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Naturapotheke

Vierräuberessig: Zubereitung, Wirkung, Anwendung und Geschichte

Der mysteriöse Vierräuberessig galt schon vor hunderten Jahren als stark und mächtig. Noch heute profitieren wir von seiner abwehrstärkenden Wirkung.

Rezept,  Naturheilmittel,  Farbe,  Pestessig, Vierräuberessig
Foto: Julius Zott
Wie man Vierräuberessig selbst herstellen kann und was er unserem Körper Gutes tut.

Inhalt

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Foto: Roland Vorlaufer

Karin Buchart erklärt in Servus Stadt & Land die Heilkräfte der Natur und teilt auf servus.com regelmäßig ihr Expertenwissen rund um Ernährung, Kräuter und Heilpflanzen. Hier geht es zu ihrem Buch: Die Naturapotheke!
Illustration: Roland Vorlaufer

Heilwirkung

  • Die Rezeptur des so genannten Vierräuberessigs (auch Pestessig, Räuberessig oder Giftessig; lat. Acetum pestilentiale/prophylacticum oder Acetum quattuor latronum) hat sich über die Jahrhunderte regional stets ein wenig verändert. Doch immer sind es aktivierende Bitterstoffe, keimhemmende Scharfstoffe und verdauungsfördernde Duftstoffe, die mithilfe von Essig aus Kräutern gelöst werden und in Kombination für seine abwehrstärkende Wirkung sorgen.

  • Die Bitterstoffe für das Elixier kommen oft aus Weinraute, Wacholder, Wermut oder Engelwurz, die Scharfstoffe aus Knoblauch und die duftenden ätherischen Öle aus Rosmarin, Minze, Lavendel, Zimt und Nelken.

  • Vom Körper werden die Pflanzenwirkstoffe und die Essigsäure über die Mund- und Darmschleimhaut sowie über die Fußsohlen aufgenommen. Deshalb eignet sich der Vierräuberessig verdünnt zur innerlichen und äußerlichen Anwendung.

  • Er senkt den pH-Wert von Haut und Schleimhaut in den leicht sauren Bereich. Das Das wiederum regt die Vermehrung nützlicher Bakterien an, die wir für ein starkes Immunsystem brauchen.

  • Das Allicin, der Scharfstoff aus dem Knoblauch, hemmt zudem das Wachstum schädlicher Mikroorganismen.

  • Auch Bitterstoffe und ätherische Öle begünstigen die Lebensbedingungen für eine gesunde bakterielle Vielfalt, indem sie die Durchblutung anregen.

Servus Mondpost

Darauf beim Apfelessig achten

  • Apfelessig ist die Hauptzutat. Er ist in der Lage, ohne Hitze und dennoch kraftvoll wasserlösliche und fettlösliche Wirkstoffe aus den Pflanzen herauszuholen.

  • Für den Essigauszug sind alle Pflanzenteile geeignet: Samen, Blätter, Blüten, Früchte, Wurzeln und Rinden in frischem oder getrocknetem Zustand. Am besten eignet sich naturtrüber, kalt abgefüllter Apfelessig.

  • Auf der Flasche sollte der Vermerk „reiner Gärungsessig“ stehen.

  • Apfelessig entspricht in seiner Zusammensetzung und Säure am ehesten dem pH-Wert unserer Haut und kann daher besonders gut aufgenommen werden.

Geschichte

Als zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Pest in Südfrankreich wütete, zogen vier Plünderer durch Marseille und Toulouse, die im Besitz eines wirkungsvollen Schutzmittels gegen die todbringende Krankheit waren. So erzählt es zumindest die Legende. Die dreisten Diebe stahlen den Verstorbenen die letzten Habseligkeiten aus der Hosentasche. Doch obwohl sie durch die Berührung mit den Pestopfern großem Infektionsrisiko ausgesetzt waren, schienen sie immun gegen die tödliche Krankheit zu sein.

Nachdem die Polizei die Gauner schließlich geschnappt hatte, wollte sie wissen, welches Elixier die Täter vor der Pest bewahrt hatte. Man bot ihnen Straffreiheit gegen die Preisgabe ihres Geheimnisses; die Verbrecher willigten ein. Ihr Wundermittel vor der tückischen Krankheit war – der Sage nach – einfach und wirksam gleichermaßen: ein Kräuteressig. Fast 300 Jahre sind seither vergangen, aber die Wirkung des Pestessigs wird in der Volksmedizin bis heute geschätzt.

