Kleine Beerenkunde
Ogrosl oder Hoarbeer, Bromba oder Granngln, Ananas oder was? Der sommerliche Servus-Wegweiser durchs süße Reich der Beeren.

Heidelbeere
Botanischer Name: Vaccinium sp.
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Regionale Namen: Blaubeere, Schwarzbeere; Hoarbeer heißt sie in Oberösterreich, Twasper in Bayern.
Namensableitung: Die Heidelbeere wächst dort, wo ihr Name herkommt: auf der Heide.
Sorten: Der Waldheidelbeerstrauch (Vaccinium myrtillus) wird bis zu 40 cm hoch und trägt kleine Beeren mit dunklem, stark färbendem Fruchtfleisch, Ernte: von Juli bis September. Der Kulturheidelbeerstrauch (Vaccinium corymbosum) erreicht eine Höhe von bis zu 1,5 m und trägt große Beeren mit weißem Fruchtfleisch, Ernte: je nach Sorte von Juni bis Oktober.
Garten: Kultivieren lassen sich ausschließlich Kulturheidelbeersorten, und zwar im Moorbeet. Wie Azaleen und Rhododendren brauchen sie einen sauren Boden, sind ansonsten aber genügsam. Nicht zu viele Nährstoffe und auch keinen Kompost zugeben! Die Kultur im Hochbeet ist empfehlenswert. Hinweis: Beeren mittels Netzen vor Vögeln schützen.
Gesundheit: Getrocknete Heidelbeeren sind ein altes Heilmittel gegen Durchfall, frische Früchte hingegen wirken eher abführend.
Sammeln: In Österreich wird gern der Blaubeerkamm verwendet – auch Heidelbeerkamm oder regional „Raffel“ genannt. Bei der Ernte fallen die Beeren in den Kasten mit seinem aufgesetzten Kamm. Einziger Nachteil: Es werden auch unreife Beeren und Blätter mitgesammelt.
Ribisel
Botanischer Name: Ribes nigrum (Schwarze Johannisbeere) und Ribes rubrum (Weiße und Rote Johannisbeere)
Familie: Johannisbeergewächse (Grossulariaceae)
Regionale Namen: Den Ausdruck Riwesl findet man im Pinzgau; Zaufen oder Zanherle nennen sie die Südtiroler, in Deutschland heißen sie Johannisbeeren und in der Schweiz Meertrübeli.
Namensableitung: Der Name Johannisbeere bezieht sich auf die Reifezeit der Beeren um den Johannistag, den 24. Juni. Auch die Namen Santihansbeere, Hanstraube oder Sant Johannis Trübelin sind auf den Erntezeitpunkt und die Ähnlichkeit zu Trauben zurückzuführen.
Sorten: Jonkheer van Tets (rot), Rovada (rot), Weiße Versailler (weiß), Titania (schwarz)
Garten: Rote und weiße Ribiseln fruchten am ein- und mehrjährigen Holz; bei zu dichtem Wuchs im Sommer auslichten, im Herbst auf 6 bis 10 kräftige Leittriebe reduzieren. Schwarze Ribiseln fruchten am einjährigen Holz, eine regelmäßige Verjüngung ist also wichtig.
Gesundheit: In Sachen Vitamin-C-Gehalt können Ribiseln durchaus mit Zitrusfrüchten mithalten! Außerdem regen sie den Stoffwechsel an, wirken harntreibend und helfen bei Blasenleiden, Durchfall, Erkältungskrankheiten, Halsentzündungen, Vitamin- C-Mangel und Migräne.
Hinweis: Die frischen, zerriebenen Blätter können die Folgen von Insektenstichen lindern.
Erdbeere
Botanischer Name: Fragaria sp.
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Regionale Namen: Easchbee im Pinzgau, Eapa im Lavanttal, Pröbstlinge in der Steiermark, Ananas in Teilen Niederösterreichs und Kärntens
Namensableitung: Der botanische Name Fragaria leitet sich vom lateinischen fragare (duften) ab.
