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Garten

Knackig und gesund: Rettich selber anbauen

Sagt einer „Da gibt’s koan Radi!“, dann wird’s endgültig ernst. Tatsächlich aber werden die scharfen Rettichwurzeln zu fast jedem Bier und gern auch zum Butterbrot serviert. Zumindest dort, wo der Rettich „Radi“ heißt.

Garten, Pflanzenporträt, Gemüse des Monats, Rettich
Foto: Eisenhut & Mayer
Am besten schmeckt der Rettich roh gegessen, im Salat oder aufs Brot.

Die alten Griechen hielten die scharfen Rettichwurzeln für den erklärten Feind der Weinrebe und ihres Schutzgottes Dionysos, weil sich mit ihnen so wirkungsvoll Katerstimmung sowie andere Folgen der Trunkenheit bekämpfen ließen.

In modernen Rettich-Hochburgen wie Süddeutschland und Österreich hat man da eine etwas andere Sicht der Dinge. Hier nennt man den Rettich liebevoll „Radi“, was vom lateinischen radix für Wurzel kommt und auf den unterirdischen Charakter der uralten Kulturpflanze verweist. Radi und Alkohol pflegen hier eine äußerst freundschaftliche Beziehung. Der Radi kommt mit dem Bier auf den Tisch.

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Will man in bayerisch-oberösterreichischen Landen ausdrücken, dass man sich auf keine Kompromisse einlassen wird, sagt man einfach „Da gibt’s koan Radi!“, schon weiß das Gegenüber, dass der Verhandlungsspielraum ausgeschöpft ist.

Es geht insgesamt recht handfest zu, wenn es um den Radi geht. Stilisierte Rettichrüben in der Heraldik verweisen wohl auf die bäuerlich erdigen Ursprünge so manchen Rittergeschlechts. Noch im Mittelalter, als der Rettich im Volksmund Rummelass hieß, assoziierte man ihn seiner Schärfe wegen mit Zank und Streit. Ritter, die Rettichblätter oder -blüten bei sich trugen, wollten ihrer Angebeteten durch die Blume wissen lassen, dass diese ihnen einiges an Liebesleid zugefügt hatte.

Servus Mondpost

Freilich heilt der Rettich (Raphanus sativus L. var. niger) auch alle möglichen Leiden. Was dem Vitamin-C-reichen Rettich seine würzige Schärfe verleiht, macht ihn auch so gesund: Senföle, die sich unter der Schale befinden und beim Anbeißen und Anschneiden frei werden. Diese ätherischen Öle putzen die Atemwege aus und wirken antibakteriell.

Das wusste auch Hildegard von Bingen: Die Äbtissin empfahl den warmen retig zum Reinigen des Gehirns.

Die Sorte ist wichtig

Formen und Farben von Rettichen gibt es viele: rund, lang und spitz, oval, walzenförmig, groß und klein. Ihr Farbenspektrum reicht von Weiß, Rot und Rosa über Violett und Braun bis Schwarz. Das Fruchtfleisch ist aber immer weiß. Viel wichtiger bei Rettichen ist die Sorte. Sie entscheidet über die Schärfe und die Frage, ob es sich um einen Früh- bzw. Sommerrettich – wie den „Münchner Treib- und Freilandrettich“ oder den „Fetzers Maindreieck“ – handelt oder um einen Herbst- bzw. Winterrettich.

Erstere sät man früh im Jahr und erntet ab Mai, Letztere – wie den „Münchner Bier“ oder den „Wiener Runder Kohlschwarzer“ – sät man im Sommer, erntet ab Oktober und kann sie bis ins Frühjahr lagern.

  • Eines gilt für Rettiche wie für ihre engsten Verwandten, die Radieschen: Man isst sie am besten roh – frisch aufgeschnitten mit Salz und Pfeffer zu einem Butterbrot, in einen Salat gehobelt oder mit ein wenig Essig und Öl mariniert. Ansonsten schmecken dünne Rettichscheiben luftgetrocknet wie Chips oder süßsauer eingelegt. Gekocht verliert Rettich seine Schärfe fast vollständig.

Der Volksglaube hat ebenfalls so einiges zu Aufzucht, Genuss und Verwendung beizutragen.

  • Merke: In den Tierkreiszeichen Wassermann und Fische eingelegter Rettich wird weich und saftig, im Steinbock jedoch holzig. Und ja nicht an Donnerstagen und Dienstagen aussäen, da die Wurzeln dann Gefahr laufen, wurmig zu werden.

Gut zu wissen

  • Rettichsamen sind 5 bis 6 Jahre lang keimfähig, wenn man sie in dieser Zeit kühl und trocken lagert.

  • Radieschen, die engsten Verwandten der Rettiche, sind eigentlich nichts anderes als Mini-Rettiche. Beide gehören zur Kulturart Raphanus sativus.

  • Wickelt man eine angeschnittene Rettichwurzel in ein feuchtes Tuch, hält sie im Kühlschrank rund 10 Tage und bleibt knackig.

Rettich (Raphanus sativus L. var. niger)

  • Andere Namen: Garten-Rettich, Radi. 

  • Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).

  • Anbau: Frühling- und Sommerrettich-Sorten kann man unter Glas oder im Frühbeet bereits ab Anfang März aussäen. Im Freiland beginnt die Aussaat – von einem Vlies geschützt – Mitte April. Der kurzen Kulturdauer wegen kann man bis Ende Juli immer wieder nachsäen – idealerweise im Abstand von zwei, drei Wochen. Winterrettich sät man von Ende Juni bis Anfang August aus. Rettiche mögen lockere, humose Böden, die gut mit Wasser versorgt sind. Für Sorten mit größeren Wurzelrüben empfiehlt sich ein Pflanzabstand von 20 × 20 cm, für kleinere Bündelrettiche reichen 12 × 15 cm aus.

  • Pflege: Regelmäßig gießen, wenn es sehr heiß ist, sogar täglich. Gegen Erdflöhe, die bei Rettichen sehr häufig auftreten, hilft vor allem im Mai die Abdeckung mit Vlies oder einem Schutznetz, das man regelmäßig lüftet.

  • Ernte: Früh- und Sommerrettiche erntet man ab Ende Mai, Anfang Juni, Winterrettich im Oktober. Letztere können dann den ganzen Winter über bis in den April gelagert werden. Das richtige Zeitfenster für die Rettich-Ernte liegt meist bei ein, zwei Wochen und sollte eingehalten werden, weil überreife Rettiche leicht holzig oder pelzig werden.

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