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Wie sich Pflanzen im Winter schützen

Die einen ziehen sich aus, die anderen tragen einen genialen Mantel, und manche machen es sich unter der Schneedecke gemütlich. Der Mostviertler Gärtner Johannes Käfer verrät, mit welchen Tricks sich Pflanzen im Winter schützen.

Ast mit vielen Verzweigungen auf denen Schnee liegt, im Hintergrund ist ein strahlend blauer Himmel zu sehen.
Foto: Mauritius Images / Andrea Leiber
Der beste Winterschutz für Laubbäume ist es, wenn sie ihre Blätter verlieren.

Inhalt:

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Wenn’s im Winter so richtig kalt wird, wenn der Wind bläst und wildes Schneetreiben herrscht, dann machen wir es uns drinnen schön. Wir heizen ein, kochen Tee, kuscheln uns zusammen – so lässt sich die kalte Jahreszeit gut überdauern. Aber was tun die Pflanzen, um unbeschadet über den Winter kommen?

  • Bäume, Sträucher und Blumen haben eine innere Uhr, die auf Jahreszeiten reagiert. Sie wird von Temperatur und Tageslänge gesteuert und gibt vor, wann ein Zweig austreibt, Blumen blühen oder die Blätter sich verfärben.

  • Schon im Herbst bereiten sich die Pflanzen auf die Kälte vor. Sie durchlaufen einen Abhärtungsprozess, der sie fit für den Winter macht. Hätte es im Sommer plötzlich minus 5 Grad, würden alle Pflanzen erfrieren. Nach der Abhärtung im Herbst halten sie spielend minus 25 Grad aus. Wie genau, das erfahren Sie hier.

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Pflanzlicher Pelzmantel

  • Bei arger Kälte ist für Pflanzen das Vertrocknen eine große Gefahr, da die Wurzeln aus dem gefrorenen Boden kein Wasser aufnehmen können. Die Kuhschelle hat dagegen einen besonderen Trick auf Lager: Sie trägt einen dicken Pelzmantel. Ja, richtig gelesen: Die Kuhschelle schützt ihre zarten Knospen und Triebe im Winter mit einer dichten Behaarung vor Kälte und allzu viel Wasserverlust.

  • Zwischen den unzähligen Härchen bildet sich ein dunstiger Luftpolster, der dafür sorgt, dass die Feuchtigkeit in der Pflanze bleibt.

Pelzige lila Kuhschelle in Nahaufnahme mit verschwommenen Hintergrund
Foto: Mauritius Images / David und Micha Sheldon
Wie ein dicher Pelzmantel schützen die feinen Härchen die Kuhschelle vor Kälte und Austrocknung.

Nadeln mit Frostschutz

  • Alle heimischen Nadelbäume außer der Lärche behalten im Winter ihre Nadeln und schaffen es, bitterste Kälte zu überstehen. Warum vertrocknen sie nicht?

  • Bei genauer Betrachtung sehen wir, dass die Nadeln von einer dicken, wachsartigen Schicht überzogen sind. Diese Haut wirkt im Winter als Verdunstungsschutz, Wasser wird so besser gehalten.

  • Zusätzlich wird im Spätsommer und Herbst viel Zucker in die Nadeln eingelagert, der wie ein Frostschutzmittel wirkt.

Moosige Kuscheltruppe

  • Der Moossteinbrech ist eine typische Gebirgspflanze und muss mit widrigsten Umständen zurechtkommen: Oft fällt der Schnee schon im September und schmilzt erst im Juni wieder weg. In den verbleibenden 10 bis 12 Wochen Wärme hat das Pflänzchen keine Zeit, unter die Erde zu verschwinden und irgendwann wieder aufzutauchen. In der kurzen Zeitspanne muss alles sehr schnell gehen: wachsen, blühen, Samen bilden und abhärten für den Winter.

  • Der Überlebenstrick ist, dass die Pflanze aus vielen kleinen Blattrosetten besteht, die sich ganz eng aneinanderkuscheln, um sich gegenseitig zu schützen, beinahe so wie bei einem Moospolster.

  • Zusätzlich ist die Pflanze sehr, sehr niedrig, damit sie schon von einer dünnen Schneeschicht bedeckt werden kann. Da die Blattrosetten über den Winter nicht absterben, kann der Moossteinbrech bereits unter dem Schnee langsam zu wachsen beginnen, sobald im Frühling etwas Licht durchschimmert.

Weiß blühender Moossteinteppich in der Natur
Foto: Mauritius Images / Frank Hecker
Einen ganz besonderen Überlebenstrick hat Moossteinbrech im Winter: die knapp aneinanderstehenden Blätter wärmen sich gegenseitig.