Sorten: Die Garten- oder Ananaserdbeere (Fragaria x ananassa) trägt große Früchte im Juni. Monatserdbeeren (Fragaria vesca var. semperflorens) stammen von der heimischen Walderdbeere (Fragaria vesca, großes Foto oben) ab und haben kleinere, aromatische Früchte von Juni bis September. Sie eignen sich zum Verwildern. Vescana-Erdbeeren: Kreuzung aus Garten- und Walderdbeere. Sie sind äußerst pflegeleicht und als Bodendecker bestens für die Erdbeerwiese geeignet. Nach der Ernte abmähen! Übrigens: Die Erdbeere ist eigentlich keine Beere, sondern eine Scheinfrucht, bestehend aus vielen kleinen Nüsschen (Sammelnussfrucht).
Garten: Die Jungpflanzen (Kindel) werden am besten im Juli/August gepflanzt, die Früchte reifen dann
im Juni des Folgejahres. Man sollte Kompost in den Boden einarbeiten und die Pflanzen ausreichend wässern. Gegen Krankheiten und Fäulnis hilft Mulchen mit Stroh oder Ähnlichem, außerdem die Blätter entfernen, ohne dabei die Herzknospe zu verletzen.Gesundheit: Erdbeeren haben wenige Kalorien, regen den Stoffwechsel an und wirken wegen ihres hohen Gehalts an Asparaginsäure entwässernd. Vitalstoffe wie Vitamin A unterstützen den Hautaufbau, Vitamin C unterstützt das Immunsystem, Vitamin B die Nerven, Magnesium das Herz und Eisen die Blutbildung. Bei Verstopfung, Gelenksrheumatismus, Nierenleiden oder Kreislaufbeschwerden wirken Erdbeerkuren wahre Wunder. Außerdem enthalten sie Salizylsäure gegen Entzündungen. Der Botaniker Carl von Linné soll mit Erdbeeren seine Gicht geheilt haben.
Brombeere
Botanischer Name: Rubus fruticosus
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Regionale Namen: Am Wörthersee nennt man sie Murn, in Oberösterreich Bromba, und im Pinzgau heißt sie Brombee.
Namensableitung: Der Ausdruck Brombeere hat sich aus dem althochdeutschen Wort brämberi entwickelt, was so viel heißt wie Dorngebüschbeere oder Beere des Dornstrauchs.
Sorten: Loch Ness und Navaho. Beide sind ohne Stacheln.
Garten: Am besten gedeiht die Brombeere an einem sonnigen, nicht zu engen Standort. Der Boden sollte tiefgründig, humos, gleichmäßig feucht, aber ohne stauende Nässe sein. Eine Schicht Rindenmulch, Gras oder Laub hält den Boden so locker und feucht, wie es die Beerensträucher mögen. Brombeeren brauchen ein Gerüst, auf dem die Ruten aufgebunden werden. Sie fruchten an den Kurztrieben der letztjährigen Ranken. Abgetragene Triebe im Herbst bodentief zurückschneiden, diesjährige Triebe lassen. Sie tragen im nächsten Jahr.
Gesundheit: Brombeeren enthalten viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamin A und C, Kalium, Magnesium und Kupfer. Sie wirken magenstärkend und blutbildend. Ihre sekundären Pflanzenstoffe senken das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen und wirken entzündungshemmend. Brombeersaft hilft, leicht angewärmt und in kleinen Schlucken getrunken, bei Heiserkeit und überanstrengter Stimme. Ihre Blätter wirken als Tee gegen Durchfall, Husten und Entzündungen.
Volksglaube: Mit der ersten Brombeere im Jahr lassen sich hartnäckige Warzen vertreiben. Wer allerdings nach dem 10. Oktober noch Brombeeren pflückt, dem soll Unglück geschehen, weil der Teufel an diesem Tag seinen Pferdefuß auf die Pflanze stellt und all jene verwünscht, die nach den Beeren greifen. So bleiben die letzten Früchte wenigstens den Vögeln im Winter.
