuer, Mystik und religiöser Hingabe machen. Immer vor der Kulisse des malerischen Wolfgangsees. Gestartet wird im Europakloster Gut Aich, um die spirituelle Atmosphäre aufzunehmen und die beeindruckende Architektur des Klosters zu erleben.

Danach wandert man durch den Wald zum majestätischen Falkenstein – eine imposante Steilwand, die direkt aus dem Wolfgangsee ragt. Umgeben von Bergen, Bäumen und Wasser kommt man dabei zur Ruhe, entrückt seinem hektischen Alltag und besinnt sich auf das Hier und Jetzt.

Der Wolfgang-Weg führt großteils durch den Wald und bietet auf Aussichtsplätzen herrliche Blicke auf den türkis-blauen Wolfgangsee. (Fotos © Katharina Mitterlehner)

Freier Blick über den See

Wer sein Glück im Pilgern gefunden hat, der nimmt den kleinen Umweg über den Scheffelblick. Denn der Weg ist schließlich das Ziel. Belohnt wird man dafür mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Wolfgangsee. Breite Bänke laden zum gemütlichen Verweilen ein. Der Name Scheffelblick hat übrigens auch seine Geschichte. Victor von Scheffel, ein deutscher Landsmann aus Karlsruhe, war ein romantischer Dichter, der im Jahr 1860 am Wolfgangsee seinen Urlaub verbrachte. Bei seinen Wanderungen am Wolfgangsee und eben auch an der Falkensteinwand fühlte er sich durch den Blick über den See ganz besonders inspiriert.

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Foto: Servus
Früher legten sich Pilger Steine in den Schuh, um sich den Weg noch zu erschweren. Heute erinnern kleine Steintürmchen an den Brauch.

Nach einem abwechslungsreichen Wegverlauf legt man den nächsten Stopp beim Falkensteinkirchlein ein. Sie liegt direkt an der Falkensteinwand, dem markanten Felsabbruch in den Wolfgangsee. In ihr befindet sich eine kleine Höhlung in die der Legende nach der Heilige Wolfgang vor dem Teufel geflüchtet sein soll. Bei seiner Flucht gelangte er auf den Falkenstein, wo sich vor ihm ein Felsen geöffnet und ihn hindurch gelassen haben soll. In dieser Höhle verbrachte der Heilige Wolfgang fünf Jahre seines Lebens.

Weg hinauf zur Falkensteinkirche. Im Inneren kann man die Glocke läuten – 3x für Glück. (Fotos: Mirja Geh)

Über Steigen im Inneren der Kirche kommt man in eine kleine Kammer, die sich in einer engen Kluftspalte fortsetzt. Wer sich hier mühsam durchzwängt, streift dem Volksglauben zufolge alle Sünden und Krankheiten ab. Ist einem das zu heikel, kann man auch die Kirchenglocke läuten: An der Schnur ziehen und hoffen, dass sie danach 3x läutet, das soll Glück bringen!

Unser Tipp: Entlang der Etappe zum Falkenstein befindet sich eine Quelle mit heiligem Wasser, welches Augenleiden lindern soll: Trinkflasche auffüllen und erfrischen lassen!

Gut zu wissen: Von 1704 bis 1720 wurde das Quellwasser in den sogenannten „Wolfgangi-Flascherln” abgefüllt und verkauft. Die Original-Flaschen kann man heute noch im Heimatkundlichen Museum bestaunen.

Einkehren im Gasthof Leopold

Pilgern macht hungrig und auch wenn man auf der Reise auf einige Annehmlichkeiten verzichtet, so ist eine kleine Stärkung wichtig. Der Landgasthof am Leopoldhof versorgt die Gäste mit traditionell österreichischer Küche. Küchenchef Pauli und Leopoldhof-Tochter Christine kümmern sich um das leibliche Wohl und zaubern aus heimischen Produkten schmackhafte Speisen. Jetzt im Sommer locken köstliche Postalmpilze und Beeren sowie fangfrische Fische aus dem Wolfgangsee. Wer es lieber einfach aber nahrhaft möchte, bestellt die berühmte Pilgersuppe. Wir wünschen guten Appetit!

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Foto: Mirja Geh
Die müden Pilgerfüße lassen sich im See schön abkühlen.

Element Wasser

Frisch gestärkt geht man bei schönem Sommerwetter am besten hinunter zum See. Hier lassen sich entweder nur die Zehen ins erfrischende Nass tauchen oder man springt gleich kopfüber hinein. Zurück zum Ausgangspunkt in Fürberg gelangt man zu Fuß oder auch mit dem Schiff. Die Schiffsfahrt hat den Vorteil, dass man hier nochmal ganz entspannt einen wunderbaren Blick von unten auf den Falkenstein hat und sich dabei eine angenehme Brise ins Gesicht wehen lassen kann. Der perfekte Abschluss eines gelungenen Wandertages.

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Foto: Katharina Mitterlehner
Bei der Schifffahrt zurück nach Fürberg kann man noch einmal das herrliche Bergpanorama genießen.

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Dieser Artikel entstand im Rahmen der Servus Sommerfrische 2023 in Kooperation mit dem Tourismusverband Wolfgangsee.