Nachspeise

Omas Apfelschlankerl

Außen irgendwas zwischen mürb und buttrig, innen apfelsüß mit einer zart säuerlichen Note: eine Liebeserklärung an eine fast vergessene Mehlspeise und die nie vergessene Oma von Autorin Johanna Brodträger.

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Foto: Ingo Eisenhut
Omas Apfelschlankerl finden sich sogar auf der Speisekarte wieder.  

Es gibt nix, was ich in meinem Leben öfter erklärt habe als das Apfelschlankerl meiner Oma. Nämlich jahrelang, jeden Sonntag beim Aushelfen in ihrem Wirtshaus in Stickelberg in der Buckligen Welt. Das Apfelschlankerl war nämlich das am wenigsten bekannte, aber mit Sicherheit das beste Gericht auf der Speisekarte.

Nicht aber das beste Gericht meiner Oma – zumindest nicht für mich. Die allerbesten Sachen gab es nämlich dann, wenn kein Gast im Haus war: Das Pariser Schnitzerl an den Ruhetagen (Montag und Dienstag) nach der Schule. Die Apfelnockerl. Die kleinen, feinen Buchteln. Das frei interpretierte „ungarische“ Geschnetzelte mit Hendl, Gemüse und Erdapferln, das die Oma abends in ihrer kleinen Küche, zwei Stockwerke über der Wirtshausküche, für uns gemacht hat – übrigens auch ohne Hendl und mit einem Produkt aus Hafer statt mit Obers, weil sie meine jugendlichen Versuche im Veganismus natürlich ernst genommen hat.

„Schmeckt goa ned so schlecht, gö?“

Hat sie ein bisschen skeptisch und, wenn auch versteckt, richtig stolz gesagt. Meine Oma war, so empfinde ich das zumindest, eine selbstbewusste Köchin. Bei uns würde man sagen: Viel gepfiffen hat sie sich ned. Und wie ich heute weiß, hat das einen guten Grund. Sie hat das Wirtshaus zwar in dritter Generation übernommen, allerdings ziemlich plötzlich – schon mit 21 Jahren, weil ihr Vater starb – und auch ein bisschen unerwünscht, weil sie eigentlich Krankenpflegerin werden wollte.

Trotzdem war sie die Erste, die warme Speisen im Wirtshaus serviert hat, ohne viel Ahnung vom Kochen zu haben. Ihren ersten „Husarenspieß“ hat sie angeblich frittiert, nicht, wie es sich eigentlich gehört und später auch gemacht wurde, gegrillt.

Mit der Zeit hat sie sich eine wirklich gute Wirtshausküche beigebracht (fragen Sie die Leute aus der Region!) und ihr Wissen ums Handwerk weitergegeben – unter anderem auch meiner Mama, die sich nach der Lehre bei ihr übrigens ziemlich schnell eine Haube erkocht hat.

Das Apfelschlankerl ist eines der wenigen Rezepte, die meine Oma von ihrer Mama hat. Es steht im handgeschriebenen, öligen, fast schon auseinanderfallenden Rezeptbuch, das uns die Oma dagelassen hat.

Aber was ist das Apfelschlankerl jetzt genau?

Das haben mich die Gäste oft gefragt. Mit den Jahren hab ich gelernt, dass es reicht, einen Satz zu sagen: „Es ist wie Apfelstrudel, nur viel besser.“ Dass eine ordentliche Menge Schmalz und ein Schuss Weißwein im Teig sind, wollen die meisten Leute eh nicht wissen.

Zur Autorin: Johanna Brodträger ist Redakteurin bei Servus in Stadt & Land und möchte hier anmerken: Das Apfelschlankerl nach Rezept ihrer Oma steht im Wirtshaus am Stickelberg bis heute auf der Karte.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Jänner 2025 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Gesamtzeit
6 Portionen 1:30 Stunden
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Für den Teig
350 g Weizenmehl
1 Prise Salz
1 EL Zucker
1 Dotter
40 ml Weißwein
7 EL Wasser
100 g Butter
100 g Schmalz
Für die Füllung
7 Äpfel
Saft einer halben Zitrone
Zucker nach Geschmack
Zimt nach Geschmack
Zutaten
2 EL passierte Ribiselmarmelade
1 versprudeltes Ei zum Bestreichen
Staubzucker zum Bestreuen
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Zubereitung
  1. Mehl, Salz und Zucker in einer Schüssel mischen. Mit dem Dotter, Weißwein, Wasser, weicher Butter und Schmalz zu einem glatten Teig verkneten. Teig in Frischhaltefolie wickeln und für mindestens eine Stunde in den Kühlschrank legen.

  2. Äpfel schälen, grob raspeln. Nach Geschmack mit den restlichen Zutaten für die Füllung vermengen und bei niedriger Hitze dünsten, bis die Flüssigkeit der Äpfel verdampft ist. Masse abkühlen lassen.

  3. Backrohr auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. 4. Teig auf ein Rechteck mit ca. 35 × 25 cm ausrollen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen.

  4. Den Mürbteig der Länge nach mittig mit einem breiten Streifen Marmelade bestreichen. Apfelfülle auf den Marmeladestreifen häufen, dabei an den kurzen Seiten einen schmalen Rand frei lassen. Diese Teigränder über die Füllung falten. Die vordere Teigfläche über die Füllung klappen und mit Ei bestreichen. Die hintere Teigfläche überlappend über die bestrichene Teigfläche klappen und leicht andrücken.

  5. Teig mit Ei bestreichen und im Ofen auf der untersten Schiene ca. 45 Minuten backen. Mit Staubzucker bestreuen und mit Schlagobers oder einer Kugel Vanilleeis servieren.

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