Selber machen

  • Für die Herstellung des abwehrstärkenden Vierräuberessigs werden alle Zutaten in einem großen Ansatzglas gut mit Essig bedeckt und zwei bis vier Wochen bei Zimmertemperatur an einem nicht zu sonnigen Fenster ausgezogen.

  • Das Glas wird während dieser Zeit genau beobachtet: Vor allem Farbe und Duft zeigen, wie viel sich tut. Neben ausgelaugten Blüten und Kräutern können auch allerhand Trübstoffe und eine Essigmutter im Behälter schweben.

  • Der Vierräuberessig braucht viel Ruhe und zieht nur langsam Duft- und Wirkstoffe aus den Pflanzen heraus. Auch wenn das Ansatzglas fest verschlossen werden sollte, kann es ohne weiteres zwischendurch kurz geöffnet werden. Der Duftschwall beim Öffnen ist dann ein kräftiger aromatischer Stupser für die Nase. Der stechende Essiggeruch verfliegt mit der Zeit, der Duft wird runder, Lavendel- und würzige Kräuterdüfte treten hervor.

Das Vierräuberessig-Rezept

  • 1 TL Wacholderbeeren

  • 2 fein gehackte Knoblauchzehen

  • 1 TL getrockneter oder 1 Zweig frischer Rosmarin

  • 1 TL getrockneter oder 3 Stängel frischer Lavendel

  • 1 Zimtrinde

  • 250 ml Apfelessig (reiner Gärungsessig)

  1. Die Wacholderbeeren leicht anquetschen, den Knoblauch hacken, Rosmarin und Lavendel klein schneiden, Zimt und Nelken mörsern und alles in eine weithalsige Flasche oder
    in ein Schraubglas geben. Mit Apfelessig aufgießen.

  2. Den Ansatz in ein halbschattiges Fenster stellen und mindestens zwei Wochen ziehen lassen. Immer wieder
    schütteln und daran riechen. Der Essig muss nicht abgeseiht werden.

Anwendungen

  • Marinade: Der Vierräuberessig empfiehlt sich kalt für Salate und zum Kochen überall dort, wo ein wenig erfrischende Säure und Kräuteraroma erwünscht sind.

  • Als morgendliches Essigwasser hilft der Vierräuberessig dem Stoffwechsel auf die Sprünge. Dazu wird ein Esslöffel davon mit einem Teelöffel Honig in ein Glas lauwarmes Wasser gerührt und nach dem Aufstehen getrunken.

  • Waschung: In einen Viertelliter lauwarmes Wasser werden drei Esslöffel Vierräuberessig eingerührt, und der Körper wird mit einem darin getränkten Waschlappen abgerieben. Das regt die Durchblutung an und sorgt für weiche Haut.

  • Bad und Fußbad: Das belebende Vierräuberessig-Fußbad besteht aus 3 Litern körperwarmem Wasser und einer halben Tasse des Essigs. Einem Vollbad wird etwa ein Viertelliter Vierräuberessig zugegeben.

  • Mundspülung: Ein Viertelliter lang gezogener Salbeitee wird mit 80 Gramm Salz zur gesättigten Salbeisole. Durch Zugabe eines Esslöffels Vierräuberessig erhält man ein Mundwasser, das vor Krankheitserregern schützt.

  • Sauerhonig: Für den Vierräuber-Sauerhonig wird ein Essigauszug 1:3 mit Honig verrührt und in eine dunkle Flasche gefüllt. Der dicke immunstärkende Sirup ist bei Zimmertemperatur recht gut haltbar und kann mit Wasser verdünnt getrunken werden.

Diese Informationen stellen keine medizinische oder ärztliche Beratung dar. Bitte beachten Sie die allgemeinen Dosierungsempfehlungen und konsultieren Sie insbesondere bei Beschwerden und Vorerkrankungen Ihren Arzt. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen.

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Diese Informationen stellen keine medizinische oder ärztliche Beratung dar. Bitte beachten Sie die allgemeinen Dosierungsempfehlungen und konsultieren Sie insbesondere bei Beschwerden und Vorerkrankungen Ihren Arzt. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen.

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