Himbeere
Botanischer Name: Rubus idaeus
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Regionale Namen: Im Pinzgau heißt sie Imbee, im Lungau Humbee.
Namensableitung: Das Wort Himbeere kommt vom althochdeutschen hintperi, was so viel wie „Beere der Hirschkuh“ bedeutet.
Sorten: Frühtragende Sorten wie Rubaca fruchten an den Ruten, die sich im vorangegangenen Jahr gebildet haben. Spättragende Himbeeren wie Autumn Bliss tragen an den neugebildeten, diesjährigen Ruten. Auch die Himbeere ist aus botanischer Sicht keine Beere, sondern eine Sammelsteinfrucht!
Garten: Die Himbeere hat im Garten sehr ähnliche Ansprüche wie die Brombeere. Achtung, für beide gilt: den Boden nur flach bearbeiten, um die Wurzeln nicht zu verletzen.
Gesundheit: Himbeerblätter enthalten Fruchtsäuren, Flavonoide, Gerbstoffe, Vitamin C und Zucker. Sie sind in vielen Kräutertees zu finden. In den Früchten finden sich nebst Fruchtsäuren auch Kalium, Kalzium, Magnesium, Vitamin C, Flavonoide, Glykoside, Pektin und Zucker. Die sekundären Pflanzenstoffe senken das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen und wirken entzündungshemmend. Hier können Sie mehr über die Wirkung von Himbeeren erfahren.
Tipp: Die Früchte der Himbeeren sind sehr empfindlich – auf keinen Fall unter fließendem Wasser waschen! Kurz in lauwarmes Wasser tauchen und gut abtropfen lassen.
Preiselbeere
Botanischer Name: Vaccinium oxycoccus
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Regionale Namen: Moosbeere, Kranichbeere, Granten oder Granngln.
Namensableitung: Die Blüten der Preiselbeere erinnern an den Kopf und Hals eines Kranichs – deshalb auch Kranichbeere.
Sorten: Koralle oder Red Pearl (von Vaccinium vitisidaea) bringen hohe Erträge und sehen auch über den Winter prächtig aus.
Garten: Die Preiselbeere braucht einen sauren Boden und lässt sich gut im Hochbeet kultivieren. Sie ist äußerst anspruchslos und ausläufertreibend.
Gesundheit: Vitamin C stärkt das Immunsystem, Benzoe- und Salizylsäure lindern Schmerzen. Preiselbeeren und deren Saft gelten übrigens als Hausmittel gegen Nieren- und Blasenleiden. Der große Gehalt an Anthocyan soll das Einnisten der Bakterien in der Schleimhaut verhindern.
Tipp: Wegen des hohen Gehalts an Ascorbinsäure, Benzoe- und Salizylsäure haben Preiselbeeren eine konservierende Wirkung, verlängern also auch die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Schon gewusst? Diese 8 Lebensmittel halten ewig.
Stachelbeere
Botanischer Name: Ribes uva-crispa
Familie: Johannisbeerengewächse (Grossulariaceae)
Regionale Namen: Agrasl, Orgosl, Mungatzen, Mei(t)schg(a)le, Mauchale, Neischgl. Früher wurde die Stachelbeere auch als Klosterbeere bezeichnet.
Namensableitung: Die Beeren selbst sind nicht stachelig, allerdings schützen sich ihre Triebe mit spitzen Stacheln.
Sorten: Es gibt sie in verschiedenen Farben: in Grün (Invicta) und Rot (Pax). Die Form ist kugelig, die Beeren sind meist gestreift.
Garten: Die stacheligen Sträucher haben dieselben Boden- und Standortansprüche wie Himbeeren und Brombeeren. Da sie leicht von Mehltau befallen werden, am besten resistente Sorten wählen. Stachelbeeren fruchten am einjährigen Holz, regelmäßige Verjüngung ist daher wichtig.
Gesundheit: Sie haben einen hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt, reinigen das Blut, lindern Rheuma, stärken Herz und Kreislauf.
Text: Veronika Schubert
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