Streifzug durchs Entdeckerviertel
Die Region rund um Braunau am Inn weckt nicht nur die Lust aufs Radeln, sondern auch den Entdeckergeist: Geheimnisvolle Moore, endlose Burgmauern und warme Badeseen laden zum Erkunden ein.
1. Kultureller Auftakt in Braunau am Inn
Direkt an der Grenze zu Bayern liegt das kulturelle Herzstück des Entdeckerviertels: Braunau am Inn. Durch schmale Gassen mit Kopfsteinpflaster geht es über den Stadttorbogen in die gotische Altstadt. Sie ist in ihrer Ursprünglichkeit erhalten geblieben und wird von prächtigen Bürgerhäusern geziert.
Vor der Stadtpfarrkirche St. Stephan empfängt mich Susanne Urferer und steigt mit mir über 192 Stufen hinauf zur Spitze des Kirchturmes. Er ist mit 87 Metern einer der höchsten Kirchtürme Österreichs. Von oben eröffnet sich ein weiter Blick über die Stadt bis hin zum Ötscher und den Salzburger Alpen. Auch die 14 Glocken des Stadttorturmes sind gut erkennbar. Jeden Morgen um 8:00 erklingt die Melodie von „Wachet auf, es krähte der Hahn“ und abends um 18:00 Abend Johannes Brahms‘ „Guten Abend, gut‘ Nacht“. In Richtung Süden zeigt Susanne auf mein nächstes Ziel: das knapp 30 Kilometer von Braunau entfernte Ibmer Moor.
2. Unterwegs im mystischen Ibmer Moor
Entlang weitläufiger Felder und durch kleine Ortschaften erreicht man nach gut eineinhalb Stunden Fahrt mit dem Elektrofahrrad das Ibmer Moor. Wer kein eigenes Elektrofahrrad besitzt, kann sich eines in Braunau ausborgen. Maria Wimmer erwartet mich bereits – sie ist ausgebildete Natur- und Moorführerin und leitet durch den Moorlehrpfad. Das Besondere am Ibmer Moor ist, dass hier drei Moortypen aufeinandertreffen: Nieder-, Hoch- und Zwischenmoor. Das schafft eine Artenvielfalt an Vögeln und Pflanzen, wie man sie kaum woanders im Mitteleuropa findet:
17 Orchideenarten, darunter fünf Knabenkräuter, das Mücken-Händelwurz und Sumpf-Stendelwurz sowie Waldhyazinthen sind hier zuhause.
Fleischfressende Pflanzen wie Sonnentau, Wasserschlauch und Fettkraut warten mit ihren feinen Härchen und klebrigen Oberflächen auf Insekten.
Seltene Vogelarten wie der Brachvogel mit seinem typischen Trällern und die langschnabelige Bekassine fühlen sich am Moor wohl.
Die Schwarzerle ist ein typischer Moorbaum. Sie ist der Sage nach das Zuhause für Moor- und Sumpfgeister und nach Johann Wolfgang von Goethe sogar Herberge für den gespenstigen Erlkönig. Und was hat es mit den Irrlichtern auf sich?
Die Irrlichter sind der Sage nach die Seelen der Moorleichen, die über das Moor schweben und auf Seelenfang aus sind.Maria Wimmer
Das Phänomen lässt sich jedoch leicht erklären: Durch die Zersetzung organischer Substanzen bildet sich Methangas, welches in Bläschen aufsteigt und entzündlich ist. Auch im Moor enthalten ist Huminsäure, die für ihre heilsame Wirkung bekannt ist. Sie regt den Stoffwechsel an und ist eine Wohltat für die Haut. Das Ibmer Moor hat dafür eine natürliche Moorbadestelle, in die man eintauchen kann.
3. Radeln zur weltlängsten Burg
Grün soweit das Auge reicht: Wälder, Äcker und Wiesen umgeben die Straßen, die wie gemacht sind für Radtouren. Etwas Kondition ist trotz Elektrofahrrad gut, denn der schönste Ausblick auf Burghausen eröffnet sich auf der Anhöhe des Aussichtsplatzes in Duttendorf.
Die kleine Anstrengung zahlt sich allerdings aus, denn der Blick auf die bayerische Burg zu Burghausen und die grüne Salzach ist atemberaubend. Zinnen, Türme, Mauern und Kapellen scheinen sich endlos aneinander zu reihen. Mit ihren 1.051 Metern ist sie die längste Burg der Welt und gehörte einst zu Österreich. Heute locken Führungen, Museen, Biergärten und das traditionelle Burgfest im Sommer zu der majestätischen Festung.
4. Das Gefühl von Freiheit am Salzachdurchbruch
Folgt man der Salzach etwa zehn Minuten stromabwärts, wartet ein Naturjuwel der besonderen Art: der Salzachdurchbruch. Er ist ein Relikt aus der letzten Eiszeit, bei der sich die Salzach etwa 70 Meter tief in den Flinzsand eingegraben und einen Steilhang mit zahlreichen Höhlen hinterlassen hat. Heute sind sie beliebte Brutplätze für Dohlen, Uhus, Fledermäuse und die seltene Äskulapnatter. Mein persönlicher Tipp: Ein Fernglas mitnehmen, sich auf einen der sonnenwarmen Steine setzen, die Vögel beobachten und das beruhigende Rauschen der Salzach genießen.
5. Ausklang am warmen Holzöstersee
Die Sonne steht tief, während ich zum gemütlichen Ausklang am Holzöstersee radle. Er liegt etwa 50 Fahrradminuten südlich vom Salzachdurchbruch und gilt als einer der wärmsten Badeseen Österreichs. Hier erwartet mich meine Freundin Valentina schon mit einem Picknick. Sie hat im Hotel Moorhof einen Picknickrucksack, vollgepackt mit regionalen Köstlichkeiten geholt: Frisches Brot, selbstgemachter Kuchen, Käse, Bier und viele weitere Schmankerl lassen wir uns direkt am Steg schmecken. Während unsere Füße im Wasser baumeln, lasse ich die zwei Tage Revue passieren und weiß: Ich komme wieder.
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