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Ausflüge

Metzgerwirt

Beim Kärntner Metzgerwirt in Radenthein pflegt man die Tradition und serviert die Gelbe Supp’n mit Schöpsernem, Semmelkren, Rösterdäpfeln und flaumigem Reindling. Ein Geschmackserlebnis der besonderen Art.

Wirtshaus, Metzgerwirt, Stube, Radenthein, Kärnten
Foto: Mirco Taliercio
Die urige Stube im Metzgerwirt in Radenthein

Die Meixner Anna, Jahrgang 1901, war die Nachbarin vom Emanuel und dessen Eltern. Und eine gute Köchin war sie auch. Und als Emanuel Stadler, heute Metzgerwirt in vierter Generation,
als Bursch erstmals den Gelben Schöps nach Annas Rezept zubereitete, schaute sie ihm streng über die Schulter. „Sie stand quasi Pate“, erinnert sich Emanuel, „und als sie das fertige Gericht probierte, nickte sie nur.“ Ein kulinarischer Ritterschlag war das, und bis heute hat Emanuel am Rezept dieser Suppe nie mehr etwas verändert.

Die Gelbe Supp’n, auch als Saure Supp’n oder Kirchtagssupp’n bekannt, ist Kärntner Kulturgut: schriftlich erwähnt bereits im 17. Jahrhundert; gelb wegen des Safrans; sauer wegen des Sauerrahms; und Kirchtag, weil sie zu Kirchtagen gehört wie der Wörthersee zu Klagenfurt.

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Viele Rezepte führen zum Ziel

Wir aber befinden uns ein paar Kilometer östlich vom Millstätter See in Radenthein im Gegendtal. Kirchtag ist zwar grad keiner, der Gelbe Schöps, also die Gelbe Supp’n mit Fleischeinlage vom Lamm, steht dennoch auf dem Speiseplan. „Ich nehme nur den Schöps, sprich ein männliches Lamm, das älter als sechs Monate ist“, sagt Emanuel. „Genau wie einst die Anna.“ In den meisten Rezepten finden sich neben Lamm allerdings auch Huhn, Rind und/oder Schwein.

Servus Mondpost

„Rezepte gibt’s viele“, sagt Emanuel.

Das rührt daher, dass die Supp’n in jeder Gegend ein bisserl anders zubereitet wurde. Und früher, als schreiben zu können nicht selbstverständlich war, haben die, die es konnten, aufgeschrieben, wie’s gemacht wurde, um es für die Nachwelt zu erhalten. Ich sage immer: Stimmen tun sie alle, falsch ist’s nur, wenn’s nicht schmeckt.
Zitat Emanuel

Beim Metzgerwirt in Radenthein wird die Gelbe Supp’n als Hauptgericht serviert. Das Fleisch kommt also nicht in kleinen Happen in ein kleines Suppenschüsserl, sondern als ganzes Stück in einen großen Suppenteller. „Ich empfehle meinen Gästen, zwei Drittel der Supp’n auszulöffeln, dann auf Messer und Gabel umzusteigen und das Fleisch zu verspeisen, das in der leicht abge- kühlten und zu einer Sauce mutierten Suppe auf dem Grund des Tellers liegt. Und dazu gibt’s Rösterdäpfel, Semmelkren und – ganz wichtig – Kärntner Reindling.“

Gegensätze ziehen sich an

Reindling also, diese süße Herrlichkeit aus Germteig, Nüssen, Rosinen und Zimt. Doch wie passt die zur Sauren Supp’n? Man taucht ja auch kein Würstel in Marmelade, sondern in Senf. Aber: Ganz wunderbar passt sie! Auch wenn das möglicherweise nur schwer vorstellbar und noch schwerer in Worte zu kleiden ist. Wer jedoch einmal in diesen Genuss kam, wird ihn so bald nicht mehr missen wollen.

„Das hat bei uns in Kärnten eine ewig lange Tradition, das Süße mit dem Sauren. Zu Ostern beispielsweise gibt’s Reindling zum Schinken und Eierkren“, sagt Angelika, Emanuels Frau, ausgebildete Sommelière und ungemein charmante Gastgeberin.

Eine lange Tradition hat auch das Wirtshaus. August Stadler eröffnete es anno 1895 samt angeschlossener Fleischerei im nur vierzehn Kilometer entfernten Millstatt, von wo aus er einmal pro Woche mit dem Pferdewagen nach Radenthein fuhr, um Fleisch zu verkaufen. 1904 schließlich ließ er sich ganz in Radenthein nieder, pachtete das Gasthaus Enzhauser und eröffnete 1911 eine neue Fleischerei. Augusts Enkel, Emanuel II., taufte den Betrieb 1957 in Metzgerwirt um, und Emanuel III., der heutige Wirt, übernahm 1987 von seinem Vater.

Leckeres aus der Küche

Der eisige Abschluss

„Wir selchen den Speck selbst, wir füllen unsere eigenen Pralinen mit Schnaps, wir kochen mit Liebe, wir schenken reinen Wein ein. Wir verstehen den Betrieb, auch wenn das heute fast schon veraltet klingt, als gutbürgerlich, und zwar im besten Sinn des Wortes: gut und bürgerlich“, so beschreibt der Chef das alteingesessene Haus in der für ihre Granatvorkommen bekannten Stadt. Und damit ist im Grunde auch schon alles gesagt. Zumindest fast.

Denn eines gilt es noch zu erwähnen, den süßen Abschluss nämlich. Den Eisreindling. Der hat zwar keine so lange Geschichte wie der echte, und wer ihn wann und wo erfunden hat, ist ebenfalls nicht überliefert. Aber auch er verspricht puren Genuss. Der Unterschied zum Original: Statt von Germteig werden die Nüsse, der Zimt und die Rosinen von Eis umhüllt. Dazu gibt’s Preiselbeeren mit Obers oder wie’s auf gut Kärntnerisch heißt: Grantenschleck. Das klingt so herrlich, wie es schmeckt.

Spezialitäten in der Übersicht

  • Hausgemachter, luftgetrockneter Granatschinken

  • Leicht geräucherter Nockschinken

  • Carpaccio vom Nockbeef

  • Bries, Beuscherl, Kutteln und Niere

  • Frische Fische aus dem Millstättersee

  • Gelber Schöps mit Kärntner Reindling

  • Hausgemachte Torten

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