Vorsicht, beim Pflanzen von Seidelbast
Der Seidelbast blüht früher als jeder andere heimische Strauch, duftet betörend und ist in vielen Gegenden traditioneller Teil von Palmbuschen. Angeblich haben nicht einmal Hexen eine Chance gegen den Schutzzauber der lila Blüten.
Dem Volksglauben nach konnte ein Stück vom Seidelbast wahre Wunder wirken. Band man es um den Hals eines Kalbes, vertrieb es Läuse. Ein in Essig eingelegter Streifen seiner Rinde ließ sich als Zugpflaster verwenden. Hexen hatten keine Chance gegen ein am Palmsonntag geweihtes Zweiglein vom Seidelbast, das sich Fuhrleute als Schutzzauber auf ihren Wagen und Bauern an ihren Pflug steckten.
Achtung: giftig
Eine naheliegendere Erklärung für seine Wirkungsmacht ist, dass der Seidelbast hochgiftig ist, vor allem seine Beeren und die Rinde. Schon die Berührung mit Rinde oder Pflanzensaft, der beim Brechen eines Seidelbastzweigleins austritt, kann zu Hautreizungen führen – ein Wissen, das sich Bettler früher zunutze machten. Mit Seidelbast fügten sie ihrer Haut schwärende Wunden zu, die das Mitleid und die Spendenfreudigkeit Vorübergehender anregen sollten.
Trotz seiner gefährlichen Giftwirkung kennt die Volksmedizin den Seidelbast als Heilmittel zur äußeren Anwendung bei chronischen Hautleiden und Geschwüren.
Entsprechende medizinische Experimente in Eigenregie sollte man aber unbedingt bleiben lassen. Bis heute von Bedeutung ist der Seidelbast allerdings in der Homöopathie zur Behandlung von stark juckenden Hautkrankheiten, Gürtelrose und Nervenschmerzen.
Der Legende nach wurde Jesus beim Einzug in Jerusalem auch Seidelbast gestreut.
Nur Bachstelzen, Drosseln, Rotkehlchen und einige andere Vögel sind gegen das starke Gift des Seidelbasts offenbar immun. Sie fressen seine leuchtend scharlachroten, brennend scharf schmeckenden Beeren, die lange nach der Blüte im Sommer reifen.
Blühen tut der Seidelbast oder Echte Seidelbast (Daphne mezereum) nämlich früh zwischen Februar und April, und das auf eine in Mitteleuropa äußerst auffällige Art: Seine kleinen rosa-lila Kelchblüten sitzen – meist in Dreiergruppen – direkt am Holz der Zweige, sodass manche dicht mit Blüten besetzten Zweige wie buschige lilafarbene Pfeifenputzer aussehen.
Eine weitere Besonderheit trägt zum unverwechselbaren Aussehen des Seidelbaststrauchs bei: Seine Blätter, die später austreiben als die Blüten, wachsen nur an den Zweigspitzen, wo sie lustige kleine Büschel bilden.
Gut zu wissen
Alle Pflanzenteile des Seidelbasts sind sehr giftig. Schon wenige Beeren oder Gramm der Rinde können tödlich wirken. Die Berührung mit frischen Zweigen kann bereits zu Hautreizungen oder Blasen führen.
Seidelbast gilt im süddeutschen Raum und in manchen Regionen Österreichs – wie etwa in Oberösterreich und Salzburg – traditionell als fixer Bestandteil von Palmbuschen, ebenso wie Palmkätzchen, Stechpalmen- und Buchsbaumzweige, Erika, Wacholder, Haselnuss oder Eichenlaub. Aus der Natur holen sollte man ihn trotzdem nicht: Er ist streng geschützt.
Neben dem Echten Seidelbast Daphne mezereum gibt es auch den deutlich kleineren, weiß blühenden Alpen- oder Berg- Seidelbast Daphne alpina, der im Mai und Juni blüht. Er ist sehr viel seltener, kommt in Deutschland gar nicht und in Österreich nur in Südkärnten in den Karawanken und im Dobratsch-Gebiet bei Villach vor.
Als Zierstrauch in Gärten ist der Seidelbast schon seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts belegt. Wegen seiner Giftigkeit findet man ihn allerdings nur mehr selten in Parks und öffentlichen Kulturlandschaften – in privaten Gärten allerdings sehr wohl.
Verwendung von Seidelbast
Der Versuchung, sich einen blühenden Ast des kleinen, kaum verzweigten Seidelbaststrauches in die Wohnung zu stellen, sollte man trotzdem widerstehen. Der Duft ist zwar herrlich, aber so intensiv, dass er beinah betäubend wirkt und den Kopf brummen lässt – ähnlich wie blühende Hyazinthen oder Königslilien. Einmal ganz abgesehen davon, dass der Seidelbast unter Naturschutz steht.
Der bis über einen Meter hohe Strauch bevorzugt lichte Laubwälder und tiefe kalkhaltige Böden. Außer im äußersten Westen und Norden ist er in ganz Europa verbreitet, ganz besonders im Bereich der Mittelgebirge und Alpen, wo er bis auf über 2.000 Meter Seehöhe hinauf blüht.
Im Salzburgischen heißt er Pschilling, rund ums bayerische Berchtesgaden Sigel, Linsigl oder Insiegl, ums Tiroler Reutte – seine Giftwirkung verfluchend – Hundsbeere oder Hundsblume. In Kärnten nennt man ihn auch Wilder Pfeffer, Pfefferstrauch oder Pfeffer über die Weil, weil sich der pfefferartige Geschmack seiner giftigen Beeren erst nach einer Weile bemerkbar macht.
Auch der Name Seidelbast gibt schon einige Hinweise auf die Geschichte und Verwendung dieses wunderlichen Strauchs.
Seidel steht wahrscheinlich als Abwandlung des althochdeutschen Worts zidel für Honig, weil die nektarreichen Blüten des Strauchs schon zeitig im Frühjahr für Bienen und andere Insekten eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.
Der zweite Wortteil bast hingegen erinnert an die historische Verwendung seines Rindenbasts zur Herstellung von Papier und gedrehten Schnüren.
Seidelbast – (Daphne mezereum)
Familie: Spatzenzungengewächse (Thymelaeaceae)
Blütezeit: Seidelbast blüht von Februar bis April, die Blüten kommen vor den Blättern.
Standort: Seidelbast braucht nährstoffreiche kalkhaltige Böden. Natürlich kommt er vor allem in hellen, buchenreichen Mischwäldern in den Alpen und Mittelgebirgsregionen vor, verbreitet ist er allerdings in fast ganz Europa. In naturnahen Gärten findet sich Seidelbast auch als Zierstrauch. Der Strauch liebt es sonnig oder halbsonnig und halbwegs windgeschützt.
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