Anzeige

Wohnen

Hausbesuch im Märchenkloster

Als Mädchen träumte Nathaly davon, mit vielen Tieren und großer Familie in einem alten Haus zu wohnen. Jetzt lebt sie ihren Traum.

Wohnen, Hausbesuch, Märchenkloster, Kamin, Heiligenbild
Foto: Christine Bauer
Vor dem alten Kamin macht es sich die Familie gerne gemütlich. Vor allem die Mädchen machen hier schon ihre ersten Strickversuche.

Es war einmal ein Mädchen, das träumte von einem verwunschenen alten Haus mit vielen Tieren, großer Familie und lauter schönen Sachen wie bei Oma. Das Mädchen ist heute erwachsen – und lebt diesen Traum in einem Kloster am Mühlbach.

Mönche in alten Zeiten wussten, wo man sich ansiedeln muss. Zum Beispiel an einem Mühlbach, wo für die innere Einkehr alle Voraussetzungen gegeben waren. Die Benediktinermönche in jüngerer Zeit mussten jedoch einsehen, dass nicht alles, was schön, auch zu erhalten ist. Und so kam es, dass ihr Refugium in Windach in Oberbayern immer mehr verfiel. „Als wir es das erste Mal sahen, war es mehr Trümmerhaufen denn Haus. Und die Menschen hier im Ort haben sich wohl gedacht, dass nur echte Spinner Zeit, Geld und eine riesige Portion Liebe investieren, um daraus wieder bewohnbare Räume zu zaubern“, sagt Nathaly Götz heute.

Anzeige
Eingerichtet wurde das ehemalige Kloster hauptsächlich mit alten Möbeln, die von Hausherrn Reinhard mit viel Ehrgeiz und Liebe restauriert wurden.

Sie, das kleine Mädchen von einst, hat sich hier mit ihrem Mann Reinhard, vier Kindern, zwei Pferden, Pony Bommel, einer Handvoll Hühnern und den „Stars der Manege“, den beiden Rehpinscher-Hündinnen Lula und Dolly, ihren Traum verwirklicht. Seit acht Jahren wird gezimmert, gemalt, werden Wände eingerissen, Kassettendecken wieder freigelegt.

Servus Mondpost
Meine Frau schleppt mit glänzenden Augen Unmengen alter Dinge an, die wir dann gemeinsam restaurieren.
Rainhard
Wohnen, Schlafzimmer, Märchenkloster, Hausbesuch, Babyschuhe
Foto: Christine Bauer
Unendlich viele Details – von den Babyschuhen bis zu alten Heiligenfiguren und den Schneiderpuppen im Schlafzimmer – ergeben ein großes, schönes Ganzes.

Die gelernte Goldschmiedin hat nicht nur ein goldenes Händchen fürs Einrichten, sondern auch wunderbare Ideen. Und als ob am Mühlbach nicht genug zu tun wäre, hilft Nathaly mittlerweile auch anderen, ihrem Heim ein besonderes Flair zu verleihen. Sie weiß, oft sind es nur Kleinigkeiten, die Gemütlichkeit ausmachen, das Abstimmen von Farben, hier und da ein kleiner gekonnter Stilbruch. Man muss sich nur trauen.

Eine Küche mit viel Leben

Die Küche ist ein eigenes Reich. In der Mitte thront der alte Tresen aus einer Greißlerei. Auf der Kommode dahinter: ein Sammelgefäß für Kaffee, wie man es heute nicht mehr sieht. Und an den Wänden, über dem Herd, der Abwasch und dem Tisch blitzt überall blaues Email. „Darauf bin ich stolz, dieses Geschirr hab ich mir einzeln zusammengesucht, bis kein Platzerl mehr frei war“, sagt Nathaly und strahlt. Und selbstverständlich ist das alles keine Deko, sondern wirklich in Gebrauch.

Wohnen, Hausbesuch, Märchenkloster, Pferd, Küche
Foto: Christine Bauer
Stolz ist Hausherrin Nathaly auf ihre Sammlung an altem Geschirr in strahlendem türkis-blau (li). Pony Bommel bettelt an der Durchreiche zur Küche (re.).

Wie man neues Holz alt aussehen lässt

  • Damit Wandverkleidung alt aussieht und zu den antiken Möbeln passt, wurden die Paneele zuerst mit dunkler Beize eingelassen und dann in Graublau – der dominierenden Farbe im Raum – gestrichen.

  • Die Patina kam auch noch durch ein paar andere Tricks zustande: „Kleine Kratzer sind mit dem Messer gemacht, teilweise hab ich dem Holz sogar mit dem Hammer Schrammen verpasst.

  • „Auch Schmirgelpapier kam zum Einsatz“, erzählt Nathaly.

  • Zum Charme ihres Hauses tragen auch echt gealterte Fenster- und Türläden bei.

Ton in Ton erzählt das Geschirr von der Sammelleidenschaft und dem Geschmack der Hausherrin.

„Wir haben damals gesagt, ja, wir wollen dieses Haus mit all den Dingen verschönern, die wir lieben. Wir wollen alles so gestalten, wie wir uns das Leben in früheren Zeiten vorstellen. Aber unsere Prämisse war immer, dass all das lebbar sein muss. Wenn ein Stück fertig restauriert ist, darf man ihm nicht ansehen, wie viel Arbeit darin steckt. Es muss so wirken, als wäre es nie bearbeitet worden“, erzählt Nathaly.

Anzeige