Heiliger Nikolaus, Nikolo und Niglo: Advent im Alpenraum
Der Advent beginnt mit dem Besuch eines heiligen Mannes mit Rauschebart. In den Alpen wird die verkleidete Bischofsgestalt „Niglo“ genannt. Autor Christoph Frühwirth geht seinen Ursprüngen und noch weiteren Bräuchen und bäuerlichen Riten auf den Grund.
Wenn Sie sich an Ihre Kindheit erinnern und an den Nikolo denken – wer kommt Ihnen da in den Sinn? Vielleicht ein gutmütiger alter Herr mit Bischofsmütze, Umhang und Krummstab? Im Alpenraum ist er mehr als das unter vielen Städtern verbreitete Bild vom sanften Mann mit dem Rauschebart.
Seine Ursprünge hat die Figur im Mittelalter. Der heilige Nikolaus war ein Mann, der nachts drei Goldkugeln ins Haus alleinstehender Frauen warf, um sie vor dem drohenden Schicksal der Prostitution zu bewahren. So jemanden wollte die Kirche aus pädagogischen Gründen nicht als milden Gabengeber sehen.
Namentlich erscheint der Niglo erst im 15. Jahrhundert. Da heißt es in einem Kindergedicht:
Heiliger St. Nikolas, in meiner Not mich nit verlaß, kombt heint zu mir und leg mir in mein kleines Schiffelein darbay ich Ewer gedenkhen kann, das jr seit ein frommer Mann.aus einem Kindergedicht des 15. Jahrhunderts
Zu jener Zeit forderte die Kirche nach dem Konzil von Trient Pastoralvisiten ihrer Bischöfe. Da diese nicht überall sein konnten, übernahmen verkleidete Darsteller, die diese Aufgabe als Niglo stellvertretend wahrnahmen. In einem goldenen Buch hatten sie die guten Taten der Kinder aufgezeichnet.
Gut und Böse
Bald schon wurde diesem guten Gesell ein böser beigestellt: der Krampus. Er schalt, wo der andere lobte. Der moralische Aspekt setzte sich in den beliebten Stubenspielen fort. Nikolaus und eine Schar rauer Gesellen erfreuten und erschreckten die Kinder in den Dörfern. In allen größeren Ortschaften kam es zu Heischebräuchen. So werden Bräuche genannt, bei denen es um das Fordern oder Erbitten von Gaben geht. Arme Leute führten zum Gaudium der Zuseher Stubenspiele auf und schlugen sich mit diesem Spaß ein paar Kreuzer heraus, so eine zeitgenössische Überlieferung.
Aber wer ist nun eigentlich das Vorbild für den Niglo? Nikolaus von Myra war ein reicher Erbe, der sein Vermögen an die Armen verschenkte und Priester wurde. Das Volk wählte ihn zum Bischof. Als Niglo wurde er tatsächlich zu einem Volkseigentum.
Noch mehr über Brauchtum und bäuerliche Rituale im Alpenraum
Sei es das magische Räuchern zum Jahreswechsel, das Maibaumaufstellen, der Kirtag oder der Almabtrieb: Bräuche und Traditionen begleiten die Menschen im Alpenraum von Kindesbeinen an. In seinem Buch „Magisches Räuchern und gestohlene Maibäume“ beleuchtet Christoph Frühwirth die schönsten alpenländischen Rituale im Jahreslauf und zu den wichtigsten kirchlichen Festkreisen wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten. Er betrachtet den Fasching, das Erntedankfest und Allerseelen und stellt neben den Ursprüngen des „Niglos“ auch die „Nikolofrau“ vor. Im Gespräch mit einem Bauernsohn geht er der Frage auf den Grund, warum die Rhythmen der Rituale den Bauern von einst das Überleben sicherten und auch heute noch so wichtig sind. Ein emotionales, ebenso heiteres wie besinnliches Nachschlagewerk.
Über den Autor
Christoph Frühwirth versteht sich als Handwerker im klassischen Sinn: Er arbeitet immer von Hand. Ob für das Theater, den Film oder Magazine. Als Schriftsteller war er unter anderem mit „Trautmann“ Wolfgang Böck im Oldtimer unterwegs und mit dem „Bockerer“ Karl Merkatz auf den heimischen Bühnen. Als Dramatiker zeichnet er sich für einen der größten heimischen Publikumserfolge der letzten Jahre aus: den „Blunzenkönig“.
Gewinnspiel & Buchpräsentationen
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Christoph Frühwirth im Gespräch mit Bauern-Sohn und „Weihnachtsspiel“-Produzent Karl Prüller
Wann: 7. Dezember 2024, 18.30 Uhr
Wo: Musium Reinsberg, Reinsberg 18, 3264 Reinsberg
Es spielt die „Reinsberger Dorfmusi“
Mitmachen ist bis 10.1.2024 möglich.
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