Blätter abwerfen

  • Fast alle Laubbäume werfen im Herbst das Laub ab, um unbeschadet über den Winter zu kommen. Alles Nahrhafte, was noch in den Blättern steckt, wird in die Äste verlagert. Dann bildet sich zwischen Blattstiel und Zweig eine dünne Korkschicht, die das Blatt von der Versorgung trennt, der Herbstwind bläst es vom Baum.

  • Würde das Laub am Baum bleiben, hätte das fatale Folgen! Durch die Blätter würde der Baum auch im Winter viel Wasser verlieren und somit vertrocknen. So ist der Laubfall im Herbst der beste Winterschutz für unsere Laubgehölze.

Laubbaum. Fotos: Pixabay / Andrea Leiber

Schützende Lederhaut

  • Die Stechpalme (Ilex) ist eines der wenigen heimischen Gehölze, die ihr Laub im Winter behalten. Normalerweise ist das für Pflanzen gefährlich: Wenn nach einer eisigen Nacht die Sonne die Blätter langsam wärmt, verdunstet Wasser. Die gefrorenen Äste können aber nichts nachliefern.

  • Warum vertrocknet die Stechpalme dann nicht? Weil eine dicke, ledrige Oberhaut ihre Blätter vor dem Austrocknen schützt. Und weil sie lieber gleich im Schatten wächst und damit den Sonnenstrahlen aus dem Weg geht.

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Foto: Pixabay
Die Stechpalme ist eines der wenigen heimischen Gehölze, die ihr Laub im Winter dank der dicken, ledrigen Oberhaut behalten.

Gehölze sind fest eingepackt

  • Wenn sich Gehölze in die Winterruhe begeben, sind – für uns nicht sichtbar – die frischen Triebe für den Frühling schon ausgebildet. Sie sind in den Knospen versteckt, die sie mit schuppenartigen, derben Blättchen fest einhüllen, wie du es bei einer Kastanienknospe sehen kannst. So können die empfindlichen Triebe nicht durch Kälte, Trockenheit, Schnee und Eis beschädigt werden.

  • Und noch eine Wunderwaffe haben Knospen eingebaut: Sie sind mit klebrigem Harz überzogen, das vor dem Vertrocknen und vor gefräßigen Schädlingen schützt. Erst im Frühling, wenn es sicher warm genug ist, öffnen sich die Knospenschuppen und geben den jungen trieb mit der Blüte frei.

Kastanienblätter, die sich gerade aus den Knospen drehen.
Foto: Mauritius Images / R. Hunold
Ganz besonders gut vor Kälte schützt sich die Kastanienknospe mit vielen Außenschichten.

Im sicheren Versteck

  • Kleine Pflanzen haben im Winter einen besonderen Vorteil gegenüber großen Gehölzen: Sie können sich unter der Erde vor der Kälte verstecken. Alle Zwiebel- und Knollenpflanzen machen das so. Sie haben eine prall gefüllte unterirdische Vorratskammer, in die sie sich zurückziehen – die Zwiebel oder Knolle.

  • Dort wird es längst nicht so kalt, und aus der schützenden Schneedecke kann sich bald ein Blütenstiel den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings entgegenstrecken – wie hier das Schneeglöckchen.

Schneedecke aus der zwei Schneeglöckchen ragen, die noch geschlossene Blüten haben.
Foto: Mauritius Images / McPhoto / Ralph Müller
Eine der ersten Blumen, die sich im Frühling durch die dünner werdende Schneedecke bohren, sind Schneeglöckchen.

Heldin der Berge

  • Diese Pflanze ist unglaublich hart im Nehmen. Sie braucht weder geschützte Plätze noch eine Schneedecke, um zu überleben. Die Gemsheide ist ein immergrünes Zwerggehölz, das sich auf das Leben im Hochgebirge spezialisiert hat, und zwar durch zwei Eigenschaften: Sie kann den Inhalt ihrer Zellen durch komplizierte chemische Vorgänge so verändern, dass die Blätter und Stiele im Winter bis zu minus 60 Grad Celsius aushalten.

  • Um den Wasserverlust auszugleichen, hat die Pflanze an der Blattunterseite zwei Furchen mit feinen Härchen, die aus dem Schnee etwas Wasser aufnehmen können, um ein Vertrocknen zu verhindern. Sie kann also gewissermaßen Schnee trinken.

  • Die Gemsheide ist eine echte Spezialistin, die dort wächst, wo alle anderen Pflanzen erfrieren oder vertrocknen würden.

Eine rosa blühende Fläche von Gemsheide, im Hintergrund ist verschwommen Landschaft zu sehen und es liegt auch noch ein wenig Schnee auf den Anhöhen.
Foto: Mauritius Images / Frank Hecker
Die Gemsheide kann dort noch überleben, wo andere Pflanzen schon längst aufgegeben haben.
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