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Garten

Die Wunderknolle Fenchel

Ob das zarte Grün, die Samen oder die Knolle - vom Fenchel wird einfach alles verwendet. Darüber hinaus ist er aber nicht nur ein vielseitiges Gemüse mit einer langen Geschichte, sondern auch ein Heilmittel.

Pflanzenporträt, Gartenwissen, Fenchel
Foto: Eisenhut & Mayer
Vom Liebestrank bis Vitaminspender: der Fenchel ist vielseitig einsetzbar.

Alles begann rund ums Mittelmeer, wo der Fenchel seit Jahrtausenden sowohl als Heilpflanze als auch als Gemüse verwendet wird. Die Ägypter sammelten noch den wilden, etwas bitteren Fenchel (Foeniculum vulgare), später wurde die Pflanze in anderen südlichen Ländern als Gemüse kultiviert. 

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Wo die Geschichte des Fenchels begann

In der griechischen Mythologie spielte hingegen ein anderer naher Gemüseverwandter eine wichtige Rolle, der Riesenfenchel (Ferula communis). Als Prometheus das Feuer vom Olymp stahl, verwendete er dazu der Sage nach eine Fackel, die aus Fenchelstängeln zusammengedreht war und auch bei Wind nicht erlosch. 

  • Auf einem Fenchelacker dürfte zudem jene Schlacht stattgefunden haben, bei der die Griechen rund 40 Kilometer vor Athen die Perser bezwangen. Marathonas (auf Deutsch Fenchelfeld) heißt das Städtchen noch heute, von dem aus ein Läufer die Siegesnachricht überbracht haben soll. Und man sagt auch, der Soldat soll sich zuvor mit Fenchelkraut gestärkt haben, um die Strapazen in voller Adjustierung zu über­stehen. In diesem Fall handelte es sich vermutlich um Gemüsefenchel, mit dem ursprünglich das Tsatsiki gewürzt wurde. 

  • Im 9. Jahrhundert erst wurde das zarte Gewächs von Benediktinermönchen über die Alpen gebracht, wo es seither eine wichtige Rolle in den Klostergärten spielt. Beliebt unter den Brüdern war vor allem das Kauen des Fenchelkrauts. Man sagt, es half dabei, Verdauungsgeräusche zu unterdrücken und somit die Predigt nicht zu stören. Blätter und getrocknete Samen dienten als Gewürz, die Knolle selbst wurde erst in jüngerer Zeit als feines Gemüse entdeckt. 

Servus Mondpost

Die Wirkung von Fenchel

Botanisch gesehen ist der Fenchel eine oberirdische Schein-­ oder Sprossknolle, also keine unterirdische Knolle wie etwa der Erdapfel. Und wie Petersilie, Dille, Karotte und Kümmel gehört er zu den Doldenblütlern, die allesamt, wenn man sie lässt, würzige Samen ausbilden. 

  • Der Wilde Fenchel, auch Bitterfenchel genannt, wächst in ganz Mitteleuropa, bildet aber nur bittere Samen aus.

  • Die Samen des Kulturfenchels hingegen haben, wie das Fruchtfleisch der Knollen, ein feines Anisaroma. Das mag man entweder sehr oder gar nicht. Halbherzige Fenchelfreunde gibt es nicht. 

„Fenchel hält gesund und macht fröhlich“, sagte Hildegard von Bingen seiner­ Zeit. Die ätherischen Öle wie Menthol, Anethol und Fenchon prägen den Geschmack und haben eine anregende Wirkung. Früher hieß es von den Samen, sie würden „die Lust reizen“, und man braute aus den Blütendolden Liebestränke. Ob diese hielten, was man sich versprach, ist nicht erwiesen, bestimmt haben sie aber die Verdauung unterstützt. 

  • Noch heute gibt man weinenden Säuglingen Tee aus Fenchelsamen, um Bauchkrämpfe und Blähungen zu mildern. Am besten trinkt auch die Mama Fencheltee, um die kalmierenden Wirkstoffe über die Muttermilch weiterzugeben. 

  • In den Knollen wiederum sind die Vitamine-C, K, E, Folsäure sowie Betacarotin und wertvolle Mineralstoffe enthalten. Besonders gesundheitsfördernd ist der Vitamin-C­-Gehalt, der beim Fenchel etwa doppelt so hoch ist wie bei Orangen. 

Zubereitungsarten

Fenchel schmeckt roh wie gekocht gut und wird gerne mit anderem Gemüse kombiniert. Er eignet sich als Zutat für Risotto und Aufläufe oder als Beilage zu Fisch und Fleisch. Brot und eingelegtes Gemüse kann man mit Fenchelsamen würzen, das zarte Fenchelgrün gibt eine feine Garnitur. Und mit Anethol, das aus Fenchel gewonnen wird, werden Anisschnäpse wie Ouzo oder Absinth verfeinert.

Fenchel (foeniculum vulgare var. azoricum)

  • Namen: Gemüse-, Knollen- oder Zwiebelfenchel

  • Familie: Doldenblütler (Apiaceae)

  • Aussaat: Ab Mitte April wird er in Töpfen auf der Fensterbank oder im Glashaus vorkultiviert. Ab Mai können schossfeste Sorten (also solche, die nicht in die Höhe wachsen und dann Blüten bilden) im Abstand von 30 × 30 cm an einen sonnigen Standort ins Freiland, ab Mitte Juni bis Mitte Juli alle anderen. Wer nicht Knollen, sondern Samen ernten will, baut entsprechende Sorten als Gewürzfenchel an oder lässt bewusst Blüten ausbilden. Geerntet werden die Samen erst ab dem 29. September, dem Michaelstag, damit sie wirklich ausgereift sind. 

  • Pflege: Bei der Pflanzung Kompost einarbeiten. Fenchel gehört zu den Mittelzehrern und kommt in der Fruchtfolge nach nährstoffhungrigem Gemüse wie Kohl und Zucchini. Mit Rasenschnitt mulchen und gleichmäßig feucht halten. 


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