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Garten

Bezaubernder Flieder: pflanzen, schneiden & vermehren

So viele kleine Blüten, die gemeinsam zu solch atemberaubender Pracht verschmelzen. Wenn der Flieder wieder blüht, dann ist das ein Fest für alle Sinne. Aber warum meiden ihn eigentlich unsere fleißigen Bienen? Wir klären auf.

Flieder weiß
Foto: Pixabay
Der Gewöhnliche Flieder zählt zu den ältesten Gartensträuchern Europas.

Man schrieb das Jahr 1565, als diese Liebesgeschichte begann. Damals kehrte der österreichische Gesandte Ogier Ghislain de Busbecq vom Hof des türkischen Sultans nach Wien zurück. Im Gepäck hatte der hohe Herr eine fürwahr außergewöhn­liche Pflanze. Es war der Flieder, der fortan mit seinem Duft und seiner Schönheit glei­chermaßen Könige und Bauersleut, Dichter und Gärtner in ganz Europa betörte. Und diese Liebe währt bis heute. 

Ja, die Liebe, die ist beim Flieder all­ gegenwärtig – nicht nur in Heimatfilmen, sondern sogar in seiner botanischen Be­zeichnung Syringa vulgaris

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Namensgebend war die liebreizende Nymphe Syrinx, die den ziegenfüßigen Hir­tengott Pan verschmähte und vor dessen Zudringlichkeiten bis zum Ufer des Flusses Ladon flüchtete. Dort flehte sie ihre Schutz­göttin Artemis an, sie in Schilfrohr zu ver­wandeln. Der heraneilende Pan bekam dies mit und fertigte aus dem Nymphenschilf eine Panflöte an. Auf diese Weise war er seiner Nymphe für immer verbunden. 

Eine ähnlich starke Symbolkraft hat auch die Sprache der Blumen: Wer seiner Angebeteten rote Rosen schenkt, fällt gleich­sam mit der Tür ins Haus – Flieder vermittelt die gleiche Botschaft, nur halt etwas leiser und vielleicht deshalb umso berührender. In den traditionellen Muttertagsstrauß ge­hört der duftende Botschafter sowieso. 

Servus Mondpost

Wo Liebe ist, ist auch Versuchung. Wo­ mit wir bei einer kleinen, lässlichen Sünde unserer Kindheit und der Frage wären: Wer von uns hat noch nie heimlich ein paar blü­hende Fliederzweige aus Nachbars Garten oder an der Dorfböschung abgezwickt? Ebenso weit verbreitet wie das Flieder­fladern ist auch die Erkenntnis: In der Vase hält die Schönheit der Rispen nur kurz – außer man beachtet ein paar Regeln. 

Die wichtigste: Flieder bitte immer in al­ler Früh pflücken bzw. schneiden – da sind die Zweige noch vollgesogen mit Wasser. Außerdem sollte man alle Blätter entfernen, die Stiele mit einem scharfen Messer an­ schneiden und sie mit einem kleinen Ham­mer vorsichtig zerfasern. All das verlängert die Haltbarkeit um zwei, drei Tage. 

Flieder im Garten: Sorte, Standort, Rückschnitt & Vermehren

So mimosenhaft und verletzlich der Flieder als Blumenschmuck auf dem Tisch oder dem Fensterbrett ist, so genügsam und pflegeleicht ist er im Garten. Nur Staunässe sollte man generell vermeiden. Alle Arten vertragen zeitweise Trockenheit recht gut und lieben vor allem die Sonne. Dafür spendet die romantische Syringa dann umso schöneren Schatten. Vor allem die Wildformen bilden jede Menge Ausläu­fer; rundherum treiben kleine Schösslinge, aus denen dann neue Sträucher entstehen. Auf diese Weise kann sich der Flieder im Garten quasi fortbewegen. 

Wenn der weiße Flieder wieder blüht, sind ich dir mein schönstes Liebeslied. Immer, immer wieder knie ich vor dir nieder, trink dir den Duft von weißem Flieder…
Aus dem gleichnamigen Heimatfilm (1953), in der Romy Schneider ihre erste Filmrolle spielte.

Wer in der Baumschule Edelflieder besorgt, sollte darauf achten, dass er keinen Ge­wöhnlichen Flieder, der nur veredelt wurde, erwischt – der würde nämlich erst recht wieder von unten wild durchtreiben. Wur­zelechte Flieder, aus Stecklingen vermehrt, bleiben hingegen, was und wo sie sind. 

