Die Kaiserkrone – ein pompöser Blickfang im Staudenbeet
Einst blühte die Kaiserkrone in den Parks von Fürsten und Königen. In den Bauerngärten schlug die vielleicht auffälligste Blume des Frühjahrs erst im 19. Jahrhundert Wurzeln – und verleiht ihnen seither einen Hauch imperialer Pracht.
Von „sittsam, bescheiden und still“, wie es ein alter Stammbuchspruch dem Veilchen nachsagt, kann bei der Kaiserkrone wirklich keine Rede sein. Sie duckt sich nicht ins Moos, sie hält sich wahrlich nicht im Hintergrund. Unter den Gartenblumen, die ihren Auftritt im April haben, spielt sie ganz eindeutig die Hauptrolle.
Bis zu eineinhalb Meter hoch; im unteren Stängelbereich kniehoch dicht, mit waagrecht abstehenden lanzettförmigwelligen hellgrünen Blättern ausgestattet, die aussehen, als trüge die Kaiserkrone einen üppigen grünen Reifrock. Darüber geht ihr dunkel gefärbter Stängel kahl weiter, bis zu einem abschließenden, krönenden Blätterbüschel, unter dem große, hängende Glockenblüten in Gelb, Orange oder Hellrot zu einem Kreis angeordnet sind.
Mit einem Wort: Die Kaiserkrone ist so auffällig und unübersehbar, dass sie der deutsche Gärtner und Züchter Christian Grunert als „Glanzstück der Gattung“ bezeichnete. Gemeint ist damit die ohnehin an Schönheit reiche Gattung der Fritillarien, die zur Familie der Liliengewächse gehören.
Und hier kommen wir der Kaiserkrone Fritillaria imperialis, die ein Blätterkrönchen und daher natürlich auch ihren hochtrabenden Namen völlig zu Recht trägt, schon um einiges näher. Denn sie teilt ihren stolzen Habitus mit vielen großen Lilien, nur hat sie das Glück, um einiges früher als ihre Konkurrentinnen zu blühen.
Der Werdegang der Kaiserkrone
Aus den Hochländern des Mittleren Ostens, wo sie zwischen östlicher Türkei und westlichem Himalaja ziemlich profan an felsigen Berghängen bis hinauf auf 3.000 Meter Höhe wild wächst, fand die Kaiserkrone schon Mitte des 16. Jahrhunderts ihren Weg nach Europa.
Botschafter dieser orientalischen Pflanzenschönheit waren Türken und Perser. Unter ihrem persischen Namen Tusai erreichte sie 1553 zuerst Italien. 20 Jahre später traf sie in Wien ein und kam dort – wie der Geobotaniker Heinz Dieter Krausch in seiner sogar nach ihr benannten Kulturgeschichte der Gartenblumen „Kaiserkron und Päonien rot ...“ schreibt – „im Garten Kaiser Maximilians I. im April 1576 erstmals zur Blüte“.
Das Staunen muss groß gewesen sein. Jedenfalls machte sich der große, in Wien tätige flämische Botaniker Carolus Clusius sogleich daran, seine Corona regia zu vermehren, weiterzugeben und so von der Habsburger Metropole aus ihren europaweiten Siegeszug zu begründen. Bald zierte die schöne Kaiserkrone landauf, landab die Gärten der Aristokratie und wurde zu einer der wesentlichen Prachtpflanzen adeliger Lust- und Wandelgärten.
Auch in dem berühmtesten Pflanzenbuch des Barock, dem „Hortus Eystettensis“ über den botanischen Garten der Willibaldsburg im bayerischen Eichstätt aus dem Jahr 1613, das von dem Nürnberger Apotheker, Botaniker und Verleger Basilius Besler her ausgegeben wurde, gibt es eine Kupferstichdarstellung einer vielblütigen Kaiserkrone Corona Imperialis Polyanthos.
Noch war die Kaiserkrone ein absolutes Luxusgut und abseits aristokratischer Gärten eine Rarität.
Bürgergärten eroberte sie erst im 18. Jahrhundert, die Bauerngärten, mit denen sie ein für alle Mal verbunden bleiben sollte, überhaupt erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Dann aber dauernd in Hülle und Fülle.
Unkomplizierte Gartenbewohnerin
Anders, als es ihr kapriziöses Aussehen vielleicht nahelegt, ist die Kaiserkrone eine ziemlich robuste und pflegeleichte Pflanze.
Sie mag es sonnig, die Erde sollte durchlässig sein.
Nur auf eines reagiert sie verschnupft, nämlich auf Staunässe. Das hängt damit zusammen, dass die Zwiebeln, aus denen sich die Pflanzen entwickeln, oben ein Loch haben und innen hohl sind, was sie bei zu großer Nässe leicht anfällig für Fäulnis macht.
Ansonsten ist sie – allein oder in Gruppen gesetzt – eine perfekte, unkomplizierte Hintergrundpflanze für Beete und Rabatten und treibt über Jahre und Jahrzehnte jedes Frühjahr aufs Neue aus.
Vermehren lässt sie sich auch leicht: Die Mutterzwiebel bildet kleinere Tochterzwiebeln, die man abbrechen und an anderer Stelle in ein neues Pflanzloch legen kann.
Einige Sorten wie Fritillaria i. Prolifera besitzen sogar zwei Blütenkränze übereinander.
Die Sorten Rubra maxima und Lutea maxima, von denen die eine orange und die andere gelb blüht, zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders großblütig sind.
Hübsche Schwestern
Die Kaiserkrone hat auch ein paar nicht minder attraktive Schwestern, deren bekannteste sicher die Schachbrettblume Fritillaria meleagris ist. Klein und filigran ist sie, kaum 25 Zentimeter hoch, mit nur einer oder zwei Blüten, die allerdings ein spektakuläres Schachbrettmuster in Purpur-Braun und Rosa aufweisen. Wenn man Glück hat und es ihr an einem Standort gefällt, verwildert sie leicht und bildet im April und Mai mitunter ganze Schachbrettblumenteppiche. Sie liebt feuchte Standorte, vor allem Wiesen.
Eine echte Augenweide ist auch Fritillaria persica, die etwa so hoch wird wie die Kaiserkrone und an ihrem Stängel – ähnlich dem Rittersporn – einzeln stehende, dunkelviolette Blüten trägt.
Gut zu wissen
Die Zwiebel der Kaiserkrone hat einen scharfen, beißenden Geruch, der sogar Wühlmäuse und Maulwürfe abschrecken soll. Wirklich verlässliche Angaben gibt es dazu aber leider nicht. Die Meinungen gehen deutlich auseinander.
Auch wenn es nicht sehr ansehnlich aussieht: Wie bei allen Zwiebelpflanzen – Tulpen, Krokussen, Narzissen, Hyazinthen etc. – ist es auch bei Kaiserkronen wichtig, Blätter und Stängel nicht zu früh nach dem Abblühen der Blüten abzuschneiden. Über sie bezieht die Zwiebel neue Nährstoffe für die kommende Saison, die sie frisch speichert und mit denen sie gleichsam ihre Batterien neu auflädt.
Kaiserkronen gedeihen auch sehr gut in Töpfen, wenn diese Töpfe groß genug sind und eine entsprechende Pflanztiefe für die doch ziemlich stattlichen Zwiebeln gestatten.
Kaiserkrone (Fritillaria imperialis)
Familie: Liliengewächse (Liliaceae).
Blütezeit: Kaiserkronen blühen im April und Mai.
Standort: Zwiebeln legt man zwischen September und Oktober in gut durchlässige, fruchtbare Erde. Sie kommen einzeln in ein Pflanzloch von ca. 25 cm Tiefe. Faustregel: Die Tiefe des Pflanzlochs soll etwa das Drei- bis Viefache der Höhe der Zwiebel betragen. Sie mögen sonnige oder halbsonnige Standorte.
Pflege: Eigentlich trägt die Zwiebel alle Nährstoffe, die die Pflanze braucht, in sich. Trotzdem bewährt es sich, Kaiserkronen im Frühjahr mit einer Gabe Kompost oder Hornspänen zu düngen. Wichtig: Der Dünger sollte nicht zu viel Stickstoff enthalten, weil die Pflanze sonst – auf Kosten der Blüten- entwicklung – allzu viel Energie in die Blattbildung investiert.
Pflanzung: 20–30 cm tief, mit Loch (Austritt des Vorjahrestriebs) nach oben, aber etwas schräg, damit das Wasser ablaufen kann.
Blütezeit: März und April.
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