Wenn der Fliederbusch schön langsam zu groß wird, kann man ihn ruhig zurück­schneiden. Dabei sollte man aber wissen, dass sich die Blüten schon an den Vorjahres­trieben bilden. Kleinere Schnittmaßnahmen lassen sich gleich nach der Blüte gut durch­ führen, für eine richtige Verjüngung ist der Herbst die richtige Zeit. Der Strauch wird dabei auf etwa 40 bis 60 cm reduziert. Das birgt freilich das Risiko, dass die Pflanze abstirbt. Deshalb ist es gescheiter, statt des radikalen Schnitts zwischendurch immer wieder ein bisschen auszulichten. 

Nun weiß ich doch, ’s ist Frühling wieder. Ich sah es nicht vor so viel Nacht und lange hatt’ ich’s nicht gedacht. Nur merk’ ich erst, schon blüht der Flieder.
Karl Kraus (1920)

Schließlich die für Gärtner wichtige Fra­ge: Ist der Flieder auch ein guter Nachbar? Ja, er ist durchaus gesellschaftsfähig. Zwi­schen anderen frühjahrsblühenden Sträu­chern wie Kolkwitzie, Pfeifenstrauch, Weige­lien oder Zieräpfeln macht er eine schöne Figur. Auch ein Strauch in Solitärstellung hat seinen Reiz. Gar nicht grün sind sich dage­gen Maiglöckchen und Flieder – die möchten nie in ein und derselben Vase stehen. 

Übrigens: Auch Kuh, Pferd oder Esel mö­gen Flieder nicht. Das kommt daher, dass die blühende Pflanze wohl betörend duftet, aber in allen Teilen sehr bitter schmeckt. 

Warum mögen Bienen keinen Flieder?

Unsere heimischen Bienen machen eben­so einen Bogen um ihn. Über die Gründe rätseln selbst Experten: Vielleicht liegt es an der Blütenform, die eher den Schmetter­lingen mit ihren langen Rüsseln entgegen­ kommt; vielleicht daran, dass in der ange­borenen Duftwelt der Immen der einst aus südlichen Gefilden zu uns gebrachte Flieder bis heute fremd und exotisch wirkt, oder schlicht daran, dass die Rispen bei aller Pracht einfach zu wenig Nektar liefern. 

In der Medizin spielt der Flieder gar kei­ne Rolle. Mit dem geflügelten Satz „Guten Morgen, Herr Flieder, ich bring dir mein Fieber“ ist vielmehr der mit Syringa vulgaris gar nicht verwandte Schwarze Holunder (Sambucus nigra) gemeint, den die Nord­deutschen umgangssprachlich als Flieder bezeichnen und aus dessen Blüten tat­sächlich ein Fiebertee zubereitet wird. 

In diesen Kontext passt auch ein Märchen von Hans Christian Andersen. Da wächst aus einer Teekanne am Bette eines kranken Buben ein Fliederbaum heraus, in dem das „Fliedermütterchen“ sitzt. Dieses Weiblein nimmt den Knaben mit auf eine Reise in warme Länder – und als er aus seinem Schlaf erwacht, ist alles wieder gut.

Flieder rosa
Foto: Pixabay
Die Blüten vieler Edelfliedersorten wirken oft zweifärbig, weil die Blütenblätter dunkler sind als die Deckblätter der einzelnen Knospen.

Flieder (Syringa vulgaris)

  • Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae). Bei uns sind etwa 30 Fliederarten verbreitet.

  • Standort: Flieder bevorzugt kalkreiche Böden in voller Sonne, hält auch trockene Hitze aus. 

  • Pflanzung: Am besten im Frühjahr oder Herbst in nährstoffreichen, eher trockenen Böden. 

  • Pflege: Sträucher laufend auslichten, also ganze Zweige von unten herausschneiden. Eine Kompostgabe pro Jahr und das Ausschneiden abgeblühter Blütenrispen fördern die Blütenbildung im Folgejahr. Nach einem radikalen Rückschnitt dauert es zwei bis drei Jahre, bis der Strauch wieder blüht.

  • Blüte: Von April bis Mai in vielen Farben von Dunkelviolett über Violettrot bis zu Gelb oder Weiß. 

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